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Landkreis Bayreuth: Ein Fest zum Jubiläum von „Demokratie leben!“

Zum Jubiläum des fünfjährigen Bestehens des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ laden die Organisatoren am Freitag zum Demokratiefest nach Hollfeld ein. Durch das Bundesprogramm konnten in der Vergangenheit gut 130 Projekte im Bereich Sport, Kultur und Gesellschaft realisiert werden. Der zentrale Gedanke dabei: Begegnungen unterschiedlicher Menschen fördern sowie gemeinsam ins Gespräch kommen. Und ganz wichtig: Die Stärkung der zarten Pflanze „Demokratie“.

Was bisher auf die Beine gestellt wurde

In der Vergangenheit wurde zum Beispiel ein gemeinsames Fastenbrechen – von Menschen verschiedener Kulturen – nach dem muslimischen Ramadan begangen, Filmvorführungen mit anschließenden Regisseur-Talks organisiert oder ein Puppentheater zum Thema Demokratiebildung für Kinder gezeigt.

Gemeinsames Fastenbrechen in diesem Jahr in Speichersdorf. Foto: Landkreis Bayreuth

„Auch wenn sich die Projekte vorwiegend an Jugendliche richten, ist jeder, der Lust hat, zum Fest am Freitag eingeladen“, sagt Linda Ebeling von der Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Bayreuth.

Gerade aufgrund der zunehmenden rechtspopulistischen Strömungen erscheint die Arbeit unserer Partnerschaft für Demokratie als unerlässlich.

(Linda Ebeling, Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie / Landkreis Bayreuth)

Allee aller Projekte

Am Freitag wird man sich die Vielfalt der bisherigen Aktionen anhand von Plakaten in einer sogenannten Projektallee an der Gesamtschule Hollfeld ansehen können.

Trotz des nahenden Endes der ersten Förderperiode von „Demokratie leben!“ sind wir zuversichtlich, dass es im nächsten Jahr mit tollen Projekten im Landkreis weitergehen wird.

(Linda Ebeling, Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie / Landkreis Bayreuth)

Gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt

Bei den Projekten haben sich Vereine, Bündnisse und Aktionsgruppen im Landkreis gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit eingesetzt.

Dass auch die im Landkreis untergebrachten Flüchtlinge hier willkommen sind, wollten die Speichersdorfer 2015 mit einer Einladung zum „Integrations- und Familiensporttag“ an geflüchtete Familien mit Kindern bekräftigen. Foto: Landkreis Bayreuth

Das Programm am Freitag

Zum Demokratiefest werden auch einige Spieler von medi bayreuth kommen. „Dort können die Besucher/-innen gemeinsam mit den Profi-Sportlern Streetball spielen und Körbe werfen“, sagt Linda Ebeling. Für den richtigen Sound sorgt am Abend die aktuelle Gewinnerband von Rock in Oberfranken, Monkey Circus. Außerdem ist ein Poetry Slam Künstler mit tollen Texten im Programm.

Mit dem Demokratiefest möchten wir hier gemeinsame Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Religion und Kultur fördern.

(Linda Ebeling, Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie / Landkreis Bayreuth)


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Beginn ist um 17 Uhr. Es wird auch Speisen und Getränke vor Ort zu kaufen geben, der Eintritt ist frei! Vorbeikommen lohnt sich!

Friedrichsforum: Warum sich die Fertigstellung verzögert

Seit September 2016 wird die ehemalige Stadthalle saniert, umgebaut und erweitert. Mitte 2021 sollte das neue  Kultur- und Tagungszentrum, das dann „Friedrichsforum“ heißen wird, ursprünglich eröffnen. Doch die Fertigstellung wird sich voraussichtlich bis zum dritten Quartal im Jahr 2022 verzögern, wie Frank Pickel von  Drees & Sommer aktuell berichtet.

Wie der Stadtrat im Februar 2019 beschlossen hat, soll das Unternehmen quartalsweise zum aktuellen Stand der Umbauarbeiten berichten, um den Stadtrat über offene Punkte und mögliche Veränderungen und Risiken im Zeit- und Kostenplan zu informieren.

