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Kommunalwahl 2020: Die erste Frauenliste für Bayreuth

Neun Frauen, 35 Männer: So sind die Geschlechter momentan im Bayreuther Stadtrat verteilt. Valentina König findet, das gehe gar nicht, und möchte das dringend ändern. Sie will mehr Frauen in der Politik sehen. Zur Kommunalwahl 2020 möchte die 54-Jährige deshalb die erste Frauenliste in und für Bayreuth aufstellen.

Es ist nicht okay, dass Frauen und Männer nicht gleich in den Gremien vertreten sind.

(Valentina König vom Frauennetzwerk „Frauen entscheiden mit“)

„Ich habe die Idee schon seit vielen Jahren“, sagt Valentina König. Vor einem Jahr sei dann das Frauennetzwerk „Frauen entscheiden mit“ (Fem) entstanden. Eine kleine Gruppe Frauen will nun einen Schritt weiter gehen und politisch mitreden. „Wir brauchen mindestens zehn Frauen auf der Liste.“ König hoffe aber auf mehr. 20 wären schön, 44 ideal. Wer auf die Liste will, müsse politisch interessiert und unabhängig sein.

Wenn ich genug Frauen finde, werde ich mich nicht aufstellen. Die Frauenliste hat nichts mit meiner Person zu tun. Ich will nur für dieses Thema sensibilisieren und eine Liste auf den Weg bringen.

(Valentina König)

Sie werde auf keinen fall, falls die Liste zustandekommen sollte, vorne stehen.

Der Weg zur Frauenliste

Wenn die Frauenliste steht, muss sie bis Mitte Dezember im Rathaus abgegeben und abgesegnet werden. Dann wird sie ausgelegt. „Wir brauchen mindestens 360 Unterschriften von Unterstützerinnen und Unterstützern. Erst dann können wir mit dem Wahlkampf beginnen und die Frauen können bei der Kommunalwahl in den Stadtrat gewählt werden“, erklärt Valentina König.

Bis es soweit ist, will König auf die Bayreutherinnen zugehen und sie sensibilisieren. Viele Frauen seien zu leise und trauten sich nicht, etwas zu sagen. Sie müssten offensiver werden, findet König. Daher will sie auf Missstände aufmerksam machen und aufzeigen, wo Frauen noch immer zurückgehalten und unterdrückt werden. „Wir brauchen mehr Frauen in der Politik, um die verkrusteten und von Männern codierten Strukturen zu sprengen“, findet die 54-Jährige.

Frauen und Männer kommunizieren anders, sie handeln anders und haben eine unterschiedliche Sichtweise.

(Valentina König)

Um möglichst viele Frauen zu erreichen, organisiert das Frauennetzwerk Fem am kommenden Dienstag, 8. Oktober, um 19 Uhr ein Treffen zum Thema „Erste Frauenliste für die Kommunalwahl 2020“ im Vereinslokal des Tennisclubs Grün-Weiss.

Feministin durch und durch

Valentina König selbst hat sich schon immer anderen Frauen gegenüber solidarisch gezeigt. „Seit ich 18 Jahre alt bin, wähle ich nur Frauen.“ Sie sei schockiert darüber, dass nur rund 20 Prozent der Frauen wählen gingen. Auch das müsse sich ändern.

Als Musikerin schreibt Valentina König feministische und politische Lieder wie „Ich bin eine Frau und ich will sichtbar sein“. Für König ist feministisch zu sein eine Selbstverständlichkeit – sowohl Frauen als auch Männer sollten Feministen sein. Denn:

Feminismus ist laut Definition nichts anderes als die Durchsetzung und Fortsetzung der Emanzipation.

(Valentina König)

Wer demnach nicht feministisch ist, sei schlicht gegen die Emanzipation der Frauen und gegen die Gleichberechtigung von Mann und Frau, sagt die 54-Jährige.

Was das Frauennetzwerk erreichen will

Die Ziele des Netzwerks haben die Frauen klar auf ihrer Website formuliert:

  • Wir wollen durch den ausschließlich aus Frauen bestehenden Wahlvorschlag den Frauenanteil in der Politik erhöhen
  • Wir wollen ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern in politischen Gremien
  • Wir wollen Prozesse zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Gesellschaft, Arbeitswelt, Wirtschaft und Politik beschleunigen
  • Wir wollen mehr Kultur und Niveau in der Politik
  • Wir wollen die Politik und die Macht neu definieren

Um dies zu erreichen, braucht Valentina König viele Unterstützerinnen und mutige Frauen, die sich politisch engagieren und zur Wahl aufstellen lassen wollen.

