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Festspiele 2019: Drag-Queen spricht von „elender Schande“

Der schwarze Travestiekünstler „Le Gateau Chocolat“, zu deutsch: der Schoko-Kuchen, ist der Hingucker der diesjährigen Festspiel-Saison. In der Tannhäuser-Neuproduktion von Regisseur Tobias Kratzer bildet er den freiheitsbetonten Gegenpart zur Hochkultur und tritt in der Pause mit einer Gesangseinlage im Park des Festspielhauses auf.

„Le Gateau Chocolat“ in der Tannhäuser-Pause:

Einen Tag nach der gefeierten Premiere geht er mit dem Bayreuther Publikum aber hart ins Gericht. Weil sich zwischen den Schluss-Applaus auch einige Buh-Rufe mischten, die sich vor allem gegen ihn gerichtet haben sollen, spricht „Le Gateau Chocolat“ von einer „elenden Schande“.

Auf seiner Facebook-Seite schreibt der Künstler:

Liebes Bayreuth,

Was für eine Nacht.

Der einzige Charakter zu sein (…) der auf dieser Bühne ausgebuht werden soll, sagt viel darüber aus, wer Sie (noch) sind.

Das Kreativteam war sehr bemüht, meine seltsame Identität zu bewahren und zu präsentieren, damit alles, was wir auf dieser Bühne präsentierten, wahrheitsgetreu und authentisch war. Danke Jungs. Liebe und Respekt.

Im Zusammenhang mit dem, was wir geschaffen haben, stelle ich eine Identität dar, die offensichtlich vielen von Ihnen fremd war / ist, die Tannhäuser jedoch Befreiung, Erleichterung, Freude, Ablenkung und den Gegensatz zum Establishment verschaffte. Und eine Verkörperung der eigenen Worte des jungen Wagners: „Frei im Wollen, frei im Handeln, frei im Geniessen.“

Die erste schwarze Opernsängerin, Grace Bumbry, die in diesem Haus in derselben Oper debütierte, gab dies 1961 im Alter von 24 Jahren. Ein Casting, das auf heftigen Widerspruch und Empörung stieß, war triumphierend und wurde gut aufgenommen. Sie war leider gold lackiert, was einen Teil ihrer Identität verschleiert und den Kern negiert. Ich habe letzte Nacht stolz auf ihren Schultern gestanden und mitgenommen, was eigentlich keine Provokation sein sollte.

Meine Wahrheit zu leben bedeutet, keine Rolle zu spielen und sich nicht zu schämen.

Die Frage ist jedoch, „Pilger“, was genau haben Sie ausgepfiffen? Welch elende Schande.

(Le Gateau Chocolat via Facebook)

Die Bayreuther Festspiele haben den Post des Künstlers auf ihrer Facebook-Seite geteilt und schreiben:

George, wir alle lieben dich: als Mensch und Künstler!

(Die Bayreuther Festspiele via Facebook)

„Le Gateau Chocolat“, der eigentlich George Ikediashi heißt, sang zuvor bereits unter anderem am Royal Opera House in London und an der Oper in Sydney.

Bayreuther Festspiele 2019: Mit Maus und Merkel

Bei fast 40 Grad im Schatten haben am Donnerstagnachmittag mit dem „Tannhäuser“ die Bayreuther Festspiele 2019 begonnen. Vor mehreren hundert Zaungästen und Autogrammjägern gaben sich auf dem Roten Teppich zahlreiche Stars und Sternchen aus Politik, Film und Unterhaltung die Klinke in die Hand. Das Bayreuther Tagblatt war bei der Hitzeschlacht dabei. Klicken sie sich durch unsere große Bildergalerie.

Aufführung
Foto: Enrico Nawrath
Diskurs
Foto: Enrico Nawrath
Diskurs
Foto: Enrico Nawrath
Aufführung
Foto: Enrico Nawrath
Aufführung
Foto: Enrico Nawrath
Kinderoper
Foto: Enrico Nawrath
Aufführung
Foto: Enrico Nawrath

Im Video: Die Ankunft der Bundeskanzlerin

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Im Video: Die Maus auf dem Roten Teppich


Fotos: Thorsten Gütling

100 Jahre Wolfgang Wagner: Diese Opern-Alt-Stars sind in der Stadt

In diesem Jahr, am 30. August, wäre Wolfgang Wagner 100 Jahre alt geworden. Am Mittwochabend gibt es zu Ehren des langjährigen Festspielleiters und Enkels Richard Wagners einen Festakt. Dazu sind in den vergangenen Tagen bereits viele Alt-Stars der Opernwelt nach Bayreuth gekommen. Das Bayreuther Tagblatt hat sie am Grünen Hügel und in der Gaststätte Wolfenzacher gesichtet.

