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RaPod: Mit Bayreuths Rappern vor der Kamera

Wer denkt, es gäbe Rapmusik nur in Städten wie Berlin, Hamburg oder Stuttgart, der irrt sich. Auch in Bayreuth ist – was den deutschen Rap anbelangt – einiges geboten. Hier gibt’s einen Überblick.

Auf großen und kleinen Bühnen

In den 90er-Jahren war Hip Hop in Deutschland eine Jugendbewegung und fand in Jugendzentren und kleinen Clubs statt. Die Luft war geschwängert vom Rauch, die Hosen waren weit und die Leute dort hatten Bock. Bock auf Rap, Bock auf Breakdance, Grafitti und darauf, die gemeinsame Kultur nach vorne zu bringen.

Heute ist das anders. Heute stehen die bekannten Vertreter des Genres regelmäßig an der Chartspitze. Die Szene ist weniger persönlich geworden, zumindest in der Spitze. Dennoch ist der Erfolg groß. Der Plan, den Rap-Größe Samy Deluxe am Anfang seiner (Mainstream-) Karriere hatte, ging also voll auf.

Ich rap‘ nicht um Charthits zu landen, sondern um so viele zum Rap zu bringen, dass ich dann in die Charts komm‘.

(Samy Deluxe auf Dynamite Deluxe – Eigentlich (2000))

Desto & Nasher. Das Hip Hop Duo auf der Bühne. Foto: Desto & Nasher.

Live on Stage

Der Stellenwert der Rapmusik macht sich auch im kleinen Rahmen bemerkbar. Und dort ist das Zusammengehörigkeitsgefühl auch noch da. Zumindest in Bayreuth. Egal wo in der Region eine Bühne steht, es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch mal ein Rapper darauf seine Songs zum besten gibt.

Kid38 live. Foto: Purple Mind Records.

Neben dem Auftritt von Kid38 beim Uni Festival und der Performance von Bayreuths Hip Hop Elite auf dem Bürgerfest, gibt es die Bayreuther Künstler regelmäßig in Live-Action zu sehen. Auch auf dem Kneipenfestival wurde wieder ordentlich gerappt. Dort trat neben dem Bayreuther Rap-Duo Desto & Nasher auch Fiva auf.

Gute Texte für die gute Sache

Dass es im Hip Hop nicht immer nur um klischeehafte Texte über Gewalt, Autos und Luxusmarken gehen muss, zeigen viele der Bayreuther Künstler die sich oft auch mit der „Alten Schule“ verbunden fühlen. Während die Texte von Rappern anderorts von Ethikkommissionen und der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien durchleuchtet werden, schaffte es der Bayreuther Rapper FegeR mit einem seiner Texte in einen Gedicht-Sammelband.

Faxe & Falk live. Foto: Privat.

Auch Kid38 kann mit Texten über Waffen und Geld weniger anfangen und rappt lieber quer durch die Bank über alles, von Animes bis hin zu Philosophen wie Immanuel Kant. Und dass Texte über Frauen auch humorvoll sein können, zeigt das Duo Faxe & Falk.

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Unterhund: Superphad. Foto: Frederik Eichstädt.

Andere seiner Artgenossen engagieren sich im sozialen Bereich. In Hip Hop Workshops mit der Organisation Condrobs lernen Superphad (Steffen Rieß) und Zac (Michael Sack) jungen Geflüchteten das Rappen. Höhepunkt des Ganzen: eine große Hip Hop Jam am 21. September im Iwalewahaus, bei der die heranwachsenden Künstler alle auf der Bühne stehen konnten.

Zac live on Stage. Foto: Privat.

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RaPod

Im RaPod interviewen die Moderatoren Frederik Eichstädt und Johannes „Quasi“ Besold regelmäßig Vertreter aus der Bayreuther Rapszene. Im Rahmen dieser Interviews sind einige Filmaufnahmen entstanden. Im Video über dem Text gibt es die besten Ausschnitte aus diesen Drehs zu sehen. 