Oberbürgermeister-Wahl: Brigitte Merk-Erbe tritt erneut an

Sie ist ein Garant für erfolgreiche Kommunalpolitik, sagt Frank Hofmann, Vereinsvorsitzender der Bayreuther Gemeinschaft (BG), über Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe.

Sie will und wird erneut um das Amt der Oberbürgermeisterin kämpfen. Im März 2020 tritt sie bei der Kommunalwahl für die Bayreuther Gemeinschaft als OB-Kandidatin an. Das gab Brigitte Merk-Erbe bei einer Pressekonferenz am Montag bekannt.

Ich freue mich auf eine erneute Kandidatur.

(Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe)

Die BG setzt im Wahlkampf auf Merk-Erbes Freundlichkeit, Offenheit und ihre Glaubwürdigkeit, die die Bayreuther zu schätzen wüssten, so Hofmann. „Sie ist die richtige Person, um die Stadt auch in den kommenden Jahren weiter voranzubringen.“

Entscheidung fiel im Sommerurlaub

Lange war unklar, ob Brigitte Merk-Erbe erneut kandidieren wird. Nun steht fest: Sie wird.

Wir haben das erst im Urlaub in der Familie besprochen. Eine erneute Kandidatur wirkt sich ja auf die gesamte Familie aus. Wir haben in den vergangenen Jahren aber so viel bewegt und es macht mir richtig Spaß. Deshalb will ich mich den  Bürgern bei der Wahl noch einmal stellen.

(Brigitte Merk-Erbe über ihre Gründe für eine erneute Kandidatur.)

Sie wolle als Oberbürgermeisterin weiterhin einen Beitrag dazu leisten, dass Bayreuth für die Gegenwart und die Zukunft gerüstet ist. Die Stadt habe sich positiv entwickelt und sei eine „offene, lebenswerte und heitere Stadt“, die zusammenhält und in der der soziale Friede im Grundsatz gewahrt sei. „Das ist ein hohes Gut, zu dem viele ihren Beitrag leisten.“

Kinder- und Klimafreundlichkeit

Die Oberbürgermeisterin nannte einige ihrer Ziele, die sie in den kommenden Jahren, sollte sie erneut von den Bürgern gewählt werden, verfolgen und umsetzen will. Eine Rangfolge habe sie nicht, persönlich sei es ihr aber sehr wichtig, dass Bayreuth weiter eine kinderfreundliche und familienfreundliche Stadt bleibt. „Dass ist ein Prozess, der nie abgeschlossen ist“, sagt Merk-Erbe. Bereits 2012 habe sie im Wahlkampf damit geworben. Seitdem habe sich viel getan. Die Oberbürgermeisterin erinnerte zum Beispiel an die Sanierung vieler Spielplätze und der Schulen oder an die Skateanlage Obere Röth.

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Für den Klimaschutz wolle Merk-Erbe eine zusätzliche stelle in der Stadtverwaltung schaffen. Klimarelevante Auswirkungen zu im Stadtrat diskutierten Themen, Beratungen für Bauherren sowie die Erstellung eines städtischen Klimakonzepts zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der Universität wären nur einige Aufgaben des Klimaschutz-Beauftragten.

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Alle Maßnahmen für Klimaschutz bräuchten eine möglichst große gemeinsame Basis und die Akzeptanz der Menschen. „Es geht nicht allein um Bauvorhaben, sondern auch um Verkehrs- und Energiefragen. Klimaschutz wird es nicht zum Nulltarif geben und auch Gewohntes muss erneut auf den Prüfstand“, sagt Merk-Erbe.

Wenn Klimaschutz ernsthaft betrieben werden soll, müssen wir selbstverständlich ein Konzept erarbeiten.

(Brigitte Merk-Erbe)

„Für Bayreuth, zukunftsorientiert, verlässlich und mit Augenmaß“ – so will Brigitte Merk-Erbe bei der Kommunalwahl im März antreten. Ein genaues Motto für den Wahlkampf habe sie aber noch nicht. Im November finde erst einmal die Nominierungsversammlung der BG statt, um die Oberbürgermeisterin offiziell erneut in das Rennen ums Oberbürgermeisteramt schicken zu können.

Ihre bisherigen Konkurrenten:

Über Grenzen hinweg: Miteinander für eine starke Region

Tourismus, Verkehr, Regionalentwicklung und Raumplanung, Umweltschutz, Bildung, öffentliche Sicherheit und moderne Verwaltung: Diese Themen packt das Projekt „Clara 3“ an. Mit dabei sind oberfränkische, sächsische und tschechische Partner, dazu gehört auch die Stadt Bayreuth, die gemeinsam etwas in ihrer Region erreichen wollen.