Donald McIntyre mit Petra Kern. Foto: Stephan Müller

Aus Auckland in Neuseeland ist Donald McIntyre angereist. Der Bassbariton sang von 1971 bis 1988 im Festspielhaus. Weltberühmt wurde er in seiner Interpretation als Wotan im umstrittenen „Ring“ von Patrice Chereau. Darüber hinaus war er auch in der Titelrolle im „Fliegenden Holländer“, als Friedrich von Telramund im „Lohengrin“ oder als Klingsor im „Parsifal zu hören.

Franz Mazura mit Opernsängerin Julia Borchert. Foto: red

Von 1971 bis 1995 wirkte Franz Mazura am Grünen Hügel mit. Als Alberich im „Rheingold“, Klingsor im „Parsifal“ oder Gunther in der „Götterdämmerung“ feierte der Bassbariton große Erfolge.

Von 1969 bis 1982 war der Tenor René Kollo nicht aus Bayreuth wegzudenken. Der Berliner hatte seine Erfolge ebenfalls hauptsächlich im Wagner-Fach. Er sang die lyrischen Tenor-Rollen (Froh im „Rheingold“, Erik im „Holländer“, Walther von Stolzing in den „Meistersingern“) mit ebenso großen Erfolg, wie später die schwierigen „Heldentenor“-Partien des Tristan oder des Siegfried.

Hans Sotin (links) und Clemens Bieber. Foto: Stephan Müller

Hans Sotin sang von 1972 bis 1995 etliche Rollen bei den Festspielen. Unter anderem schlüpfte er in die Rolle des Gurnemanz, des König Marke, des Hunding und des Landgrafen. In Bayreuth wurde Sotin zu einem Wagner-Interpreten von Weltruf.

Clemens Bieber sang von 1987 bis 2012 in Bayreuth, machte unter anderem aber auch dadurch von sich Reden, dass er in New York an der Met Opera und in Tokyo sang. 2010 wurde der gebürtige Würzburger  zum Berliner Kammersänger ernannt.

Wolfgang Wagner. Foto: Stephan Müller

Das Konzert zum 100. Geburtstag Wolfgang Wagners steht unter der musikalischen Leitung von Musikdirektor Christian Thielemann. Auf dem Programm stehen Isoldes Liebestod aus „Tristan und Isolde“, Wotans Abschied aus „Walküre“, die Rom-Erzählung aus „Tannhäuser“ und das „Meistersinger“-Vorspiel.

Wolfgang Wagner war von 1951 bis 2008 Festspielleiter. Von 1951 fanden bis heute 2.725 Aufführungen im Festspielhaus statt. Davon leitete Wolfgang Wagner ab 1967 bis 2008 genau 1.268 Vorstellungen in alleiniger Verantwortung. Der letzte Vorhang unter seiner Verantwortung fiel am 28. August 2008 nach einer „Parsifal“-Aufführung.


Text: Stephan Müller

Wagner meets Techno: Kuriose Szene in der Tannhäuser-Pause

Wenn am Donnerstag die Festspiele beginnen, dann wird es etwas geben, das es in der 143-jährigen Geschichte der Festspiele noch nicht gab: Erstmals wird ein Teil der Inszenierung in die Pause und damit an den Weiher vor dem Festspielhaus verlegt.

In der Generalprobe des Tannhäuser am Montagnachmittag wurden die Pausen-Szene zum ersten Mal aufgeführt. Das musikalische Spektrum reichte dabei von Klassik bis Techno.

Verantwortlich dafür ist Regisseur Tobias Kratzer. Der 39-Jährige zeichnet in diesem Jahr für die Neuinszenierung des Tannhäuser verantwortlich.

Wenn alles gut geht, wird es das erste Mal sein in der Geschichte der Bayreuther Festspiele, dass eine Bespielung auch in der Pause stattfindet, bei der man ohne Kaufkarte vorbeischauen kann. Wer sich also etwa eine Stunde nach dem Beginn im Park am Fuße des Hügels tummelt, der kriegt womöglich auch ein paar Einblicke, was wir hier tun.