Gründe für die Verzögerung

Als Gründe für die Verzögerung der Fertigstellung nannten Drees & Sommer allen voran einen erheblichen Umplanungs-Aufwand im Bereich des Rohbaus. Begründet wird er durch marode Stellen am Bestand. Die Fertigstellung des Rohbaus verschiebe sich damit auf das kommende Jahr. Dazu gab es Störungen im Spezialtiefbau.

Hochkonjunktur als Auftragsrisiko

Viele Firmen aus der Handwerks- und Baubranche sind derzeit stark ausgelastet und würden so bei Ausschreibungen vorwiegend Angebote annehmen, bei denen sie mehr verdienen. Wie Drees & Sommer erklären, konnten zwar inzwischen Aufträge für Baugrubenherstellung, Stahlbauarbeiten und Dachdämmung vergeben werden, allerdings konnte – trotz einer europaweiten Ausschreibung – keine Firma für die Dachdeckung gefunden werden. Geplant ist, die Dachdeckung deswegen künftig in kleinere Schritte zu unterteilen und erneut auszuschreiben.

Foto: Ahnefeld

Auch für Stahltüren in der Tiefgarage des Friedrichsforums sei bisher kein Angebot eingegangen. Bleibe das so, werde man die Türen erst im Nachhinein einbauen und die Fläche zumauern.


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Dadurch sollen Kosten gespart werden

Wie im Bauausschuss beschlossen wurde, sollen durch folgende Maßnahmen Kosten von insgesamt 120.000 Euro eingespart werden.

  • Die Schließfächer, die durch das Architekturbüro Knerer und Lang im Kleinen Haus ursprünglich geplant worden sind, sollen künftig wegfallen. Sie seien für den Betrieb des Gebäudes nicht zwingend erforderlich. So könne man etwa 27.000 Euro einsparen.
  • Außerdem wurde beschlossen, die Teleskop-Stufe in der Rangkonstruktion des Großen Saales wegzulassen, da der Aufwand zur Errichtung und Wartung einen sehr großen Aufwand erfordern würde – was nicht im Einklang zur Nutzung steht. Mit dieser Maßnahme stehen Ballbesuchern zusätzliche 48 Sitzplätze an Tischen zur Verfügung.
  • Im Hofgartensaal könnte man durch den Verzicht auf eine von insgesamt drei mobilen Trennwänden, etwa 30.000 Euro einsparen.

Geplante Fertigstellung 2022

Die Fertigstellung des Friedrichsforums verzögere sich um etwa ein Jahr und ist für 2022 angepeilt. Das Gesamtbudget für Umbau und Sanierung des Friedrichsforums umfasst insgesamt 68,5 Millionen Euro, wobei der aktuelle Zahlungsstand bei 18,8 Millionen liege, wie Drees und Sommer erklären.

Klohäuschen-Grüner-Hügel

Grünes Licht: Neue Toiletten plus Heizung am Festspielpark

2019 hat das Gebäude mit Toiletten-Häuschen und Kiosk am Grünen Hügel seine letzte Saison erlebt. Da es  Mängel, wie durchnässte und von Salpeter beschädigte Wände aufweist, soll es nun abgerissen werden und durch einen Neubau ersetzt werden. Da immer mehr Besucher nach Bayreuth kommen, ist zudem der Wunsch nach einer ganzjährigen Nutzung der Toilettenanlagen gestiegen.

Was sich mit dem Neubau verändern soll

Eine halbe Million Euro soll der Neubau des Mehrzweckgebäudes kosten. Neben Kiosk und Toiletten, schlägt die Stadtverwaltung vor, statt einer Buchhandlung und einer Poststelle, Mehrzweckräume zu integrieren. Nur so könnten diese beispielsweise auch für die Aufbewahrung von Taschen oder als Touristen-Information genutzt werden und sich flexibel an den aktuellen Bedarf anpassen. Auch eine Heizung soll integriert werden, damit die neue Toilette für Besucher rund um Festspielhaus und Siegesturm ganzjährig nutzbar wird.


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Steigende Nachfrage bei Festspielhaus-Führungen

Von Herbst bis Frühjahr werden bisher täglich Führungen durch das Festspielhaus angeboten – mit steigender Nachfrage. Das würde sich laut BMTG auch bei individuell buchbaren Führungen widerspiegeln: Bereits jetzt könnten keine neuen Anfragen mehr angenommen werden. Der Grund: Die Kapazitäten seitens der Führungsleiter seien erschöpft.