Der Bayreuther Rapper und RaPod-Moderator Quasi. Foto: Privat.

Kindheitstraum Tätowierer: „Geld ist mir nicht so wichtig, wie mein Gewissen“

Michael Müller aus Himmelkron hat ein Studio für Piercings und Tattoos und sich damit seinen Kindheitstraum erfüllt. Er ist gnadenlos ehrlich und sticht nur die Motive, die seiner Meinung nach zu den Personen passen und, die er technisch verwirklichen kann. An diesem Wochenende ist er Teil der International Tattoo Convention in Bindlach.

Mit Mutti-Zettel: Piercing ja, Tattoo nein

„Ich habe schon als Kind Menschen mit Tattoos bewundert“, sagt Michael Müller. Mit 15 Jahren hat er begonnen erste eigene Skizzen für Tattoos zu zeichnen. „Seitdem habe ich auch mein erstes Piercing. Damals habe ich sogar noch die Einverständnis meiner Eltern gebraucht“, erklärt er und lacht. Das Piercing an der Brustwarze sei kein Problem gewesen. Denn man hätte es ja leicht wieder herausnehmen können. Beim Thema Tattoo ist Michael allerdings erst einmal gegen eine Wand gelaufen: „Ein Tattoo bleibt eben für immer. Deswegen konnte ich meinen Wunsch erst mit 18 Jahren umsetzen“, so der heute 32-Jährige.

Wissen aus der Sanitäterausbildung

Um Piercings oder Tattoos zu stechen, gebe es keine offizielle Ausbildung. Er empfehle immer sich Feedback von Bekannten zu holen oder online nachzufragen, um herauszufinden, ob ein Studio taugt oder nicht. „Ich habe viel in anderen Studios  zugesehen und gelesen. Auch meine Sanitäter-Ausbildung hat mir da ein Stück weit geholfen, dass ich mich gut mit dem Körperaufbau und der Wundheilung auskenne.“

2007 hat sich Michael Müller seinen Traum erfüllt und sein Piercingstudio im Elternhaus eröffnet. In der Szene ist Müller als „Muli“ bekannt. So heißt auch sein Studio: „crazy-muli-piercing“. Inzwischen hat er den Laden jetzt im eigenen Haus in Himmelkron.

Tattoos sind eine Vertrauenssache. Die Menschen legen dir ihre Haut in die Hände.

(Michael Müller)

Schriften und Geometrisches

„Ich habe so lange gezeichnet, bis die Qualität gut war und mich beim Tattoo Stechen erst einmal an Freunden ausprobiert“, sagt er. Seit 2009 tätowiert er selbst. Muli hat viele Anfragen: „Heute mache vor allem die Anfragen, die mir Spaß machen.“ Er arbeitet mit einer Rotationsmaschine. Am liebsten sticht er Linien, Schriften oder Geometrisches in schwarz-grau. „Den Weg möchte ich beibehalten“, so Muli. Aber auch Oldschool und Newschool Motive, bei denen einzelne Flächen eingefärbt sind, gehören zu seinen Repertoire.

Foto: crazy muli piercing

Gewissen vor Cash

„Ich mache keine bunten Tattoos oder Realistik-Arbeiten“, gibt er zu. „Wenn jemand das möchte, verweise ich gerne auf einen meiner Tattoo-Kollegen“, erklärt er. Es bringe nichts das Geld einzusacken. So hätten seine Kollegen und die Kunden gleichermaßen etwas davon. Das Prinzip beruhe auf Gegenseitigkeit.

Geld ist mir nicht so wichtig wie mein Gewissen.

(Michael Müller)

Muli sticht außerdem nur die Piercings und Tattoos, die auch zu den Menschen passen. „Wenn ein Kunde einen Wunsch hat und ihm das rein gar nicht steht, sage ich das ehrlich“, fügt er hinzu. Wenn er im Gespräch merke, dass der Kunde noch unsicher sei, vereinbare er erst mal keinen Termin, ehe sich der Kunde wirklich sicher ist.

