Wolfgang Bosbach im bt-Interview: „Ich bin ein Freund der klaren Worte!“

So voll war das Festzelt der Kreuzer Kerwa an einem Sonntag schon lange nicht mehr. Der Grund dafür: CDU-Politiker Wolfgang Bosbach.

Der 67-Jährige war zu Gast beim Politischen Frühschoppen der Kreuzer Kerwa. bt-Redakteurin Susanne Jagodzik hat Wolfgang Bosbach vor seiner Rede zum Interview getroffen. Im Video über dem Text spricht Bosbach über seine Krebserkrankungen, die Zeit nach seiner politischen Karriere und seinem besonderen Verhältnis zur CSU.


Bosbach war von 2000 bis 2009 stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und von 2009 bis 2015 Vorsitzender des Innenausschusses des Deutschen Bundestages. Im Oktober 2017 gab er seinen Rückzug aus dem Deutschen Bundestag bekannt.


Einer der beliebtesten Politiker Deutschlands

Trotz seines Rückzugs zählt Wolfgang Bosbach zu einem der bekanntesten und beliebtesten Politiker Deutschlands. Und das obwohl der Rheinländer nie ein hohes Ministeramt innehatte. Auf die Frage warum gerade er sich einer solchen Beliebtheit erfreuen darf, antwortet Bosbach mit einem Schmunzeln: „Ich bin ein Freund der klaren Worte. Das schätzen die Leute!“.

Wolfgang Bosbach auf der Kreuzer Kerwa. Foto: Susanne Jagodzik

Und das wurde auch auf der Kreuzer Kerwa deutlich. Die Besucher waren sich einig: „So voll wie dieses Jahr war das Festzelt an einem Sonntag schon lange nicht mehr.“

„Es muss klar sein wofür man steht“

In seiner Rede zum Politischen Frühschoppen ging der 67-Jährige vor allem auf die Entwicklung der CDU und CSU ein. Es brauche nur zwei Ansätze um wieder erfolgreich zu werden: Man müsse als klare politische Alternative auftreten und zum anderen sich mit den Themen beschäftigen, die für die Leute wichtig sind.

Doch auch der Spaß durfte nicht zu kurz kommen.

Wir haben auch in der Politik Humor. Aber wissen Sie, meisten wenn wir Politiker Humor haben, ist es eher unfreiwillig.

(Wolfgang Bosbach, CDU-Politiker)

Wolfgang Bosbach ist der fünfte Gastredner auf der Kreuzer Kerwa seit die CSU den Politischen Frühschoppen ausrichtet. Vor Bosbach waren seit 2015 bereits der ehemaligen Innenminister Hans-Peter Friedrich, Thomas Kreuzer, Chef der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, der bayerische Innenminister Joachim Herrmann und Ministerpräsident Markus Söder zu Gast am Rednerpult der Kreuzer Kerwa.

Dem Festspielchef zu Ehren: 100 Jahre Wolfgang Wagner

Am 30. August 2019 wäre Wolfgang Wagner (1919 bis 2010) 100 Jahre alt geworden. Der jüngste Enkel Richard Wagners leitete die Bayreuther Festspiele fast sechs Jahrzehnte und prägte sie während dieser schier unvorstellbar langen Ära wie kein anderer. Eine seiner größten Lebensleistungen war sein Engagement um Wiedereröffnung der Bayreuther Festspiele nach dem zweiten Weltkrieg. Mit dieser Thematik hat sich bt-Hobbyhistoriker Stephan Müller auseinandergesetzt.


Über ein halbes Jahrhundert Festspielleiter

Wolfgang Wagner. Foto: Richard Wagner Museum

Zum Abschluss der Bayreuther Festspiele 2008 ging mit dem Rücktritt von Wolfgang Wagner als Festspielleiter eine unglaubliche Ära zu Ende. Über ein halbes Jahrhundert, genauer 57 Jahre und damit 58 Spielzeiten, leitete der Enkel von Richard Wagner die Bayreuther Festspiele und hat damit wie kein Zweiter in der Geschichte die Festspiele geprägt und verkörpert. Am 30. August 2019 wäre er 100 Jahre alt geworden.