Toilettentür-Grüner-Hügel

Foto: Magdalena Dziajlo

Notfall-Toilette: Keine Dauerlösung für den Winter

Vor allem in den Wintermonaten sei ein zunehmendes Aufkommen von Besuchern am Festspielhaus festgestellt worden. So sei der Nutzungszeitraum der Toiletten am Kiosk zwischen 15. März und 15. November keineswegs mehr ausreichend. Von Dezember bis Februar hätten die Besucher im Notfall derweil zwar eine Toilettenkabine im Verwaltungsgebäude nutzen können. Wegen langer Wartezeiten und eine dadurch begründete Verzögerung der Führungen, könne das jedoch keine Dauerlösung sein.

Seit vier Jahren in Deutschland – in der Rapmusik angekommen

Jafar Ali Gasimi und Jawad Saberi (beide 19) kommen aus Afghanistan. Seit vier Jahren sind die beiden in Deutschland und versuchen sich hier, so gut es geht, zurechtzufinden. Bei ihrer Integration nimmt Rapmusik eine besondere Rolle ein.

Einen ganzen Monat unterwegs

Jafar Ali Gasimi ist 19 Jahre alt. Er kommt aus Afghanistan. 2015 musste er seine Heimat verlassen, aus politischen Gründen, wie er erzählt.

Zu Fuß hat er sich, mit seinem Brüdern, auf den Weg nach Deutschland gemacht. Die Route führte ihn über den Iran und die Türkei. Manchmal seien die Brüder auch in Autos mitgefahren. Insgesamt waren sie einen ganzen Monat unterwegs. 

Jafar. Foto: Frederik Eichstädt.

Alles wird gut

In Deutschland fand Jafar schnell den Zugang zur Rapmusik. Auch in Afghanistan habe es Rapper gegeben, diese seien allerdings alle schlecht, wie der 19-Jährige erzählt. Richtig klick gemacht habe es also erst in Deutschland. Insbesondere das Lied „Alles wird gut“ von Bushido, habe dem jungen Erwachsenen neue Hoffnung gegeben

Und wenn sie meinen du stehst nie wieder auf, dann lass sie reden,
Junge, zeig ihnen, das ist dein Traum, du wirst ihn leben!
Und beweis diesen Leuten, die niemals an dich geglaubt haben,
das, was sie haben, kannst du auch haben!
Denn wenn sie meinen, du hast hier nix verloren, dann zeig es ihnen
Zeig es allen, keiner hält dich mehr auf, komm, lass dich fallen
Heb den Kopf und blick einfach nach vorn und jetzt versuch’s
Ich sag‘, versuch’s! Alles wird gut!

(Bushido – Alles wird gut)

In der Musik angekommen

Zum Teil fühlt sich Jafar in Deutschland noch fremd. Das liege natürlich zum einen daran, dass man sich nicht mit jedem Menschen immer reibungslos verständigen kann, zum anderen aber auch daran, dass man von manchen Menschen manchmal komisch angeschaut werde. Durch die Musik habe er aber schon Zugang zu den Menschen hier gefunden.

In der Rapmusik fühle ich mich in Deutschland angekommen.

(Jafar Al Gasimi über den Stellenwert der Musik)

Durch Workshops an das Mikrofon

Die Musik hat den 19-Jährigen beeindruckt. Im Rahmen eines Rap-Workshops in Bayreuth kam er dann auf die Idee, es auch selbst einmal zu probieren. Inzwischen rappt er eigene Texte, sogar auf deutsch. Dabei kommt er mit vielen Gleichgesinnten in Kontakt. Einer von ihnen ist Jawad Saberi, der sich als Rapper Jawati nennt.

Jawati. Foto: Frederik Eichstädt.

Rap in der Steinfabrik 

Auch Jawati ist 19 Jahre, auch er kommt aus Afghanistan. Wie Jafar, kam auch er im Jahr 2015 nach Deutschland. Zur Rapmusik kam Saberi jedoch schon in seiner Heimat bei der Arbeit in einer Steinfabrik. Anfangs faszinierten ihn die amerikanischen Künstler wie Chris Brown, Tupac oder 50 Cent, inzwischen hört er fast ausschließlich deutschsprachige Rapper wie KC Rebell oder Samra. 