 

Foto: crazy muli piercing

Was mich befriedigt ist es, den Leuten eine Freude zu machen.

(Michael Müller)

Freunde weltweit: Auf Messen zuhause

Muli geht schon seit 20 Jahren auf Tattoo-Messen. „Es ist inzwischen wie ein Zuhause“, sagt er. Er treffe dort viele bekannte Tätowierer, die inzwischen zu Freunden geworden sind. Manche kommen aus Neuseeland, Australien, Amerika, der Türkei oder aus Japan. Am Samstag ist Michael Müller ab den Morgenstunden auf der International Tattoo Convention in der Bindlacher Bärenhalle. „Man kann sich dort spontan etwas stechen lassen oder einen Termin für die kommenden Wochen ausmachen“, erklärt er.

Bayreuther Festspiele 2020: Der Weg zu den Tickets!

Am 25. Juli 2020 starten die Bayreuther Festspiele 2020. Wer Tickets für das Spektakel auf dem Grünen Hügel ergattern möchte, hat trotz der 291 Tage bis zum Auftakt, nur noch bis Ende Oktober mit der Bestellung Zeit. Hier gibt’s alle Infos zum Kartenvorverkauf!

Die Ticketbestellung

  • Festspielkarten können nur auf der Website der Festspiele oder per Brief bestellt werden
  • Die Adresse für Bestellungen auf dem Postweg lautet: Bayreuther Festspiele GmbH, Kartenbüro, Postfach 100 262, 95402 Bayreuth
  • Bestellungen per Fax oder E-Mail werden nicht bearbeitet
  • Bei der Onlinebestellung entfällt die Bearbeitungsgebühr von 6 Euro

Schaulaufen auf dem Roten Teppich 2019. Foto: Thorsten Gütling

  • Interessierte können maximal vier Karten auf einmal bestellen
  • Ab Preiskategorie 8 ist die Bestellung auf zwei Karten beschränkt
  • Bei der Bestellung werden die vorausgegangenen Wartejahre berücksichtigt
  • Nicht rechtzeitig bezahlte Tickets verfallen

Szenen aus „Die Meistersinger von Nürnberg“. Foto: Bayreuther Festspiele/ Enrico Nawrath

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Die Deadlines

Interessierte müssen ihre Bestellungen im Internet bis zum 31. Oktober 2019 abgeben. Für schriftliche Bestellungen gilt als Frist der 16. Oktober 2019.

Eine zweite Chance gibt es im April 2020. Da werden Tickets im Online-Sofortkauf angeboten. Dabei können alle registrierten Interessenten Tickets kaufen, unabhängig von ihrer Wartezeit.

Hinweis

Die Bayreuther Festspiele verkaufen ihre Tickets nur direkt an Privatpersonen. Daher berücksichtigt das Team keine Bestellungen von Reiseveranstaltern oder Weiterverkäufern.

Auch bei der Premiere 2019 am Start: Die Maus. Foto: Thorsten Gütling

Forderung: Bayerische Biergärten sollen UNESCO-Kulturerbe werden

Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK) kämpft aktuell dafür, dass die traditionellen bayerischen Biergärten als immaterielles Kulturerbe der UNESCO geschützt werden. Im Freistaat sind sie Brauchtum und gelebte Kultur zugleich.

Inzwischen kann man auf über 200 Jahre Geschichte blicken:

Die Erfolgsgeschichte der traditionellen Biergärten ist eng mit unserer Kultur und der Entstehung des bayerischen Bieres verbunden. Dabei können wir auf eine mittlerweile 200 Jahre lange Entwicklung dieses Brauchtums zurückblicken.