Erfolgreiche Wiedereröffnung

Seine Theater-Ausbildung begann Wolfgang Wagner im Jahr 1940. Nach einer Verwundung im Polenfeldzug wurde er im Alter von 21 Jahren aus der Wehrmacht entlassen und arbeitete an der „Preußischen Staatsoper Berlin“ und ab 1943 bei den „Meistersingern“ im Festspielhaus als Regieassistenten.

Wieland und Wolfgang Wagner 1951. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung

Wieland und Wolfgang Wagner hatten 1951 die Bayreuther Festspiele, die nach dem Weltkrieg sechs Jahre lang unterbrochen waren, erfolgreich wiedereröffnet. Über den bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Hans Erhard gelang es, das beschlagnahmte Festspielhaus und das gesperrte Festspielvermögen freizubekommen. Nun musste Geld gesammelt werden.

Geldgeber gesucht: Mit dem Motorrad quer durch Deutschland

Mit dem Motorrad fuhr Wolfgang Wagner quer durch Deutschland, um Geldgeber für einen Neuanfang zu suchen. Bei der Gründungsversammlung der „Gesellschaft der Freunde von Bayreuth“ am 22. September 1949 in Frankfurt lag den Gründungsmitgliedern ein Etat in Höhe von 700.000 Mark für die Finanzierung der ersten Festspiele im Jahr 1950 vor.

Doch im Juli 1950 schlug eine Nachricht aus Bremen wie eine Bombe ein: Die Intendanten der deutschen Rundfunkanstalten beschlossen, dass den Festspielen keine Lizenzgebühren für eine Übertragung gewährt werden sollten.

Wolfgang Wagner bei einer Spendenaktion im Kinderhaus. Foto: Stephan Müller

Daraufhin berief Dr. Hans Erhard eine Sitzung des Deutschen Bühnenvereins ein. Der Ausschuss kam zu dem einstimmigen Ergebnis, dass die Wiederaufnahme der Festspiele durch die öffentliche Hand durch Subventionen und Rundfunkgeldern gefördert werden sollten.

Viel Überzeugungskraft notwendig

Nun mussten die Rundfunksender überzeugt werden. Im September 1950 zwängten sich der Bayreuther Kulturreferent Karl Würzburger, Stadtschulrat Kuttenfelder und Wolfgang Wagner in einen Volkswagen, um die beschwerliche Rundreise von Bayreuth über Hamburg, Köln, Frankfurt und Baden-Baden nach Bremen anzutreten. Eine lange, aber erfolgreiche Fahrt auf den damals noch „holprigen“ Straßen.

Schon am 18. September 1950 bewilligte der Bayerische Rundfunk als erster ARD-Sender eine Kulturhilfe von 50.000 Mark. Einen Monat später beschloss der Landtag eine Subvention in Höhe von 200.000 Mark und die Stadt Bayreuth stellte weitere 100.000 Mark in Aussicht. Die Vorbereitungen für die Bayreuther Festspiele 1951 konnten beginnen.

Festspielleitung durch das Brüder-Duo

Die Brüder hatten sich schnell geeinigt, dass sich Wieland der künstlerischen Gestaltung annehmen sollte und Wolfgang weiterhin den „weltlichen“ Teil wie Finanzierung, Organisation und betriebliche Steuerung der Festspiele übernehmen sollte.

Wolfgang Wagner mit Tochter Eva Wagner-Pasquier. Foto: Stephan Müller

Schon während der Vorbereitung der ersten Nachkriegsfestspiele zeichnete sich ab, dass den Festspielen schnell wieder Zuspruch und großes Interesse entgegengebracht wurden. Berühmte Dirigenten wie Furtwängler, Knappertsbusch und Karajan wollten ebenso dabei sein wie Mitarbeiter des künstlerischen und technischen Personals. Im Jahr 1951 gingen die ersten Festspiele unter der Leitung der Brüder Wieland und Wolfgang Wagner über die Bühne.

Vom Organisator zum Regisseur

Ab 1953 inszenierte Wolfgang Wagner selbst in Bayreuth. Bis zu seinem Abschied als Regisseur im Jahr 2002 inszenierte er gerade einmal in zwei Jahren (1965 und 1966) nicht. Alle zehn großen Werke Richard Wagners brachte er in Neuinszenierungen auf die Bühne. Seine zwölf Inszenierungen waren in 461 Vorstellungen zu sehen. Ab 1969 holte Wolfgang Wagner verstärkt Gastregisseure nach Bayreuth. Mit August Everding kam der erste Regisseur, der nicht Wagner hieß. Es folgten – um nur einige zu nennen – Götz Friedrich, Patrice Chéreau, Harry Kupfer, Peter Hall, Werner Herzog, Dieter Dorn, Heiner Müller, Jürgen Flimm, Tankred Dorst oder Stefan Herheim.