Emotionen transportieren

In den vier Jahren, in denen er in Deutschland ist, hat Jawad erstaunlich gut deutsch gelernt, auch durch die Rapmusik. Besonders beeindrucke den 19-Jährigen dabei die Energie, die in der Musik steckt. Deshalb habe auch er irgendwann angefangen eigene Texte zu schreiben. 

Ich finde es beeindruckend, wie Leute ihre Gefühle und Emotionen in den Liedern herauslassen und transportieren können.

(Jawad Saberi über Rap)

In seinen Texten verarbeite er eigene Erlebnisse und Geschichten. Dass man sein eigenes Leben in Liedform erzählen könne, faszinierte den Afghanen dabei schon immer. Inzwischen rappt er sowohl auf persisch als auch auf deutsch. Und das macht er erstaunlich souverän und textsicher. 

Ich mache Rap nicht wegen Geld oder weil ich dann bei anderen Leuten mehr angesehen bin. Für mich geht es darum, Gefühle rauszulassen. 

(Jawati über seine Beweggründe)

Iwalewahaus

Foto: Redaktion.

Von den Rap-Fertigkeiten dieser oder anderer Nachwuchskünstler aus Afghanistan, Syrien, dem Iran und anderen Ländern können sich Interessierte bei der Puerto Session #2 im Iwalewahaus überzeugen. Sie findet am 21. September ab 21 Uhr statt.

Wagner für Dummies: Die Meistersinger in fünf Punkten

Bayreuth befindet sich seit letzter Woche im Festspielfieber. Doch um was geht es eigentlich in Richard Wagners Werken? Viele verstehen da erst einmal nur Bahnhof. Das Bayreuther Tagblatt hat den Inhalt der Opern kurz und knapp in fünf Punkten zusammengefasst. Teil 1 befasst sich mit „Die Meistersinger von Nürnberg“.

In den weiteren Teilen geht es um Tristan und Isolde, Parsifal, Lohengrin und Tannhäuser.


Die Meistersinger von Nürnberg

  1. Walther von Stolzing liebt Eva, Eva liebt Walther. Wie schön, wäre da nicht ein kleines Problem: Um Eva zu heiraten, muss Walther einen Gesangswettbewerb gewinnen. Blöd nur, dass Walther „frei Schnauze“ und nicht nach den Regeln singt.
  2. Als wäre das nicht genug, mischt sich auch noch sein größter Konkurrent, der Beckmesser, ein. Dann fliegen auch schon die Fäuste. Es kommt zur Massenschlägerei.
  3. Hans Sachs, ein anderer Sänger, kann das Elend nicht länger mit ansehen. Er hilft Walther dabei, ein neues Lied zu schreiben, das den Regeln entspricht.
  4. Beckmesser wittert seine Chance. Er stiehlt das Lied, tritt beim Wettbewerb damit an, wird aber von allen nur ausgelacht.
  5. Dann ist Walther dran: Er trägt das Lied voller Liebe vor und erobert so nicht nur Evas Herz, sondern gleich das des ganzen Volkes.

Wagner für Dummies: Parsifal in fünf Punkten

Festspielfieber in Bayreuth! Wer bei Wagner erstmal nur Bahnhof versteht, ist hier genau richtig. Das Bayreuther Tagblatt hat den Inhalt der Opern kurz und knapp in fünf Punkten zusammengefasst. Teil drei der Serie befasst sich mit „Parsifal“.

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In den weiteren Teilen geht es um Lohengrin und Tannhäuser.


Parsifal

  1. Parsifal steckt mitten in der Pubertät, testet seine Grenzen aus und lehnt sich gegen die Regeln im Bezirk des heiligen Grals auf.
  2. Auf der Burg der Gralsritter kämpft währenddessen Amfortas mit dem Tod. Schuld ist eine Wunde, die der Zauberer Klingsor ihm mit dem heiligen Speer zugefügt hat.
  3. Klingsor hat es auch auf Parsifal abgesehen und schickt Kundry zu ihm, die ihn verführen soll. Parsifal lässt sich aber von seinen Trieben nicht leiten und gewinnt sogar den heiligen Speer zurück.
  4. Mit dem Speer im Gepäck taucht Parsifal als gereifter Erwachsener wieder bei den Gralsrittern auf.
  5. Parsifal schafft es Amfortas zu heilen und wird dann zum Gralskönig ausgerufen.