(Franz Bergmüller, Vorsitzender des Vereins zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur)

Brotzeit erlaubt

Ein wichtiges Merkmal der Biergärten sei noch heute die Besonderheit, auch die eigene Brotzeit mitbringen zu dürfen. Ein Relikt aus den Anfängen der damaligen „Bierkeller“. „Ursprünglich wurden Keller zur Gärung und Lagerung des Sommerbiers genutzt“, so Bergmüller. Zur weiteren Kühlung wurden über den Bierkellern schattenspendende Bäume gepflanzt. Nach 1812 wurde den Brauereien dort der direkte Lagerabverkauf gestattet.


Bewirtung mit Speisen verboten

Da sich diese neuen Biergärten innerhalb kürzester Zeit größter Beliebtheit erfreuten, fürchteten bayerische Gastronomen herbe Verlusteinbußen. König Ludwig I. löste dieses Problem, indem den Biergärten zwar weiterhin der Ausschank von Bier, aber nicht die Bewirtung mit Speisen erlaubt wurde, so Bergmüller. Somit entwickelte sich schnell der Brauch, die eigene Brotzeit in die Biergärten mitzunehmen. Eine Regelung, die noch bis heute erhalten geblieben ist.

Wo der Ursprung der Biergärten liegt

Offiziell gilt die bayerische Landeshauptstadt München als die Wiege der traditionellen Biergärten. Tatsächlich entstanden sie aber wohl zeitgleich in unterschiedlichen Regionen Bayerns. Überall entwickelten sich eigene Traditionen, wie zum Beispiel, welches Bier dort hauptsächlich ausgeschenkt wurde.

Biergärten sind tief in der bayerischen Kultur verankert und werden bis heute auch als dieses gelebt. In den vergangenen Jahren sind unzählige Biergarten-Apps, Internetplattformen und Websites entstanden, durch die gezielt in bestimmten Regionen nach traditionellen Biergärten gesucht werden kann.

(Franz Bergmüller, Vorsitzender des Vereins zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur)

Der VEBWK möchte die traditionelle Biergartenkultur als immaterielles UNESCO Kulturerbe schützen lassen. „Dafür benötigen wir dringend die Hilfe aller Freunde von Biergärten und des bayerischen Brauchtums“, sagt der Vereinsvorsitzende. Unterstützen kann man die Aktion bei einer Abstimmung auf der Website des VEBWK.

Friedrichsforum: Stegmayer fordert zusätzliche Drehscheibe für Bühne

Das Bayreuther Kultur- und Tagungszentrum Friedrichsforum, das bis Herbst 2020 fertig gestellt werden soll, erhält im Rahmen der Sanierung eine neue Bühnentechnik und ein erhöhtes Portal. Der Kulturreferent und berufsmäßige Stadtrat, Benedikt Stegmayer, forderte am Montag im Rahmen des Kulturausschusses, dass außerdem eine Drehscheibe in die Bühne eingebaut wird. Dadurch ergeben sich allerdings kurzfristig zusätzliche Kosten – obwohl es im Stadtrat vergangene Woche noch um Einsparungen bei den Sanierungskosten ging.

Warum die Drehschreibe benötigt wird

Der Große Saal des Friedrichsforums erhalte eine Ausstattung, die bestenfalls eine Vielzahl von Veranstaltungen ermöglichen solle, erklärt Kulturreferent Stegmayer. Für unterschiedliche Zielgruppen und mit besonders attraktiven Angeboten. Als die Bühne des Friedrichsforums vor etwa zwei Jahren geplant wurde, war eine Drehscheibe noch nicht vorgesehen – was bei vielen Festspielen heute allerdings Standard sei.


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Produktionen in abgespeckter Version

Dieses Bedürfnis habe sich jetzt allerdings aus folgendem Grund geändert: „Auch die Theater in Hof und Coburg planen im Rahmen einer Sanierung solch eine Drehscheibe zu integrieren“ sagt der Kulturreferent. Da beide Theater oft im neuen Friedrichsforum zu Gast sein werden, sei es wichtig deren Produktionen auch technisch gerecht werden zu können.

Haben wir in Bayreuth keine Drehscheibe, bedeutet das, dass etliche Produktionen hier nicht oder nur in abgespeckter Version gezeigt werden können.