Wolfgang Wagner auf dem Roten Teppich der Bayreuther Festspiele 2008. Foto: Stephan Müller

Auch als Gastregisseur in der ganzen Welt

Als Gastregisseur präsentierte er den „Ring“ schon 1957 in Venedig. In den 80ern inszenierte er an renommierten Bühnen: So 1985 die „Meistersinger“ und 1988 „Der Fliegende Holländer“ an der Semperoper in Dresden. Im Jahr 1997 reiste er nach Tokio, um dort den „Lohengrin“ auf die Bühne zu bringen.

Wolfgang Wagners Inszenierungen im Festspielhaus

Von 1951 fanden bis heute 2.725 Aufführungen im Festspielhaus statt. Davon leitete Wolfgang Wagner ab 1967 bis 2008 genau 1.268 Vorstellungen in alleiniger Verantwortung. Der letzte Vorhang unter seiner Verantwortung fiel am 28. August 2008 nach einer „Parsifal“-Aufführung.

  • Lohengrin: 1953 bis 1954 – 13 Aufführungen
  • Holländer: 1955 bis 1956 – 13 Aufführungen
  • Tristan und Isolde: 1957 bis 1959 – 15 Aufführungen
  • Ring: 1960 bis 1964 – 48 Aufführungen
  • Lohengrin: 1967 bis 1972 – 28 Aufführungen
  • Meistersinger: 1968 bis 1975 – 43 Aufführungen
  • Ring: 1970 bis 1975 – 65 Aufführungen
  • Parsifal: 1975 bis 1981 –  39 Aufführungen
  • Meistersinger: 1981 bis 1988 – 43 Aufführungen
  • Tannhäuser: 1985 bis 1995 – 44 Aufführungen
  • Parsifal: 1989 bis 2001 – 65 Aufführungen
  • Meistersinger: 1996 bis 2002 – 45 Aufführungen

Bis 2008 leitete Wolfgang Wagner die Bayreuther Festspiele. Foto: Stephan Müller

Sonderausstellung im Richard Wagner Museum

Zu seinem 100. Geburtstag würdigt das Richard Wagner Museum Wolfgang Wagners Persönlichkeit und seine überragende Lebensleistung als Intendant, Bühnenbildner und Regisseur in einer großen Jubiläumsausstellung. Die Ausstellung mit dem Titel „Der Prinzipal. Wolfgang Wagner und die ‚Werkstatt Bayreuth'“ ist im Haus Wahnfried bis Sonntag, 3. November 2019, zu sehen.


Text: Stephan Müller

Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.


Wagner für Dummies: Die Meistersinger in fünf Punkten

Bayreuth befindet sich seit letzter Woche im Festspielfieber. Doch um was geht es eigentlich in Richard Wagners Werken? Viele verstehen da erst einmal nur Bahnhof. Das Bayreuther Tagblatt hat den Inhalt der Opern kurz und knapp in fünf Punkten zusammengefasst. Teil 1 befasst sich mit „Die Meistersinger von Nürnberg“.

In den weiteren Teilen geht es um Tristan und Isolde, Parsifal, Lohengrin und Tannhäuser.


Die Meistersinger von Nürnberg

  1. Walther von Stolzing liebt Eva, Eva liebt Walther. Wie schön, wäre da nicht ein kleines Problem: Um Eva zu heiraten, muss Walther einen Gesangswettbewerb gewinnen. Blöd nur, dass Walther „frei Schnauze“ und nicht nach den Regeln singt.
  2. Als wäre das nicht genug, mischt sich auch noch sein größter Konkurrent, der Beckmesser, ein. Dann fliegen auch schon die Fäuste. Es kommt zur Massenschlägerei.
  3. Hans Sachs, ein anderer Sänger, kann das Elend nicht länger mit ansehen. Er hilft Walther dabei, ein neues Lied zu schreiben, das den Regeln entspricht.
  4. Beckmesser wittert seine Chance. Er stiehlt das Lied, tritt beim Wettbewerb damit an, wird aber von allen nur ausgelacht.
  5. Dann ist Walther dran: Er trägt das Lied voller Liebe vor und erobert so nicht nur Evas Herz, sondern gleich das des ganzen Volkes.

