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Sport/Geschichte
Vater und Sohn – Leistungsträger bei der SpVgg Bayreuth
Lothar Wolf feiert seinen 70. Geburtstag
Franz und Stephan Beckenbauer, Carlo und Davide Ancelotti, Cesare und Paolo Maldini, Pal und Palko Dardai, Souleyman und Leroy Sané. Beispiele für „Kicker-Dynastien“, in denen „Vater und Sohn“ bekannte Fußballer waren und sind, gibt es genug. Natürlich, so dürfen wir „augenzwinkernd“ anfügen, gab es das auch in Bayreuth. In der Vereinsgeschichte der SpVgg tauchen die Namen Sommerer (Rudi und Uwe), Mahr (Wolfgang und Steffen), Brendel (Reinhard und Dominik), Pötzinger (Jörg und Julian), Ruscher (Gerd und Stefan), Weimar (Onkel Horst und Neffe Patrick) und natürlich Wolf (Jörg und Chris) in zwei Fußballgenerationen auf. Bei Fritz und Hans Semmelmann sowie Wolfgang und Matthias Kauper können wir sogar notieren, dass Vater und Sohn in der jeweils zweithöchsten Spielklasse im Altstädter Trikot aufliefen.
Viele Gemeinsamkeiten gibt es bei Lothar Wolf, der für die Altstädter von 1979 bis 1981 in der 2. Liga Süd spielte, und Sohn Chris, der seit August 2008 in zehn Spielzeiten in Bayernliga und Regionalliga weit über 300 Pflichtspiele für die SpVgg absolvierte. Beide sind und waren Sympathieträger und Publikumslieblinge, überzeugten durch ihre Ballsicherheit und Zuverlässigkeit als Defensivkräfte. „Und beide waren und sind als Torjäger völlig unverdächtig“, lacht Vater Lothar Wolf, wobei sich es Lothar, der am 16. September seinen 70. Geburtstag feiert, und Chris aber nie nehmen ließen, wenigstens ein Saisontor zu erzielen.
Dabei kam er damals im Sommer 1979, die SpVgg hatte gerade im Aufstiegsspiel gegen den FC Bayer 05 Uerdingen den Bundesligaaufstieg knapp verpasst, mit einer ganz besonderen Empfehlung vom FC Bayern Hof nach Bayreuth. Im damals noch ausgetragenen DFB-Liga-Vereinspokal gehörte er 1972 als 21-jähriger zu der Hofer Mannschaft, die sich (ohne den gerade nach Innsbruck abgewanderten „Bobby Breuer“) in ihrer Gruppe mit 8:4 Punkten vor dem VfB Stuttgart (7:5), dem FC Bayern München (6:6) und dem TSV 1860 München (3:9) als Gruppensieger für das Viertelfinale qualifizierte. Dabei gehörte er sowohl beim 4:1-Heimsieg über die Münchner Bayern als auch beim 5:3-Sieg über die Sechziger zu den Torschützen. Im Viertelfinale scheiterten die Hofer am FC Schalke 04. Die Ergebnisse im Ligapokal und die Aufstiegsrunde zur Bundesliga bezeichnet er heute als seine größten Erfolge.
Doch dann kam der Abstieg des FC Bayern Hof und das Angebot der SpVgg Bayreuth. Zwei Jahre spielte Lothar Wolf für die Altstädter in der 2. Liga Süd. Er qualifizierte sich mit den Gelb-Schwarzen am Ende der Spielzeit 1981/82 für die neue eingleisige 2. Bundesliga, wechselte aber dann kurz zum Bayernligisten VfL Frohnlach, ehe er in der Reserve der SpVgg Bayreuth seine Karriere ausklingen ließ. In diesen Jahren bot sich für Lothar Wolf die Chance, die im Jahr 1912 gegründete Bürsten- und Pinselfabrik „Baruthia“ zu übernehmen, die er ab 1984 mehr und mehr auf den Bereich Arbeitsschutz umstellte. Im neuen Firmenstandort in Wolfsbach sind nun auch seine beiden Söhne Chris und Tim Wolf in der Geschäftsführung tätig. Lothar und seiner Frau Birgit verbrachten unzählige Stunden und Kilometer auf der Autobahn, um die Jungs zum Nachwuchstraining zum 1. FC Nürnberg zu fahren. Tim, der bis zur U19 beim FCN spielte, hat seine Karriere inzwischen beendet. Chris ist als einer der letzten „waschechten“ Bayreuther noch in der ambitionierten Regionalliga-Truppe aktiv. In dieser Saison soll der Aufstieg in die dritte Liga endlich gelingen. Dazu hat Chris von seiner Familie den vollen Rückhalt.
Stephan Müller
Stephan Müller (55) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.