(Kulturreferent Benedikt Stegmayer)

Archivfoto: Katharina Ahnefeld

Warum Leihen keine Option sei

Damit würde das Friedrichsforum an Attraktivität verlieren, erklärt Stegmayer. Zwar wäre es möglich, solch eine Drehscheibe im laufenden Betrieb auch zu leihen: „Das würde allerdings höhere Kosten für die Stadt Bayreuth verursachen“, fügt er hinzu –  mindestens 2.000 bis 3.000 Euro mehr pro Produktion plus Personalkosten.

Die Sanierungen in Hof und Coburg beginnen zwar erst jetzt, bringen uns aber in Zugzwang: Wir müssen uns auf dieses technische Level begeben, um weiterhin als attraktive Spielstätte bestehen zu können.

(Dr. Stefan Specht, CSU-Stadtratsfraktion)

Die Drehscheibe, die Stegmayer für das Friedrichsforum fordert, sei an die Maße der Drehscheibe angelehnt, die im Theater Hof verwendet werden soll: Sie hat einen Durchmesser von 9,80 Metern. Da Coburg eine Technik mit Drehring nutzt, läge der Durchmesser mit Drehring dann bei zwölf Metern Durchmesser.

Es ist wichtig, das Haus bespielen zu können. In dem Sinne wäre es ein Verlust an Spieltagen, wenn wir die Drehscheibe ablehnen. Es ist zwar ein saurer Apfel, in den wir beißen müssen. Aber es geht hier nicht nur um höhere Baukosten, sondern ich sehe einen kulturellen Mehrwert an dieser Stelle.

(Thomas Bauske, SPD-Stadtratsfraktion)

Mit Blick auf einmalig anfallende Kosten von fast 190.000 Euro für die Drehscheibe, hält Stadtrat Müller dagegen:

Die Drehscheibe ist zwar „nice to have“ aber nicht zwingend notwendig. Es ist ein Sonderwunsch. Aus Erfahrung kann ich sagen: Keine Gastspiel-Produktion in Deutschland ist auf eine Drehbühne angewiesen – außer für Produktionen, die aus Hof oder Coburg kommen, brauchen wir sie nicht.

(Stephan Müller, BG-Stadtratsfraktion)

Es seien zum jetzigen Zeitpunkt noch viele Fragen offen, bestätigt Oberbürgermeisterin Merk-Erbe.

Wichtig wäre es zu wissen, wie oft die Drehscheibe tatsächlich zum Einsatz kommen wird. Natürlich sind 190.000 Euro viel Geld.

(Brigitte Merk-Erbe, Oberbürgermeisterin)

Letztlich wurde der Antrag des berufsmäßigen Stadtratsmitgliedes Stegmayer mit der Empfehlung zum Einbau einer Drehscheibe in der Bühne des Friedrichsforums, mit vier Gegenstimmen bei 16 Anwesenden, angenommen.

Chance oder Risiko: Internationale Barockfestspiele in Bayreuth

Der Kulturausschuss hat dem Zuschussantrag zur Durchführung von Barockfestspielen im Zeitraum von 2020 bis 2022 am Montag mehrheitlich zugestimmt. Das jährliche Risiko für die Kosten werde allerdings ein externer Veranstalter tragen – und nicht die Stadt Bayreuth, wie Kulturreferent Stegmayer erklärt. Wie der aktuelle Planungsstand genau aussieht, erfahren Sie im Folgenden.

Bereits im Kultur-Entwicklungsplan aus dem September 2018 der Stadt Bayreuth war die Etablierung von Barockfestspielen eine Maßnahme mit hoher Priorität gewesen: Damit solle der Kulturstandort Bayreuth gestärkt werden, heißt es.