Wagner für Dummies: Parsifal in fünf Punkten

Festspielfieber in Bayreuth! Wer bei Wagner erstmal nur Bahnhof versteht, ist hier genau richtig. Das Bayreuther Tagblatt hat den Inhalt der Opern kurz und knapp in fünf Punkten zusammengefasst. Teil drei der Serie befasst sich mit „Parsifal“.

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In den weiteren Teilen geht es um Lohengrin und Tannhäuser.


Parsifal

  1. Parsifal steckt mitten in der Pubertät, testet seine Grenzen aus und lehnt sich gegen die Regeln im Bezirk des heiligen Grals auf.
  2. Auf der Burg der Gralsritter kämpft währenddessen Amfortas mit dem Tod. Schuld ist eine Wunde, die der Zauberer Klingsor ihm mit dem heiligen Speer zugefügt hat.
  3. Klingsor hat es auch auf Parsifal abgesehen und schickt Kundry zu ihm, die ihn verführen soll. Parsifal lässt sich aber von seinen Trieben nicht leiten und gewinnt sogar den heiligen Speer zurück.
  4. Mit dem Speer im Gepäck taucht Parsifal als gereifter Erwachsener wieder bei den Gralsrittern auf.
  5. Parsifal schafft es Amfortas zu heilen und wird dann zum Gralskönig ausgerufen.

Wagner für Dummies: Tannhäuser in fünf Punkten

Sie verstehen bei den Wagner Opern nur Bahnhof? Das Bayreuther Tagblatt hat den Inhalt von Richard Wagners Werken kurz und knapp in fünf Punkten zusammengefasst. Teil 5 befasst sich mit „Tannhäuser“.

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Tannhäuser

  1. Tannhäuser, dem es auf dem Venusberg bei Venus zu langweilig wird, zieht zurück in ein Tal nahe der Wartburg und trifft dort seine große Liebe Elisabeth.
  2. Auch Elisabeth ist überglücklich Tannhäuser wiederzusehen und die beiden besiegeln ihre Liebe.
  3. Als Tannhäuser aber zugibt in seiner Abwesenheit auf dem Venusberg gewesen zu sein, wird er von allen verflucht. Nur Elisabeth steht weiter zu ihm.
  4. Tannhäuser soll zum Papst pilgern und dort um Vergebung bitten. Aber auch dort bekommt er keine Erlösung. Elisabeth ist am Boden zerstört und bittet die Jungfrau Maria um ihren Tod.
  5. Auch Tannhäuser weiß nicht mehr weiter und macht sich in seiner Verzweiflung auf den Weg zurück zum Venusberg. Dann aber sieht er, wie Elisabeths Sarg an ihm vorbeigetragen wird. Der Verlust seiner großen Liebe ist auch für Tannhäuser zu viel, er sinkt an der Leiche nieder und stirbt.

 

Wagner für Dummies: Tristan und Isolde in fünf Punkten

Bayreuth befindet sich im Festspielfieber. Für alle, die bei Wagner erstmal nur Bahnhof verstehen, hat das Bayreuther Tagblatt den Inhalt der Opern kurz und knapp zusammengefasst. In Teil 2 geht es um „Tristan und Isolde“.


Tristan und Isolde

  1. Mord und Eifersucht: Bei Tristan und Isolde geht es ordentlich zur Sache. Isolde reist zu ihrem zukünftigen Ehemann König Marke. Tristan, der Neffe Markes, soll zwischen den beiden vermitteln. Er hat Isoldes vorherigen Verlobten Morold erschlagen.
  2. Isolde will sich für Morolds Tod an Tristan rächen. Sie verlangt von Tristan, einen Todestrank mit ihr zu trinken. Dumm nur, dass die beiden stattdessen einen Liebestrank untergeschmuggelt bekommen. Aus Hass wird Liebe.
  3. Bei einem Stelldichein erwischt Marke die beiden. Der König ist bitter enttäuscht von seinem Neffen, woraufhin sich Tristan in das Schwert von Markes Gefolgsmann Melot wirft.
  4. Kurwenal, Tristans bester Freund, kümmert sich um den Schwerverletzten. Als Isolde ihrem Geliebten mit dem Schiff hinterher reist, kommt es zum großen Showdown.
  5. Bei ihrer Ankunft reißt sich Tristan seinen Verband von den Wunden und stirbt in Isoldes Armen. Kurwenal erschlägt Melot, dessen Schwert seinen Kumpel so schwer verwundet hatte, und stirbt selbst. Und auch Isolde kann den Schmerz nicht mehr ertragen und stirbt den Liebestod.