Das trilaterale Clara 3-Gebiet im oberfränkisch-karlsbader-vogtländischen Raum ist eine vitale Region und hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt.

(Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz)

Auch auf Verwaltungsebene wurden die Partnerschaften und Netzwerke weiter ausgebaut, Kontakte vertieft und Freundschaften gepflegt, sagt Piwernetz weiter.

Bereits erfolgreiche Projekte der Verwaltungskooperation „Clara 3“ sind zum Beispiel die jüngst in Bad Alexandersbad offiziell eröffnete „Radregion Bayerisch-Böhmische Bäder“, die ein wichtiger Baustein für einen nachhaltigen grenzüberschreitenden Tourismus sei, sowie das grenzüberschreitende, zweisprachige, interaktive Geoportal Hochfranken mit Informationen zu Themen wie Freizeit und Tourismus, Gesundheit, Umwelt, Wirtschaft oder Gewerbe aus Hof.

„Clara 3“ befasst sich zudem mit einer durchgehenden Elektrifizierung der Schienenverbindungen im ostoberfränkischen Raum für den Fernverkehr Nürnberg-Schirnding-Cheb-Prag.

Die Umsetzung dieses bereits im Staatsvertrag von 1995 verankerten Zieles befindet sich fast 25 Jahre später auf deutscher Seite noch immer im Planungsstadium. Hier gilt es, am Ball zu bleiben.

(Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz)

„Abfallflut verhindern“: Stadt und Landkreis wollen Mehrwegbecher einführen

Stadt und Landkreis Bayreuth wollen ein Pfandsystem für Mehrwegbecher einführen. So soll die „Abfallflut, die täglich durch den Gebrauch von Einweg-Trinkbechern entsteht“ eingedämmt werden. Ziel ist es, dass sich möglichst viele Cafés, Bäckereien und Gastronomen der Region Bayreuth anschließen.

Mehrweg statt Einweg

Im Rahmen einer Informationsveranstaltung im Rathaus stellte die Initiative „Let’s go Mehrweg“ verschiedene Mehrwegsysteme vor. Mit Erfolg. Die anwesenden Gastronomen und Betreiber von Cafés und Bäckereien signalisierten ihr Interesse an der Verringerung von Einwegbechern.

Eine Lösung noch dieses Jahr?

Demnach beschloss die Gesprächsrunde einen ersten Schritt zur Abfallbeseitigung. Noch in diesem Jahr wollen die Beteiligten mit Stadt und Landkreis ein Mehrwegsystem entwerfen.

Betreiber von „Coffee to go“-Ausgabestellen, die am Mehrwegbechersystem teilnehmen möchten, können sich beim Stadtbauhof Bayreuth oder im Landratsamt Bayreuth, im Bereich Abfallwirtschaft melden.

Nach weltweitem Protest: Fridays for Future kritisiert Regierung scharf

Am Freitag, den 20. September, haben Menschen in über 150 Ländern auf der ganzen Welt für den Klimaschutz gestreikt. Der Aufruf zu den Protesten kam von der Bewegung Fridays for Future. Am selben Tag hat die Bundesregierung ein neues Klimapaket vorgestellt. Dieses stößt auf Kritik.

Bilanz der Proteste

In einem Statement zieht Fridays for Future Bilanz zum weltweiten Klimaprotest.

In Deutschland waren wir heute an über 600 Orten vertreten. Mehr als 1,4 Millionen Menschen waren mit uns auf der Straße – damit ist der Druck aus der Bevölkerung in beispiellosen Maßen gewachsen. Der heutige Tag hat gezeigt, wie viel weiter die Gesellschaft beim Klimaschutz im Vergleich zur Bundesregierung ist.

(Presseerklärung Fridays for Future)

Proteste für den Klimaschutz Archivfoto: Redaktion.

Kritik am Klimapaket

Dabei kritisiert die Bewegung insbesondere das neue Klimapaket der Bundesregierung. Dieses habe sogar die minimalen Erwartungen, die die Aktivisten daran hatten, noch enttäuscht. Besonders fassungslos seien die Anhänger von Fridays for Future darüber, dass die Regierung vor den „so dringend notwendigen Maßnahmen zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels“ zurückschrecke.