Projekt mit internationaler Strahlkraft

Kulturreferent Benedikt Stegmayer möchte dieses Projekt weiter voran bringen. „Die Bayreuther Barockfestspiele sehe ich als weiteren Leuchtturm mit international weiter Strahlkraft“, sagte er im Ausschuss. Das Profil der Stadt könne so weiter geschärft werden – und dass nicht nur auf kultureller, sondern auch auf touristischer und wirtschaftlicher Ebene. Man müsse Vorhandenes, d.h. das Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus, nutzen.

Die Barockfestspiele sehe ich als weiteres Standbein für Bayreuth. Das Weltkulturerbe schreit förmlich nach einer Bespielung. Allerdings finde ich es wichtig, dass man den Freistaat Bayern dabei entsprechend mit einbindet.

(Thomas Bauske, SPD-Stadtratsfraktion)

Finanz-Risiko bei externem Veranstalter

Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe plädierte für eine Zustimmung der Anwesenden zum Zuschussantrag für die Bayreuther Barockfestspiele. Eine Summe von maximal 390.000 Euro, der Anteil der Stadt, sei dafür in den Haushaltsjahren 2020, 2021 und 2022 vorgesehen. Das alleinige Risiko für Gesamtkosten trage allerdings ein externer Veranstalter in Form einer gGmbH, wie Stegmayer nach Kritik von Stadtrat Stephan Müller am finanziellen Risiko, weiter erläutert. Wichtig sei ebenfalls, dass nur ein Festival von hervorgehobener Qualität in Frage komme, so Stegmayer.


Bayreuth und Region stärken

Durch die Etablierung von Barockfestspielen, wird voraussichtlich ein zahlungskräftiges Publikum nach Bayreuth kommen. Das wird sich nicht nur auf Hotellerie und Gastronomie, sondern auch auf den Rest der Stadt positiv auswirken. Wir müssen unsere Region selbst stärken, damit wir eine lebenswert bleibt. 

(Dr. Christoph Rabenstein, SPD-Stadtratsfraktion)

Außerdem solle natürlich nicht nur der Tourismus im Fokus stehen, sondern auch Bayreuther sollen an den Festspielen teilnehmen können, erklärt Stegmayer. Derzeit sei zum Beispiel eine Video-Übertragung der Barockfestspiele auf öffentliche Plätze, wie den Volksfestplatz angedacht; oder auch ein spezielles Kontingent an vergünstigten Karten für die Bayreuther zurückzuhalten. Schulklassen könnten die Möglichkeit bekommen, das die Proben im Markgräflichen Opernhaus bereits vor Start der Barockfestspiele zu besuchen.

Erweiterte Wirtschaftsförderung

Stadtrat Stefan Schlags sieht den aktuellen Planungen der Barockfestspiele allerdings kritisch entgegen.

Der Kultur-Entwicklungsplan ist lediglich eine Zusammenfassung des Status Quo ohne Perspektiven. Wir haben ihm damals bewusst nicht zugestimmt. In der bisherigen Planung der Barockfestspiele geht es nicht um Kultur, sondern um eine erweiterte Wirtschaftsförderung.

Den Hut bei diesem Projekt muss der Freistaat Bayern aufhaben. Denn es ist dessen Aufgabe, in ganz Bayern für gleiche Lebensverhältnisse zu sorgen und hier ein Festival zu veranstalten.

(Stefan Schlags, Bündnis 90 / Die Grünen und Unabhängigen)

Förderanträge für das Festival sind derzeit beim Freistaat Bayern, bei der Oberfrankenstiftung und bei der Kulturstiftung des Bundes gestellt. Denkbar wäre es außerdem Mittel der Europäischen Union zu beantragen. In welcher Höhe sie wo gewährt werden ist noch unklar.

Qualitätssiegel: Maisel, Erdinger und Schneider machen gemeinsame Sache

Schneider Weisse, die Privatbrauerei Erdinger Weissbräu und die Brauerei Gebr. Maisel haben am Freitag ihr neues Qualitätssiegel vorgestellt.

Möbel

Gessn werd dahaam: Ein Möbelretter aus Schönficht

In Folge 14 ist Christoph Scholz ein zweites Mal in der Oberpfalz unterwegs und zu Besuch auf dem Antikhof Schönficht bei Markus Schulwitz.