„Das perfekte Dinner“: 2020 soll in Bayreuth gedreht werden

Es hat gewirkt. Mehrfach hatte das Bayreuther Tagblatt beim Fernsehsender VOX angefragt, warum die Koch-Show „Das perfekte Dinner“ zwar schon drei Staffeln aus Bamberg, aber noch keine einzige aus Bayreuth gesendet hat. Jetzt heißt es auf Nachfrage beim zuständigen Produktions-Studio: „Bayreuth wird dem Sender unterbreitet.“ Vorausgesetzt es finden sich noch mindestens sechs potenzielle Teilnehmer.

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14 Interessenten aus Bayreuth soll es schon geben. Ob diese bereits vor längerer Zeit ihr Interesse bekundet haben und für einen Dreh überhaupt noch zur Verfügung stehen, könne man nicht sagen. Als das Bayreuther tagblatt im März dieses Jahres berichtete, sprach eine VOX-Sprecherin von nur zehn Interessenten. Michael Hengsberg arbeitet in dem Kölner Studio, das Sendungen wie „Das perfekte Dinner“ für VOX produziert. Er sagt, dass mindestens 20 Bewerber nötig seien um schließlich fünf geeignete für eine Staffel zu finden.

Bayreuth im toten Winkel

Dass Bayreuth nach 3.000 Folgen und 13 Jahren Laufzeit noch immer ein weißer Fleck auf der „Dinner“-Karte ist, sei laut Hengsberg dem Zufall geschuldet. Die Teilnehmer der einzelnen Staffeln würden bis zu einem Radius von 30 Kilometern um größere Städte herum gecastet. Weil „Das perfekte Dinner“ bereits in Bamberg und Nürnberg zu Gast gewesen sei, habe Bayreuth wohl im „toten Winkel“ der Sendung gelegen.

Ab Januar könnte gecastet werden

Die Planungen für das laufende Jahr seien abgeschlossen, sagt Hengsberg. Melden sich aber noch mindestens sechs Interessenten aus Bayreuth und der Region, könnte im Januar oder Februar des nächsten Jahres mit dem Casting für eine „Dinner“-Staffel in Bayreuth begonnen werden. Das Produktions-Studio ITV wolle sich gegenüber VOX für Bayreuth stark machen, sagt Hengsberg.

Derartige Castings sähen zunächst ein Telefon-Interview mit den Bewerbern vor. Dabei werde getestet, inwiefern sie kulinarisch interessiert seien. In einem zweiten Schritt würden Mitarbeiter des Produktions-Studios die Bewerber dann in ihren Wohnungen besuchen und dort ein kurzes Vorstellungs-Video drehen, das sie dem Fernsehsender VOX dann vorlegten.

Kult-Sprecher des „Dinners“: Daniel Werner soll im nächsten Jahr auch moderieren, was in Bayreuths Küchen und Esszimmern vor sich geht. Foto: RTL/Frank W. Hempel

Zwei Zimmer, mehr Vorgaben gibt es nicht

Bewerben könnte sich grundsätzlich jeder, der mindestens 18 Jahre alt sei. Der bisher älteste Teilnehmer einer Staffel sei ein 85 Jahre alter Münchner gewesen. Eine große Bandbreite an unterschiedlichen Charakteren und Lebensumständen sei natürlich wünschenswert, sagt Hengsberg. Auch wie gut und was sie kochten, bleibe den Teilnehmern überlassen. Zwischen Hausmannskost und Haute Cuisine sei alles möglich, sagt Hengsberg. Einzig an die Wohnung werde eine Voraussetzung gestellt. Die müsste nämlich mindestens zwei Zimmer haben, damit ein Raum für Interviews zur Verfügung stünde. Hengsberg sagt aber auch: „Notfalls sind wir dafür aber auch schon in die Wohnungen der Nachbarn ausgewichen. Hauptsache die Kandidaten passen.“

Das Bewerbungsformular gibt’s hier.