Das kann nicht die Antwort auf neun Monate Klimastreiks und auf den Weckruf von über 26.000 Scientists For Future sein. Die Mutlosigkeit der Bundesregierung wirft die Frage auf, inwieweit die notwendigen Klimamaßnahmen in dieser Regierung noch möglich sind.

(Fridays for Future über das neue Klimapaket der Bundesregierung)

Den Druck erhöhen

Insgesamt kämen die Maßnahmen der Regierung, laut Fridays for Future, viel zu spät und ihre Wirkung sei nicht weitreichend genug. Daher würde die Bewegung weiter auf die Bevölkerung setzen, gemeinsam mit Fridays for Future „den Druck auf die Regierung zu erhöhen“.

Die politischen Entscheidungen des heutigen Tages sind eine Bankrotterklärung der Bundesregierung.

(Fridays for Future)

Kritische Stimmen im Netz

Auch in den sozialen Medien stößt das Klimapaket, in dem unter anderem ein CO2-Preis im Gebäudesektor und im Verkehr eingeführt wird, auf Kritik. Ein häufig genannter Punkt ist dabei, dass gerade Menschen mit geringerem Einkommen unter den Reformen zu leiden hätten.

Politik für Besserverdienende Großstadtmenschen zu Lasten der Berufspendler und Menschen auf dem Lande. Wenig durchdacht.

(Oliver H. auf Facebook)

Daneben hinterfragen User in den sozialen Netzen den Nutzen des Pakets.

Es wird sich gar nichts ändern, außer die Preise und die gesellschaftlichen Spannungen werden zunehmen.

(Siegfried W. auf Facebook)

Es gibt aber auch Stimmen, die die angekündigten Reformen für notwendig empfinden.

Für alle, die sich hier über wachsende Kosten beschweren: Die Folgekosten des Klimawandels (z.B. durch Sturmschäden) sind bereits jetzt um ein Vielfaches höher als die Beträge, die heute „dem kleinen Mann“ aufgebürdet wurden…

(Krystian E. auf Facebook)

#freiraumfürmacher: Mit der VR-Brille ins Fichtelgebirge

Die Köpfe drehen sich in verschiedene Richtungen, auf den Gesichtern ein Lächeln, über den Augen die großen Brillen mit grün-weißen Aufklebern, und immer wieder der Ausruf „Wow, das ist ja toll hier!“ So kann es aussehen, wenn am Stand der Kampagne „Freiraum für Macher“ Passanten auf der großen Couch Platz nehmen und sich über die VR-Brillen ins Fichtelgebirge entführen lassen.

Von Düsseldorf ins Fichtelgebirge

Am 20. September machte das Team von Freiraum für Macher Halt in Düsseldorf. In der Schadowstraße wurden die bekannten Würfel platziert sowie allerhand Promotion-Material, um für das Fichtelgebirge als Lebens-, Wohn- und Arbeitsort zu werben. Mit Erfolg.

„So eine Art Werbestand habe ich noch nie gesehen“, sagt Aurel. „Der interaktive Aspekt mit den VR-Brillen ist einfach super, und den Wohnraum-Vergleich mit den Würfeln versteht man auf Anhieb.“ Der 30-Jährige sitzt neben seiner Frau auf der Fichtelgebirgs-Couch und informiert sich ganz genau über die Möglichkeiten, die der Nordosten Bayerns bietet.

Freiraum für Macher. Foto: Landratsamt Wunsiedel.

Lob für die Aktion

Cosima Benker vom Förderverein Fichtelgebirge e.V. freut sich über den Zuspruch. „Unser Einsatz lohnt sich. Wir bekommen viel Lob für die Präsentation, das hinterlässt natürlich einen guten Eindruck – wer heute hier war, wird positive Assoziationen haben, wenn er das nächste Mal vom Fichtelgebirge hört oder liest.“

Eine virtuelle Rundreise

Das sieht auch Iris so, die 49-Jährige ist vom Design des Standes begeistert. „So hell, so einladend, das macht sofort neugierig. Deshalb bin ich gleich stehen geblieben, um mir anzusehen, worüber hier informiert wird.“ Auch sie unterhält sich mit dem Team, macht eine virtuelle Tour durchs Fichtelgebirge und packt Infobroschüren ein.

„Mit der virtuellen Rundreise ist das eine tolle Sache, da fehlt nur noch der Wind in den Haaren und der Geruch vom Wald, aber das kommt vielleicht das nächste Mal“, lacht Rico, 49, Ur-Rheinländer, aber begeisterter Weltentdecker. Er sei auf jeden Fall gewillt, ins Fichtelgebirge zu reisen, nicht nur der Landschaft, sondern auch des köstlichen Biers wegen.