(Tobias Kratzer, Regisseur, gegenüber dem Bayreuth Magazin)

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Antrag: Richard Wagner soll Ampelmännchen werden

In Emden ziert Otto Waalkes die Ampeln, in Trier Karl Marx, in Bremen die Stadtmusikanten, in Mainz die Mainzelmännchen und in Friedberg leuchtet Elvis. Geht es nach vier Stadträten zieht Bayreuth bald nach. Auf Antrag von Stephan Müller (BG), Klaus Wührl-Struller (Grüne), Christa Müller-Feuerstein (fraktionslos) und Halil Tasdelen (SPD) hat der Bayreuther Zeichner und Wagner-Karikaturist Matthias Ose den Pinsel gezückt. Herausgekommen sind zwei Ampelmännchen, die an Richard Wagner erinnern. Schon bald sollen sie den Weg vom Hauptbahnhof zum Festspielhaus weisen.

Fotomontage: Sven Lutz

Zur Verdeutlichung der Verbundenheit der Stadt mit den Bayreuther Festspielen fänden wir es charmant und sympathisch, die durch den  Zeichner Matthias Ose entworfenen Motiv-Entwürfe von Richard Wagner als „augenzwinkernde Wegweisung“ an den Fußgängerampeln entlang der Bahnhofstraße und Bürgerreuther Straße anzubringen.

(aus dem Antrag)

Zeichnung: Matthias Ose

„Umgerüstet“ sollen demnach vier Fußgängerampeln an Carl-Schüller- und Feustelstraße, dazu an Meistersinger- und Nibelungenstraße. In einigen Städten sorgten derartige Ampelmännchen aber auch schon für Ärger und Rechtsstreitigkeiten. Unter anderem in Bamberg wurden sie nicht genehmigt. Als in der Heimatstadt des Schriftsteller Paul Maar das Sams an den Ampel leuchten sollte, fürchtete man im Innenministerium, derlei Ampelmännchen würden von Verkehrsteilnehmern nicht ernst genommen.

Das sagen der Initiator und der Zeichner dazu:

Stellen das Wagner-Ampelmännchen vor (von links): Halil Tasdelen, Stephan Müller, Zeichner Matthias Ose, Christa Müller-Feuerstein und Klaus Wührl-Struller. Foto: Carolin Richter

Wir sehen an diesen Fußgängerampeln durch die abweichende Gestaltung keine Gefährdung von Verkehrsteilnehmern.

(aus dem Antrag)

Die Kosten für die Umrüstung dürften überschaubar sein. Den Antragstellern zufolge änderte beispielsweise die Stadt Innsbruck gleich 36 Ampeln und bezahlte dafür gerade einmal 1.400 Euro. Beim Überqueren der Straße sind dort seitdem Skifahrer, Wanderer und Snowboarder zu sehen. Das Anfertigen einer entsprechenden Schablone würde rund 450 Euro kosten, jedes Duplikat nur 8 Euro.

In Handschrift: Wagners Tannhäuser erstmals im Museum

Die original Handschrift der Tannhäuser-Partitur ist ab sofort erstmals im Richard Wagner Museum ausgestellt.

„Seinem theuren Franz Liszt“ gewidmet

SeineRichard Wagner komponierte die erste Fassung des „Tannhäuser“ – ursprünglich mit dem Titel „Der Venusberg“ – zwischen Juni 1842 und 13. April 1845. Die Uraufführung am 19. Oktober 1845 am Königlich Sächsischen Hoftheater in Dresden dirigierte Richard Wagner selbst. Seine handschriftliche Partitur diente als Vorlage für die lithographische Vervielfältigung und wurde durch das Verfahren zerstört. Das Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung besitzt eines dieser seltenen Druckexemplare, das der Komponist 1853 auf dem Titelblatt handschriftlich „seinem theuren Franz Liszt“ widmete.

Foto: Marcus Ebener

Erstmals öffentlich ausgestellt

Das Richard Wagner Museum Bayreuth präsentiert die 450-seitige Partitur mit der handschriftlichen Widmung aus Anlass der diesjährigen Neuinszenierung des Werks bei den Bayreuther Festspielen. Das „Manuscript von der Handschrift des Componisten“ wird in der Schatzkammer Richard Wagner Museum im Untergeschoss von Haus Wahnfried erstmals öffentlich ausgestellt. Dort sind die Seiten 80 und 81, „Erster Act. 1e Scene“ aufgeschlagen. Außerdem gibt es weitere wertvolle originale Text- und Notenhandschriften Richard Wagners auf dem Weg zur Partitur des „Tannhäuser“ zu sehen: die Reinschrift des Textbuchs, eine Kompositionsskizze, die Orchesterskizze und ein Klavierauszug.