Köln an der Spitze

Übrigens: Nicht nur in Bamberg wurde bereits dreimal gedreht. In Regensburg fand „Das perfekte Dinner“ auch schon dreimal statt, in Würzburg immerhin zweimal. Nürnberg war sogar schon sechsmal dran – genauso oft übrigens wie Mallorca. Mit Abstand am meisten Folgen gab es bisher aber aus Köln, nämlich 55. Gefolgt von Berlin (50), Hamburg (44), Düsseldorf und München (jeweils 29). Auch in Marrakesch, Texas, Los Angeles und Kapstadt fanden sich schon genügend Interessierte.

Wagner für Dummies: Lohengrin in fünf Punkten

Seit einer Woche blickt die Welt wieder auf Bayreuth – Festspielzeit! Doch um was geht es eigentlich in Richard Wagners Opern? Viele verstehen da erst einmal nur Bahnhof. Das Bayreuther Tagblatt hat den Inhalt der Werke kurz und knapp in fünf Punkten zusammengefasst. Teil 4 befasst sich mit „Lohengrin“.

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Lohengrin

  1. Elsa wird von Telramund beschuldigt ihren Bruder umgebracht zu haben.
  2. Als keiner mehr zu ihr steht und ihrer Unschuld glaubt, taucht Lohengrin mit einem von einem Schwan gezogenen Boot auf, besiegt Telramund und erklärt Elsa für unschuldig.
  3. Telramund und seine Frau Ortrud wollen sich an Lohengrin rächen und planen ihn als bösen Zauberer darzustellen. So zweifelt auch Elsa langsam aber sicher an Lohengrin.
  4. Zwar gestehen sich dann beide ihre Liebe, allerdings ist Elsa immer noch misstrauisch und stellt Lohengrin drei verbotene Fragen.
  5. Voller Wut und Enttäuschung tötet Lohengrin Telramund und tritt mit dem Schwan den Rückweg an. Der Schwan verwandelt sich dann allerdings in Elsas Bruder. Für Elsa sind diese Geschehnisse zu viel. Sie sinkt am Ende tot zu Boden.

Das Leben als Gehörloser: Das kleine Einmaleins der Gebärdensprache

Thomas Zeidler ist seit Geburt an taub. Da er allerdings noch eine minimale Hörkraft besitzt, ist es ihm dank eines Hörgeräts möglich im Einzelgespräch mit bt-Redakteurin Susanne Jagodzik über die Barrieren eines Gehörlosen im Alltag zu sprechen. Im Video zeigt Zeidler außerdem das kleine Einmaleins der Gebärdensprache.

„Wir haben immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen“

In Deutschland leben rund 80.000 Menschen mit der nicht-sichtbaren Behinderung. Allerdings treffen Gehörlose im Alltag immer noch auf Menschen mit Vorurteilen und würden von diesen ausgegrenzt. Eine Tatsache, die Thomas Zeidler absolut nicht verstehen kann.

Thomas Zeidler kommt mit seiner Behinderung sehr gut zurecht und ist glücklich mit seinem Leben. Foto: Susanne Jagodzik

Oft heißt es über uns Gehörlose, dass wir nicht normal sind. Aber was ist denn schon normal? Und wer bestimmt das?

(Thomas Zeidler, Vorsitzender des Gehörlosen Treff Bayreuth)

Zeidler lebt von Geburt an mit der Behinderung. Da seine Eltern ebenfalls taub sind, lernte der 51-Jährige schnell die Gebärdensprache. Im Gegensatz zu vielen anderen Gehörlosen, kann sich Thomas Zeidler allerdings auch gut artikulieren. Das helfe ihm in vielen Situationen, so auch in unserem Interview. Nach einer Ausbildung zum Elektriker arbeitete der gebürtige Saarländer bis zu dem Stellenabbau bei BAT. Aktuell macht der 51-Jährige eine Ausbildung zum Gebärdensprache-Lehrer.