Der Stand in Düsseldorf. Foto: Landratsamt Wunsiedel.

Ein Umzug aufs Land?

Besuchen ist das eine, aber wie sieht es mit einem Leben im Fichtelgebirge aus? Gar nicht so abwegig, sagt zum Beispiel Iris. „Sobald unser Teenager-Sohn flügge geworden ist, wollen wir weg aus der Stadt. Und jetzt ist mit dem Fichtelgebirge eine weitere Alternative auf unserer Liste, die wir auf jeden Fall in unsere Erwägungen ziehen werden.“

„Es gibt viele Leute, die tatsächlich über einen Umzug aufs Land nachdenken“, sagt Katharina Hupfer von der Willkommensagentur beim Landratsamt Wunsiedel, die am Aktionstag viele Gespräche mit interessierten Passanten geführt hat. „Die Stadtflucht setzt wie von vielen beobachtet ein, und wir zeigen mit unseren Aktionen, dass es durchaus Perlen in der deutschen Landschaft gibt, die einen genaueren Blick verdient haben.“

Landratswahl: Klaus Bauer geht für die CSU in den Wahlkampf

Klaus Bauer soll Landrat werden. Und das mit noch nicht einmal 50 Jahren. Die CSU will den Chef der Verwaltungsgemeinschaft Weidenberg um das Amt des Landrats ins Rennen schicken. Mittlerweile ist der Kandidat auch in die Partei eingetreten.

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Foto: Magdalena Dziajlo

Wie Politik funktioniert, weiß Bauer – auch ohne Parteikarriere. Seit fünf Jahren sitzt er für den Nemmersdorfer Bürgerblock im Goldkronacher Stadtrat und als Verwaltungsleiter weiß er genau, wie der Hase läuft. Nun ist es an der Zeit, selbst das Heft in die Hand zu nehmen und Entscheidungen zu treffen. Auch wenn die Anfrage von der CSU-Kreisvorsitzenden Gudrun Brendel-Fischer für Bauer überraschend kam, will er in den Wahlkampf treten und Hermann Hübners Nachfolger werden.

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Am Freitagabend haben die Christsozialen den 49-Jährigen offiziell nominiert. Klaus Bauer sei K wie korrekt, kooperativ, kommunikativ, kreativ und kompetent, L wie liebenswert und loyal, A wie aktiv und aktuell, U wie  umsichtig, umgänglich und unschlagbar sowie S wie sozial, sagten Freunde von Bauer, die ihn schon jahrelang kennen.

Zudem habe der Goldkronacher Organisationstalent, könne gut zuhören, bringe sich ein, zeige Interesse an vernünftiger Kommunalpolitik und sei gesellig.

Klaus Bauer ist zwar Verwaltungsleiter, aber kein Schreibtisch-Täter.

(Kreisvorsitzende Gudrun Brendel-Fischer)

„Ich bin so aufgeregt wie noch nie im Leben, ich kann es kaum fassen“, sagte Klaus Bauer. Musikant, Statist bei den Bayreuther Festspielen, kirchlich engagiert, Bauer hat viele Hobbys, nun will er Landrat werden.

Wir erwarten einen spannenden, aufregenden Wahlkampf.

(Klaus Bauer)

Er würde vieles anders machen als seine Vorgänger, so Bauer. Er bringe 30 Jahre Erfahrung in der Kommunalarbeit mit. Jede Herausforderung habe er mit Fleiß und Freude angenommen. Zielorientiert und unbürokratisch wolle er arbeiten, praxisorientierte Lösungen vor Ort finden, die Bürger in Entscheidungen einbinden und ihnen auf Augenhöhe begegnen.

Ich möchte auf Missstände hinweisen, mich nicht verbiegen lassen und mir treu bleiben. Sonst stünde ich heute nicht hier.

(Klaus Bauer)

Durch sachliche Argumente ließe er sich auch gerne von anderen Meinungen überzeugen lassen. Sein Leitfaden seien die christlichen Werte, nach denen er und seine Familie leben. „Ich möchte unseren geliebten Landkreis voran bringen.“

Themen, die Klaus Bauer als Landrat anpacken würde, wären: Die Region zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort zu machen, den Klimaschutz nicht aus den Augen zu verlieren, dafür zu sorgen, dass das Ehrenamt mehr wertgeschätzt werde, eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern, den Ausbau erneuerbarer Energien mit Augenmaß zu unterstützen, das Radwegenetz weiter auszubauen und sich für ein zweites Bahngleis nach Schnabelwaid einzusetzen. Nicht aus den Augen verlieren, wolle er vor allem auch die älteren Bewohner des Landkreises.