Warum Bayreuth ein Weinberg in Russland gehört

Im Jahr 1959 kam die Stadt Bayreuth zu einem kuriosen Erbe. Ein Weinberg nahe der russischen Schwarzmeerstadt Sotschi gehörte plötzlich ihr – und tut es grundsätzlich noch heute.

Vererbt von einer Schwester aus dem Altenheim an der Lisztstraße. Doch die Verhandlungen mit den Russen erwiesen sich als schwierig. Der bekannte Bayreuther Hobbyhistoriker Stephan Müller ist der Sache auf den Grund gegangen.

Hier ist seine Geschichte:

Ach wäre das schön, auf städtischen Grundbesitz am Schwarzen Meer ein Fläschchen Wein in idyllischer Umgebung zu leeren. Es wird wohl ein Traum bleiben, auch wenn die Stadt Bayreuth nach wie vor rechtmäßige Alleinerbin eines fünfzig Hektar großen Weinberges zwischen der Insel Krim und der Olympiastadt Sotschi ist.

Zu diesem schönen Besitz kam die Stadt als eine gewisse Senta Emilie Bolton-Glasenapp am 31. Dezember 1959 das Zeitliche segnete. Ihre Liebe zu Bayreuth war so groß, dass sie ihr Eigentum der Stadt Bayreuth vermachte.

Die Tochter des Richard-Wagner-Biographen Carl Friedrich Glasenapp hatte vor dem ersten Weltkrieg in Riga den Staatsrat William Bolton geheiratet. Als Vertreter der deutschen Siemens-Kupfer-Bergwerke Bolten arbeitete Bolten viele Jahre in der russischen Erdölmetropole Baku und kaufte in dieser Zeit das Weinanbaugebiet am Schwarzen Meer.

Die Altenpflegerin aus der Lisztstraße

Im Jahr 1913 hatte er bei dem zaristischen Notar Zesar Warfeolomejewitsch Mosewitsch in Elosawetpol, der heutigen Stadt Gandscha in Aserbaidschan, seine Ehefrau als Alleinerbin eingesetzt.

Bayreuths Weinberg in Russland

1913: Der zaristische Notar Zesar Warfeolomejewitsch Mosewitsch beurkundet das Testament von William Bolton.

Zwei Jahre später verstarb Bolton und Senta kehrte nach Bayreuth zurück. Sie trat in einen katholischen Frauenorden ein und war bis zu ihrem Tod als Schwester Senta im Altenheim an der Lisztstraße tätig. In ihrem Nachlass fanden sich all die Besitzurkunden und Lagepläne über den Weinberg und das Testament ihres Mannes. In ihrem eigenen Testament hat sie ausdrücklich auf diesen Grundbesitz hingewiesen.

„Zur Erbschaft gehört noch mein rechtmäßiger Anteil an einem Grundstück (Weinbergland und Wald) etwa zwölf Kilometer westlich der Stadt Noworossiesk am Nordufer des Schwarzen Meeres in der Gegend der Wissokaja Balka. Die diesbezüglich, vollzähligen Papiere (Urkunden) habe ich bereits der Stadt Bayreuth übergeben.“

(Aus dem Testament der Senta Emilie Bolton-Glasenapp)

Unter den „Papieren“ waren seltsam glänzende Urkunden mit kyrillischen Schriftzeichen und putzigen, kleinen Zeichnungen versehen, die einstmals ein zaristischer Beamter knallbunt mit sichtlichem Vergnügen niedergepinselt hat.

Ein äußerst verzwicktes Erbe

Auch wenn die Verblichene von den edelsten Motiven beseelt war, zeigte sich leider schon bald, dass sie ihrer Lieblingsstadt ein äußerst verzwicktes Erbe aufgehalst hatte. Am Schwarzen Meer hatten damals die Sowjets das Sagen. Sie zeigten erwartungsgemäß nicht das geringste Verständnis, als die Stadt ihr Erbe antreten wollte.