Das 1×1 der Gebärdensprache

Um die Gebärdensprache verstehen zu können, gibt es einige wichtige Anhaltspunkte. Wie Thomas Zeidler erklärt, ist schon der Satzbau ganz anders. Die wichtigsten Unterschiede gibt es hier:

  • Das Verb steht immer am Schluss, da es am aussagekräftigsten ist.
  • Es gibt keine Vergangenheitsform. Stattdessen verwendet man am Ende das Wort „fertig“ oder benutzt die Augenbrauen.
  • Auch in der Zukunftsform arbeitet man mit Zeitangaben wie „morgen“.
  • Das Satzende wird durch ein Augenzwinkern angedeutet.

Außerdem erhält jeder Gehörlose in der Gebärdensprache seinen eigenen bildlichen Namen. Thomas Zeidler wird der „Professor“ genannt, da er schon von klein auf wissbegierig war. Im Video stellt sich Thomas Zeidler mit seinem Namen in Gebärdensprache vor, buchstabiert ihn anschließend und stellt die Frage: „Wie geht es dir?“

„Barrieren gibt es überall – man muss nur damit umgehen können“

Auch wenn Zeidler gut mit seiner Behinderung umgehen kann, gibt es für Gehörlose trotzdem viele Barrieren im Alltag. Kleine und große Probleme in den eigenen vier Wänden gehören dazu. Was ist zum Beispiel, wenn Besuch vor der Tür steht? Die Klingel können Gehörlose schließlich nicht hören. Oder man vergisst in der Hektik den Wasserhahn ganz abzudrehen, hört aber das Wasserplätschern nicht.

Doch auch in der Öffentlichkeit haben Gehörlose oft mit Problemen zu kämpfen. Das fange schon bei alltäglichen Situationen wie dem Einkaufen an.

Wenn ich zu einem Metzger gehe, dann kann ich mich mit Händen und Füßen verständlich machen. Da weiß man ja auch ungefähr was ich möchte.

Stehe ich allerdings zum Beispiel im Baumarkt und suche etwas, dann wird es schon komplizierter. Dann müssen wir uns mit Zetteln oder dem Handy verständigen.

(Thomas Zeidler)

Probleme habe Zeidler auch am Bahnhof. Oft komme eine Durchsage, dass sich ein Gleis ändert. Nur in den seltensten Fällen sei dies aber auch angeschrieben, so Thomas Zeidler.

Das Alphabet in Gebärdensprache

Obwohl die Gebärdensprache hauptsächlich von Bildsprache lebt, gibt es noch das Fingeralphabet mit dem man sich ausdrücken kann. Das wird zum Beispiel genutzt, wenn man sich namentlich vorstellt und auf die einzelnen Buchstaben angewiesen ist. Im Video zeigt Thomas Zeidler das Fingeralphabet.

Einen Überblick über das deutsche Fingeralphabet gibt es außerdem hier.

Online Petition für mehr Teilhabe

Um Gehörlosen eine größere gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftliche Leben zu ermöglichen, wurde Anfang des Jahres auch eine Online Petition ins Leben gerufen. Gefordert wird darin ein Gehörlosengeld, wie es in vielen Bundesländern Deutschlands bereits der Fall ist.

Um mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können und nicht an den Rand gedrängt zu werden benötigen wir oft Dolmetscher. Mit dem Gehörlosengeld könnten wir uns diese leisten.

(Thomas Zeidler)

Mit dem Gehörlosengeld sollen aber auch andere Hilfsmittel wie Lichtsignalanlagen oder optische Rauchmelder finanziert werden. Alle Informationen zu der Petition gibt es online.

 

Mia Klub: Amerikaner spricht von Rassismus an der Tür

Ist Rassismus in Bayreuth ein Problem? Hört man die Geschichte von Therde Stimphile aus Heinersreuth und schenkt ihr Glauben, könnte man meinen ja. Seine Anschuldigungen wiegen schwer. Auf Facebook warnt der Amerikaner vor Orten, „die man als dunkelhäutiger Mann, der in Deutschland lebt, meiden sollte“. Dazu zählt seiner Auffassung nach auch der Bayreuther Nachtclub Mia in der unteren Maxstraße.

Rassismus an der Clubtür?