Ich wünsche mir eine engere Zusammenarbeit mit der Stadt Bayreuth und den Nachbarlandkreisen.

(Klaus Bauer)

Der 49-Jährige wisse, dass es ein schwieriger Wahlkampf werde, er erwarte fünf Kandidaten. Doch er wolle fleißig anpacken, Neues auf den Weg bringen, die Menschen erreichen und mitnehmen sowie neutral und unbelastet agieren.

Mit nahezu 100 Prozent, 127 von 129 Stimmen, wurden Klaus Bauer als Kandidat gewählt.


Die Kommunalwahl findet am 15. März 2020 statt.

Vom Stellvertreter zum Chef: „ET for BT“

Thomas Ebersberger ist Bayreuths zweiter Bürgermeister. Das soll sich nun ändern: Er will Nachfolger von Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe werden. Die CSU schickt ihn in den Wahlkampf. Am Donnerstagabend wurde der 62-Jährige offiziell nominiert.

Thomas Ebersberger. Foto: Stadt Bayreuth

Warum Ebersberger?

Weil er erfahren, engagiert und echt ist.

(Silke Launert über Ebersberger)

Er dränge sich nicht ständig in den Vordergrund, grenze niemanden aus und mache Kompromisse. Nur die Chance, an vorderster Front zu agieren, sei ihm bisher noch nicht gegeben worden. „Das soll sich nun ändern“, sagte Launert über den CSU-Kandidaten.

Die Ziele des CSU-Kandidaten

Thomas Ebersberger ist seit 2002 zweiter Bürgermeister von Bayreuth. Seine Schwerpunkte: umwelt- und sozialverträgliche Wirtschaftspolitik, Verkehr, Jugendpolitik, Städtepartnerschaft. Als Oberbürgermeister möchte Ebersberger diese Ziele weiter verfolgen sowie längst fällige Dinge anpacken, die vernachlässigt wurden. Ebersberger zählte unter anderem die Sanierung von Sportstätten, Investitionen in die Schulen, in die Kultur und das geplante Gründerzentrum auf. Es müsse sich manches ändern, damit es in Bayreuth gut bleibt.

Wenn ihr es wünscht bin ich gerne bereit, für Bayreuth als Oberbürgermeister zu kandidieren.

(Thomas Ebersberger, CSU OB-Kandidat)

Der zweite Bürgermeister möchte Lösungsvorschläge liefern und die Bürger mitnehmen.

ET for BT.

(Thomas Ebersberger)

Die CSU-Mitglieder nominierten Ebersberger mit 97,3 Prozent Zustimmung zum Oberbürgermeisterkandidaten. Ebersberger nahm die Wahl gerne an und freue sich auf den Wahlkampf.

Warum Bayreuth ein Weinberg in Russland gehört

Im Jahr 1959 kam die Stadt Bayreuth zu einem kuriosen Erbe. Ein Weinberg nahe der russischen Schwarzmeerstadt Sotschi gehörte plötzlich ihr – und tut es grundsätzlich noch heute.

Vererbt von einer Schwester aus dem Altenheim an der Lisztstraße. Doch die Verhandlungen mit den Russen erwiesen sich als schwierig. Der bekannte Bayreuther Hobbyhistoriker Stephan Müller ist der Sache auf den Grund gegangen.

Hier ist seine Geschichte:

Ach wäre das schön, auf städtischen Grundbesitz am Schwarzen Meer ein Fläschchen Wein in idyllischer Umgebung zu leeren. Es wird wohl ein Traum bleiben, auch wenn die Stadt Bayreuth nach wie vor rechtmäßige Alleinerbin eines fünfzig Hektar großen Weinberges zwischen der Insel Krim und der Olympiastadt Sotschi ist.

Zu diesem schönen Besitz kam die Stadt als eine gewisse Senta Emilie Bolton-Glasenapp am 31. Dezember 1959 das Zeitliche segnete. Ihre Liebe zu Bayreuth war so groß, dass sie ihr Eigentum der Stadt Bayreuth vermachte.

Die Tochter des Richard-Wagner-Biographen Carl Friedrich Glasenapp hatte vor dem ersten Weltkrieg in Riga den Staatsrat William Bolton geheiratet. Als Vertreter der deutschen Siemens-Kupfer-Bergwerke Bolten arbeitete Bolten viele Jahre in der russischen Erdölmetropole Baku und kaufte in dieser Zeit das Weinanbaugebiet am Schwarzen Meer.

