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6.000 Fuß über Bayreuth: Rap von AzudemSK im Spannungsfeld zwischen Nietzsche und Wagner
Das neue Album von AzudemSK und Morlockko Plus heißt 6.000 Fuß über Bayreuth. Es nimmt die Kulturlandschaft in Deutschland unter die Lupe.
6.000 Fuß über Bayreuth erscheint am Freitag (7.5.2021). Die neue LP des Rappers AzudemSK, die in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Morlockko Plus entstand, fällt aus dem Zeitgeist. Sie ist ein Liebhaberstück für Rap-Nerds und für Leute, die mehr Wert auf tiefgründige Texte legen, als der Mainstream ihnen bieten kann.
In Folge 19 des RaPod spricht AzudemSK mit RaPod-Moderator Frederik Eichstädt über die neue LP, die Ansprüche, die er selbst an seine Musik stellt und die Herausforderungen der Corona-Pandemie. Außerdem stellt sich RaPod-Moderator Johannes „Quasi“ Besold am Ende der Folge noch dem gefürchteten Punchlinequiz.
Der Podcast RaPod mit AzudemSK auf Spotify zum Anhören
6.000 Fuß über Bayreuth: Eine Rap-Platte im Dunstkreis von Nietzsche und Richard Wagner
6.000 Fuß über Bayreuth heißt die neue LP von AzudemSK und Morlockko Plus. Der Titel mag überraschend erscheinen, bedenkt man, dass weder Rapper AzudemSK noch Produzent Morlockko Plus aus der Wagnerstadt oder der näheren Umgebung kommen.
„Der Titel 6.000 Fuß über Bayreuth stammt aus dem Buch Ecce homo von Friedrich Nietzsche. Es bezieht sich auf die Haltung die Nietzsche Wagner gegenüber eingenommen hat: nach dem Eindruck der ersten Bayreuther Festspiele. Nietzsche hat damals einen Schock erlitten.“ (AzudemSK über den Namen 6.000 Fuß über Bayreuth)
Diese Eindrücke hätten bei Nietzsche zu einer Reflexion darüber geführt, wie Kultur im deutschsprachigen Raum gehandhabt wird, so der Rapper, der mit bürgerlichem Namen Ralf Döscher heißt, weiter. „Diese Metapher zieht sich durch unsere komplette LP“, daher also der Titel.
Kultur im deutschsprachigen Raum: Wer beweihräuchert hier eigentlich wen?
Vom Sound her sei 6.000 Fuß über Bayreuth ein recht klassisches Rap-Album, das cineastisch produziert worden sei, so der Künstler weiter. „Es geht im Großen und Ganzen um Kultur im deutschsprachigen Raum.“ Die Frage hierbei sei ja – und hier kommt wieder Nietzsche ins Spiel – ob viele Künstler sich nicht einfach nur selbst beweihräuchern würden anstatt etwas Handfestes für die Kultur zu tun.
Ralf Döscher selbst möchte sich in seiner Kunst aus dem puristisch subkulturellen Bereich heraus zeigen. „Ich glaube durchaus, dass ich durch die Tragkraft meiner Texte auch Anerkennung bei Menschen finde, die nicht unbedingt Hip Hop-affin sind“, erklärt der Rapper weiter. Das sei sein Anspruch.
„Ich bin mehr Bindeglied als Spalter! Ich möchte mehr Menschen als die mir unterstellte Zielgruppe erreichen.“ (Rapper AzudemSK über seine Musik)
AzudemSK: Im Ring mit sich selbst und den Problemen von draußen
Seine Alben charakterisiert der Künstler als sehr autobiographisch. All dem liegt natürlich auch ein melodiöser und technischer Ansatz inne. „Rap ist ja auch ein Handwerk, das man als Künstler erlernen muss.“ Wichtig seien dabei die Beweggründe die man hat und der inhaltliche Anspruch, den man an sich selbst stellt. Rap sollte immer auch gesellschaftskritisch sein, findet der Künstler. „Da nehme ich mich selbst auf jeden Fall auch mit hinein.“
„Im Rap steigt man mit sich selbst und den Problemen von draußen in den Ring.“ (AzudemSK)
Im Mainstream würden heutzutage viele Künstler von ihrem Werdegang berichten: vom Tellerwäscher zum Millionär. Aber: „Wie oft wurde diese Geschichte jetzt auf welche Weise erzählt?“, fragt Döscher rhetorisch. Sein Ansatz bei der Musik und beim Schreiben von Texten sei ein anderer.