Wirtsgogl G’schichtla: Totentanz im Fichtelgebirge

Adrian Roßner, Foto: Privat

Adrian Roßner ist einer der jüngsten Heimatforscher Deutschlands und kommt aus der Region: In seiner bt-Serie „Wirtsgogl-Gschichtla“ gibt er regelmäßig Einblicke in seinen Fundus an kuriosen Geschichten, unglaublichen Erzählungen und Besonderheiten aus unserer Region.

In Teil elf der Serie erzählt Adrian Roßner vom Totentanz im Fichtelgebirge Region.

Hier die aktuellste Geschichte des Wirtsgogl als Text und als Podcast zum Anhören.

 


Wirtsgogl G’schichtla #11 als Podcast zum Anhören


Totentanz im Fichtelgebirge

Es gibt wenige Ausdrücke in der Geschichte, die einem derart schnell einen kalten Schauer über den Rücken rinnen lassen, wie die „Pest“. Als schwarzer oder wandernder Tod zählt sie bis heute zu den größten Geißeln, die die Menschen allen voran im Mittelalter heimgesucht haben. Doch wenngleich einmal mehr viel bekannt ist über ihren Verlauf in den großen Metropolen des einstigen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, wissen wir nurmehr wenig von den Schicksalsschlägen zu berichten, die um sich griffen, als sie über unsere Region hereinbrach. Grund genug, sich auf eine Spurensuche zu begeben, um der grausamen Seuche auf ihrem einstigen Wege nachzuspüren, wobei der Blick historisch wie geographisch in die Ferne schweifen muss. 

Der schwarze Tod breitet sich aus

Bis heute ist nicht genau bekannt, wie viele Opfer die Pest auf ihrer Reise durch die Geschichte forderte, doch gehen die Schätzungen in die Millionen – immerhin brach sie nicht nur einmal aus, sondern suchte in Wellen ganze Länder über mehrere Jahrhunderte hinweg heim.

Als Ausgangspunkt indes wird heute der Balchasee vermutet, an dem archäologische Grabungen erst vor kurzem eine erhöhte Sterblichkeit während des frühen 14. Jahrhunderts nachweisen konnten, die man auf die Virenerkrankung zurückführt. Entlang der Seidenstraße – einer der wichtigsten Handelsverbindungen in den Orient – breitete sie sich anschließend in Richtung Indien und China im Osten, sowie zum Schwarzen Meer hin aus, wo sie im Frühjahr 1347 die von den Tartaren belagerte Stadt Caffa erreichte.

Totentanz. Foto: Adrian Roßner.

Der Weg nach Europa

Schilderungen der Krankheit aus diesem frühen Kapitel ihrer Geschichte sind rar, doch berichtet der Zeitzeuge Gabriele de Mussi, dass die Tartaren „nach kurzer Zeit charakteristische Symbole an ihren Körpern [zeigten], nämlich verklumpte Körpersäfte an den Gelenken und Leisten.“ Die damit gemeinte Schwellung der Lymphknoten deutet stark auf die typischen Beulen hin, die als äußere Merkmale der sogenannten Bubonenpest gelten.

Sich der davon ausgehenden Gefahr bewusst, schleuderten die Belagerer die Leichname ihrer Toten über die Mauern der Stadt und brachten die Seuche damit unter das fliehende Volk. Vermutlich werden Händler und andere Reisende sie anschließend über den Seeweg nach Europa gebracht haben, wo sie ihr grausames Werk fortführte.

Ein Totenkopf. Symbolbild: Pixabay.

