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Geschichte
Rabenstein und Henkersau – Früher Galgen, heute Sportgelände
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile?
Woher kommen eigentlich die siedlungsgeschichtlichen Namen der Bayreuther Ortsteile? In Teil drei der Stadtteil-Serie blickt bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller auf die Bayreuther Ortsteile Rabenstein und Henkersau.
Hinrichtungen am Rabenstein in Bayreuth
Ortsteile oder Bezeichnungen, in denen „Raben“ vorkommen, haben oft etwas mit Hinrichtungen zu tun. So auch der Rabenstein in Bayreuth. Der „Rabenstein“ war ein mannshoch aufgeschüttetes und gemauertes viereckiges Podium, auf dem die Delinquenten vom Scharfrichter und seinem Knecht auf verschiedenste Weise ums Leben gebracht wurden. Die Richtstätte des Bayreuther Hochgerichts war etwa acht Schritte lang und breit und innen mit Erde ausgefüllt. Dort wurde gerädert, gepfählt und enthauptet.
Der Galgen wurde immer gerne zur Abschreckung an belebten Straßen und Grenzen alter Territorien aufgerichtet. So führte auch am Rabenstein die einstige „Hohe Straße“, die von Bamberg nach Böhmen führte, vorbei.
Der Galgen bestand aus vier steinernen Säulen, in denen die Jahreszahl 1723 eingehauen war. Auf den Säulen ruhten die Querbalken. Im Jahr 1737 wurde dort erstmals ein Übeltäter gehenkt.
Galgen auf der Henkersau
Das Gelände der Bayreuther Turnerschaft zwischen dem Stadtfriedhof und den Häusern der 99 Gärten war die Henkersau, in der 1719 der Galgen aufgestellt wurde. Der Rabenstein blieb die Richtstätte des Bayreuther Hochgerichts. Im Jahr 1799 fand die letzte Hinrichtung mit dem Rad statt. Um 1800 waren Galgen und Rad „fast ganz verfallen“, wie uns die Chronik von Friedrich König erzählt. Der Galgen auf der Henkersau wurde im Jahr 1814 versteigert, der Rabenstein im Jahr 1848 entfernt.
Sportler statt Henker
Wo früher gehenkt wurde, wird heute also Sport getrieben. Die Bayreuther Turnerschaft siedelte sich im Jahr 1976 auf dem Gelände an, nachdem vorher auf der alten Henkersau die Eisweiher der Brauerei Maisel und der Aktienbrauerei angelegt waren.
Ab Ende der sechziger Jahre hatten nämlich sowohl die Brauerei Maisel also auch die Bayreuther Turnerschaft, die bis dahin ihr Sportgelände an der Hindenburgstraße hatte, ein Problem. Die Sportler der BTS benötigten nicht nur ein größeres Sportgelände, sondern auch unbedingt angemessene Umkleidekabinen und sanitären Anlagen, die daneben liegende Brauerei Maisel musste dringend ihre Betriebsstätte erweitern.
Eisweiher gegen Sportgelände
Am Ende wurde eine verblüffend einfache Lösung gefunden. Der alte BTS-Platz befand sich unmittelbar neben den Brau-Betrieben, während die „Maisel-Bräu“ und die Bayreuther Bierbrauerei AG die ihre alten Eisweiher in der Henkersau bei den 99 Gärten schon lange nicht mehr benötigten. Die Verhandlungspartner vereinbarten einvernehmlich einen Preis von 70 Mark pro Quadratmeter für das Grundstück an der Hindenburgstraße und zehn Mark pro Quadratmeter für das Gelände in der Henkersau.
So gingen 17.000 Quadratmeter in den Besitz der Brauerei und 31.000 Quadratmeter in das Eigentum der BTS über. Am 10. Juli 1976 nahm die BTS ihre neue Sportanlage in Betrieb während die Maisel-Brauerei neu Betriebsstätten und ein Verwaltungsgebäude bauen konnte.
Stephan Müller
Stephan Müller (54) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.