Die Altenpflegerin aus der Lisztstraße

Im Jahr 1913 hatte er bei dem zaristischen Notar Zesar Warfeolomejewitsch Mosewitsch in Elosawetpol, der heutigen Stadt Gandscha in Aserbaidschan, seine Ehefrau als Alleinerbin eingesetzt.

Bayreuths Weinberg in Russland

1913: Der zaristische Notar Zesar Warfeolomejewitsch Mosewitsch beurkundet das Testament von William Bolton.

Zwei Jahre später verstarb Bolton und Senta kehrte nach Bayreuth zurück. Sie trat in einen katholischen Frauenorden ein und war bis zu ihrem Tod als Schwester Senta im Altenheim an der Lisztstraße tätig. In ihrem Nachlass fanden sich all die Besitzurkunden und Lagepläne über den Weinberg und das Testament ihres Mannes. In ihrem eigenen Testament hat sie ausdrücklich auf diesen Grundbesitz hingewiesen.

„Zur Erbschaft gehört noch mein rechtmäßiger Anteil an einem Grundstück (Weinbergland und Wald) etwa zwölf Kilometer westlich der Stadt Noworossiesk am Nordufer des Schwarzen Meeres in der Gegend der Wissokaja Balka. Die diesbezüglich, vollzähligen Papiere (Urkunden) habe ich bereits der Stadt Bayreuth übergeben.“

(Aus dem Testament der Senta Emilie Bolton-Glasenapp)

Unter den „Papieren“ waren seltsam glänzende Urkunden mit kyrillischen Schriftzeichen und putzigen, kleinen Zeichnungen versehen, die einstmals ein zaristischer Beamter knallbunt mit sichtlichem Vergnügen niedergepinselt hat.

Ein äußerst verzwicktes Erbe

Auch wenn die Verblichene von den edelsten Motiven beseelt war, zeigte sich leider schon bald, dass sie ihrer Lieblingsstadt ein äußerst verzwicktes Erbe aufgehalst hatte. Am Schwarzen Meer hatten damals die Sowjets das Sagen. Sie zeigten erwartungsgemäß nicht das geringste Verständnis, als die Stadt ihr Erbe antreten wollte.

Deutsches Volksblatt Stuttgart vom 22. Januar 1960.

Vergeblich setzte der damalige Oberbürgermeister Hans Walter Wild alle politischen Hebel in Bewegung, aber weder die russische noch das Auswärtige Amt konnten weiterhelfen. Der Weinberg war inzwischen russisches Volkseigentum.

„Die Stadt bittet um Mitteilung, ob ihr das Eigentum an dem Grundstück rechtswirksam zugefallen ist und ob eine Verwertung dieses Vermögensgegenstandes möglich ist. Bei der Prüfung der Angelegenheit sollte dem Umstand Rechnung getragen werden, dass es sich bei dem jetzigen Eigentümer nicht um eine Privatperson, sondern um die Stadt Bayreuth, also um einen öffentlich-rechtlichen Selbstverwaltungskörper handelt, der öffentliche und gemeinnützige Aufgaben erfüllt“.

(Oberbürgermeister Hans Walter Wild an den sowjetischen Botschafter Smirnow in Bonn)

Bayreuther Anzeiger vom 20. März 1969.

Er erhielt keine Antwort. Auch die Abschriften der Pläne, Urkunden und des Testaments erhielt Wild nicht zurück. Der Akt „Weinberg am Schwarzen Meer“ wurde bei der Stadtverwaltung „ad acta“ gelegt.

Doch weil der Westen die sowjetischen Enteignungen nie anerkannt hat, besteht noch ein Fünkchen Hoffnung. Die malerische Besitzurkunde ruht seit Jahrzehnten im Grundstücksamt. Und wer weiß: Vielleicht wird der Rechtsanspruch, der sanft zwischen staubigen Aktendeckeln schlummert, eines Tages wiedererweckt wie weiland Dornröschen.

Nachdem aber nun auch die russischen Trauben hoch hängen, kann sich jeder neugierige Bayreuther sein Erbe ja mal im Internet anschauen. Senta Emilie Bolton-Glasenapp hat die Lage ja bestens beschrieben. Zwölf Kilometer westlich von Noworossiesk.


Text und Fotos: Stephan Müller


 

Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.