Rapmusik 2021: Leute können mit einem Interface und einem iPhone ihre Karriere starten
Aktuell sei es für junge, aufstrebende Künstler leichter denn je, sich selbst zu vermarkten und eine Öffentlichkeit für die eigenen Lieder und Alben zu finden. Während früher noch Nachwuchsrapper darauf hoffen musste, irgendwie an die bekannten Künstler und Labels andocken zu können, bieten YouTube, Spotify und Co. Newcomern ganz andere Möglichkeiten.
„Leute können zu Hause mit einem Interface und einem iPhone ihre Musikkarriere starten. Ich feiere das, das wird viele Kids auf jeden Fall vor schlimmeren Einflüssen bewahren.“
(AzudemSK über den technischen Fortschritt im Musikgeschäft)
Natürlich sei damit nicht garantiert, dass auch jeder dieser Neulinge auch qualitativ hochwertige Musik mache. Es sei daher nicht so, dass die Anzahl der guten Künstler dadurch proportional steige. Der Weg Deutschlands zurück zum „Land der Dichter und Denker“ sei dadurch nicht zwingend garantiert, so AzudemSK mit einem Augenzwinkern.
AzudemSK: „Musik ist viel zu schön…“
Viel deutschen Rap hört der Wahl-Berliner selbst in seiner Freizeit nicht. Musik sei dennoch ein wichtiger Teil seines Lebens. Aktuell höre er viel Jazz, deutlich mehr Klassik als früher, aber auch Lemmy von Motörhead zum Beispiel. Dabei möchte sich der Künstler selbst nicht auf ein Genre festlegen: wieso auch?
„Musik ist viel zu schön, als dass ich sie herunter brechen müsste.“
(AzudemSK)
Produzent Morlockko Plus war viel unterwegs
Bei seinen eigenen Werken setzt Döscher nicht auf den typischen massentauglichen Sound. Das Album 6.000 Fuß über Bayreuth wurde komplett vom Produzenten Morlockko Plus produziert. Die Beats seien schon „Nerd-Shit“, weil die Produktionen sehr tief in der Kultur graben würden.
„Zu meinem Glück war er (Morlockko Plus) vorher viel unterwegs. Es handelt sich um Vinyl-Pickings von Russland bis Südamerika. Das ist schon sehr analog und sehr puristisch. Musikalisch ist es sehr divers.“
(AzudemSK über den Sound auf 6.000 Fuß über Bayreuth)
Die LP 6.000 Fuß über Bayreuth erscheint am Freitag (7.5.2021). Erhältlich ist das Werk beispielsweise online im hhv-shop oder auch bei Spotify. Es wird eine Online-Releaseparty auf Facebook stattfinden. Mehr Infos zu AzudemSK gibt es auf Bandcamp und auf der Website von AzudemSK.
Der RaPod ist ein regelmäßig erscheinender Podcast von Frederik Eichstädt und Johannes „Quasi“ Besold für das Bayreuther Tagblatt.
RaPod-Punchlinequiz – Die Hall of Fame
DER400: 8/10
Ben Zimmermann: 7/10
B-Kwem: 7/10
Superjunk: 7/10
Purple Mind Records: 7/10
Bensen: 6/10
Rapha: 5/10
Flowzirkel: 5/10
Quasi: 4/10
bt-Redakteur Online/Multimedia
Frederik Eichstädt