Deutsches Volksblatt Stuttgart vom 22. Januar 1960.

Vergeblich setzte der damalige Oberbürgermeister Hans Walter Wild alle politischen Hebel in Bewegung, aber weder die russische noch das Auswärtige Amt konnten weiterhelfen. Der Weinberg war inzwischen russisches Volkseigentum.

„Die Stadt bittet um Mitteilung, ob ihr das Eigentum an dem Grundstück rechtswirksam zugefallen ist und ob eine Verwertung dieses Vermögensgegenstandes möglich ist. Bei der Prüfung der Angelegenheit sollte dem Umstand Rechnung getragen werden, dass es sich bei dem jetzigen Eigentümer nicht um eine Privatperson, sondern um die Stadt Bayreuth, also um einen öffentlich-rechtlichen Selbstverwaltungskörper handelt, der öffentliche und gemeinnützige Aufgaben erfüllt“.

(Oberbürgermeister Hans Walter Wild an den sowjetischen Botschafter Smirnow in Bonn)

Bayreuther Anzeiger vom 20. März 1969.

Er erhielt keine Antwort. Auch die Abschriften der Pläne, Urkunden und des Testaments erhielt Wild nicht zurück. Der Akt „Weinberg am Schwarzen Meer“ wurde bei der Stadtverwaltung „ad acta“ gelegt.

Doch weil der Westen die sowjetischen Enteignungen nie anerkannt hat, besteht noch ein Fünkchen Hoffnung. Die malerische Besitzurkunde ruht seit Jahrzehnten im Grundstücksamt. Und wer weiß: Vielleicht wird der Rechtsanspruch, der sanft zwischen staubigen Aktendeckeln schlummert, eines Tages wiedererweckt wie weiland Dornröschen.

Nachdem aber nun auch die russischen Trauben hoch hängen, kann sich jeder neugierige Bayreuther sein Erbe ja mal im Internet anschauen. Senta Emilie Bolton-Glasenapp hat die Lage ja bestens beschrieben. Zwölf Kilometer westlich von Noworossiesk.


Text und Fotos: Stephan Müller


 

Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.

 

Zentrum: Große Pläne für die kleine Bühne

Die Mitarbeiter des internationalen Jugendkulturzentrums, kurz Das Zentrum, haben ein Ziel: Nicht nur den Europa-Saal, sondern auch die Kleinkunstbühne ins Bewusstsein der Bayreuther rücken. Dazu will das Zentrum vermehrt auf eigene Veranstaltungen und Produktionen setzen.

Foto: Tristan Heck

Für die Eigenveranstaltungen wird nun vor allem die Kleinkunstbühne eingesetzt, da der Europa-Saal, während das Friedrichsforum noch saniert wird, meist ausgebucht ist.

Foto: Tristan Heck

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In der Kleinkunstbühne gibt es einerseits die Klubkonzerte, bei denen verschiedene Genres wie Rock, Folk, Ska-Punk oder das Arab-Jewish Orchestra im vergangenen Juli vertreten sind. Andererseits gibt es Formate wie den neuen Comedy Jam, Poetry Slams, die Magic Lounge, und die monatliche Open Jam Session. Das ungewöhnliche an der Jam Session ist, dass sie mit einem freien Musikprojekt eröffnet wird für das man sich anmelden muss und danach jeder frei musizieren, oder „jammen“ kann. Das neue Format des Comedy Jams soll den Komikern ein freieres Format bieten als der Poetry Slam. Letzteren soll es aber auch weiterhin geben.

Neben internationalen Gästen soll durch diese offenen Veranstaltungen und durch spezielle Events auch unbekannten und lokalen Künstlern eine Präsentationsmöglichkeit geboten werden. Kurzum: Die Kleinkunstbühne soll durch ihr breites Angebot und ihre geringen Eintrittspreise für Kulturinteressierte besonders leicht zugänglich sein.


Text: Tristan Heck