 

Sport-Talk: Zweite Eisfläche soll Probleme lösen

Eine Eisfläche auf Stelzen über dem Main, bessere Bedingungen für den Nachwuchs und die dringend nötige Sanierung des Eisstadions: In einer sportlichen Talkrunde diskutierte der Oberbürgermeisterkandidat der SPD, Andreas Zippel, mit Experten aus dem Eishockey über die Sportstadt Bayreuth. Insbesondere ging es um Fragen wie: Wie sieht es mit der Nachwuchsarbeit aus? Wie steht es um die Vereine, die Trainingszeiten, die Ausstattung, die Wünsche und Meinungen der Betroffenen?

Michael Schwellengreber, Andreas Zippel, Matthias Wendel und Rudi Herold. Foto: Magdalena Dziajlo

Eishockey im Fokus

Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem Eishockey, weshalb auch Tigers-Geschäftsführer Matthias Wendel, der Vorsitzende des EHC und für den Nachwuchs zuständige Michael Schwellengreber und Rudi Herold von den EHC Icescrapers zur Talkrunde kamen. Die Experten unterbreiteten ihre Vision für den Eishockey in Bayreuth und präsentierten einige neue Ideen. Doch auch das Publikum durfte sich einmischen und Fragen in die Talkrunde stellen.

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Sorgen um den Nachwuchs

In einem waren sich alle einig: Bayreuth braucht eine zweite Eisfläche. Die Eiszeiten im Stadion sind ausgelastet, die Hobbymannschaften können so gut wie gar nicht aufs Eis und auch andere Eissportler haben Probleme mit den Zeiten. Rudi Herold meinte: „Wenn es so weiter geht, gibt es in zehn Jahren keine Hobbymannschaften mehr. „Vor allem auch der Eishockey-Nachwuchs leide darunter, sagte Michael Schwellengreber vom EHC.

Foto: EHC Bayreuth.

„Die momentanen Eiszeiten sind nicht attraktiv. Manche Kinder haben noch Schule und Nachmittagsunterricht“, kam die Anregung aus dem Publikum. 

Doch der Nachwuchs hat ein weiteres Problem:

Sport ist sehr teuer für Eltern, besonders bei Jugendspielern. Wir müssen sie und den Nachwuchs fördern.

(Michael Schwellengreber)

Er schlug zum Beispiel einen Eishockeyflohmarkt vor, wo Second-Hand Ausrüstungsgegenstände günstig gekauft werden könnten.

Vision: Eisfläche über dem Main

Matthias Wendel hat eine Vision: Er könne sich gut vorstellen, eine Eisfläche auf Stelzen über den Main zu bauen.

Für die Öffentlichkeit gebe es wohl kaum etwas romantischeres, als unter den Bäumen, über dem Main Eiszulaufen.

(MatthiasWendel, Geschäftsführer Bayreuth Tigers)

Die Eisfläche könnte teils überdacht sein und müsste nicht so groß sein wie die im Stadion, da sie mehr zum Üben und für die Bayreuther sei, sagte Wendler. Auf jeden Fall aber wäre es sinnvoll, die zweite Fläche in unmittelbarer Nähe zum Eisstadion zu bauen, um die Infrastruktur, wie Umkleiden, Kasse, Eismeister, mit zu nutzen.

Ob das realisierbar wäre, muss man erst sehen.

(Matthias Wendel)

Im Publikum fand die Idee durchaus Anklang, denn: Wenn die Kinder nicht üben können, könnte der Verein den Nachwuchs verlieren. „Man muss Visionen angehen, nur so können sie sich erfüllen“, sagte Wendel.

Stadion muss dringend saniert werden

Um weiterhin Sportstadt Bayreuth zu sein und um sich in der DEL2 nicht zu blamieren, müsse dringend das Eisstadion auf Vordermann gebracht werden, sagten die Experten. Vor allem die Kühlung und Ammoniak-Austritte bereiteten in der Vergangenheit Sorgen.

Würde es während der Saison hier Probleme geben, würde die einer Katastrophe gleichen: Der Spielbetrieb müsste für etwa zwölf Wochen eingestellt werden, um Lecks zu reparieren. Wendel und Schwellengreber betonten: Dass die Stadt nach der laufenden Saison dringend Abhilfe schaffen müsste.

Das ist wie ein Ritt auf einer Rasierklinge.

(Matthias Wendel)

Auch die Kabinen genügten nicht mehr dem DEL2-Standard. Weitere Probleme: Taubenkot auf dem Eis, und Wind und Schneestürme, die durch das Stadion pfeifen. Es gibt also einige Baustellen, die vor allem den Eishockey-Sport in Bayreuth betreffen.

Es muss sich etwas bewegen! Es muss sich was tun!

(Andreas Zippel, SPD)