Therde Stimphile schildert auf seinem Facebook-Profil folgende Situation: Er sei am vergangenen Samstag mit drei Freunden in der Stadt gewesen, um einen schönen Abend zu verbringen. Gegen ein Uhr hätten die Männer, der Amerikaner, ein Afrikaner und zwei Syrer, beschlossen, weiterzuziehen und in den Club Mia zu gehen.

An der Türe sei sein afrikanischer Freund aufgehalten worden. Die Türsteher hätten den Männern mitgeteilt, dass nur Studenten in den Club dürften und sie einen Studentenausweis bräuchten.

Wir drehten uns um und verließen die Schlange.

(Therde Stimphile auf Facebook)

Doch sie hätten bemerkt, dass niemand anders gebeten wurde, einen Studentenausweis vorzuzeigen. Am Samstag war laut Facebook-Seite des Clubs das Motto „Meine Lieblingslieder“. Von einer reinen Studentenparty ist dort nicht die Rede. Lediglich der Eintritt soll für Studenten einen Euro billiger gewesen sein an diesem Abend.

Also hätten die Männer einen Gast, der aus dem Club kam, gefragt, ob er Student sei. Als dieser verneint habe, seien sie zurück gegangen und hätten die Security gefragt, warum sie nicht hinein durften. Wie Stimphile schreibt, bekamen sie keine Antwort. Seinen syrischen Freunden hätten die Türsteher allerdings gesagt, dass sie in den Club dürften, nur ihre dunkelhäutigen Freunde nicht. Der Amerikaner vermutet, weil sie weiß sind.

Demütigendes Gefühl

Therde Stimphile schreibt weiter, er habe sich gedemütigt und frustriert gefühlt. Die Situation sei ihm peinlich gewesen.

Der Kampf des schwarzen Mannes ist nicht auf die Grenzen der Vereinigten Staaten beschränkt.

(Therde Stimphile auf Facebook)

Auch seine Frau Suraja sagt auf Nachfrage des Bayreuther Tagblatts, ihr Mann sei völlig aufgelöst nach Hause gekommen, sei aufgebracht und wütend gewesen. Nicht, weil er nicht in den Club gekommen sei, sondern vielmehr, weil die Türsteher gelogen hätten. Erklären können sich die Stimphiles den Vorfall nicht.

Wir waren Anfang August erst zusammen im Mia, um meinen Geburtstag zu feiern. Da sind wir ohne Probleme reingekommen.

(Suraja Stimphile über einen Besuch im Mia)

Sie wollen auf jeden Fall mit der Geschäftsführerin, Christin Mehlhorn, sprechen und wissen, warum Stimphile und sein Freund nicht ins Mia durften. Bislang blieb die Kontaktaufnahme allerdings erfolglos. „Die Telefonnummer auf Facebook ist nicht vergeben, auf meine Nachricht, in der ich um Rückruf gebeten habe, habe ich noch keine Antwort bekommen“, sagt Suraja Stimphile. Am Freitag wollen sie die Chefin im Club besuchen.

Die Geschäftsführerin des Clubs wollte sich auf Nachfrage des Bayreuther Tagblatts nicht zu den Vorwürfen äußern.

Nicht der erste Vorfall

Den Vorfall zu klären, liegt dem Paar am Herzen. Denn wie Suraja Stimphile berichtet, ist es nicht der erste Vorfall von Rassismus, den sie und ihr Mann erleben mussten. Vergangenes Jahr auf dem Kulmbacher Bierfest sei ihr Mann angepöbelt worden, weil er eine Lederhose trug. Nur Deutsche dürften die deutsche Tracht tragen, habe er sich sagen lassen müssen.

Es seien Kleinigkeiten im Alltag, die Therde Stimphile merken ließen, er gehöre nicht dazu, sagt seine Frau. Und das, obwohl er sehr gut Deutsch spreche und sich in Deutschland immer sicher und wohl gefühlt habe.

Deshalb sind wir vor zwei Jahren auch von den USA zurück nach Deutschland gezogen, als mein Mann aus der Army entlassen wurde.

(Suraja Stimphile)

Der Vorfall an der Tür des Bayreuther Clubs habe nun das Fass zum Überlaufen gebracht. Seinem Ärger hat Therde Stimphile auf Facebook Luft gemacht, um auf das Thema Rassismus aufmerksam zu machen.