Ein qualvoller Tod

Erst relativ spät, im 19. Jahrhundert, konnte die Medizin ihren wahren Kern benennen und den Floh Xenophylla Cheopsis Roth als Überträger identifizieren. Eine Art Pfropfen aus Speichel und Blut führt bei diesem Insekt zu einem Verschluss des Proventikels, eines Teils der Speiseröhre, und ermöglicht es Bakterien und Viren so, sich unter optimalen Bedingen zu vermehren. Darunter war auch der Erreger yersinia pestis, der durch einen Biss des Flohs in den Blutkreislauf seines neuen Wirtes gelangt und dort sein vernichtendes Werk beginnt.

Innerhalb von nur 48 Stunden kommt es zu einer Schwellung der Lymphknoten in den Achseln, am Hals und in der Leistengegend, wodurch die namensgebenden Bubonen – oder Beulen – entstehen. Der Kranke leidet unter massiven Kopfschmerzen und Fieberschüben, während der Organismus versucht, sich gegen den Angreifer zu schützen. Verliert er den Kampf, kommt der Tod schließlich durch eine Blutvergiftung, erlöst das Opfer jedoch meist erst nach einer Zeit des Leides und der Qualen. 

Mangelnde Hygiene. Ratten haben Flöhe und Flöhe übertragen Krankheiten. Symbolbild: Pixabay.

Verfolgung und Pogrome

Was sich an die ersten Pesttoten anschloss, war eine allgemeine Unsicherheit – gesteigert noch durch die vergebliche Suche nach den Ursprüngen der immer größere Kreise ziehenden Krankheit, die weder Medizin noch Religion einzudämmen wussten. Schließlich meinte man, den Schuldigen gefunden zu haben – in den Juden.

Auch im Fichtelgebirge begannen Pogrome, denen unzählige wehrlose Menschen zum Opfer fielen, da man ihnen nachsagte, sie hätten die Seuche absichtlich eingeführt, um damit die Herrschaft über ein letztendlich entvölkertes Europa antreten zu können. Vielmehr noch gingen „diese hartnäckigen Menschen […] in ihrer beharrlichen Grausamkeit so weit, daß sie die Brunnen vergifteten oder die Luft zu verunreinigen wußten und entsetzliches Sterben in vielen Ländern veranlaßten“, wie Pertsch aus Wunsiedel berichtet.

Die Tatsache, dass auch Juden zu den Opfern der heimtückischen Seuche wurden, klammerte man aus – zu dankbar war man, im Angesicht der aussichtslosen Lage endlich einen Sündenbock gefunden zu haben, mit dessen Vernichtung man dem Sterben ein Ende hätte machen können.

Die Pest forderte viele Todesopfer. Symbolfoto: Pixabay.

Vergiftete Luft

Generell sagte man „fremden Völkern“ gewisse Kenntnisse nach, die, gerne genutzt in Friedensjahren, in Zeiten epochaler Grausamkeit zu Massenmorden und Lynchjustiz führten. Gerade die Mär der vergifteten Luft („Miasma“ genannt), wie sie Pertsch in seiner Schilderung erwähnte, hielt sich zudem über mehrere Generationen hinweg im Gedächtnis der Bevölkerung: Durch „Fäulnisgase“ hätte sich die Krankheit ausgebreitet – immerhin in diesem Punkt waren sich Ärzte und Pfarrer einig und betraten die Stuben der Seuchenopfer daher meist nur mit entsprechenden Masken, um sich der Krankheit zu erwehren.

Bis heute hält sich zudem in manchen Orten wie Wunsiedel die Mär von der eingemauerten Pest, die man in Form eines „Hauches“ in Löcher lockte, die man anschließend mit Steinen blockierte. Wurde der Dunst schließlich durch die Unwissenheit der Nachfahren wieder befreit, brach die Seuche erneut über die Menschen herein und forderte wiederum unzählige Opfer. Dadurch suchte man zu erklären, wie es ihr gelang, innerhalb kürzester Zeit spurlos zu verschwinden, um nach fünfzig bis hundert Jahren mit neuer Härte zurückzukehren.

Der Tod ging um. Symbolbild: Pixabay.

Über tausend Tote in Hof

Auch aus der nordostoberfränkischen Region sind die Epidemie-Wellen gut rekonstruierbar: Nach dem ersten Auftreten der Pestilenz war sie um 1350 mit einem Male verschwunden, nur um 1495 zurückzukehren. Allein in den folgenden Jahren soll sie in Hof 1400 Menschen, in Bayreuth immerhin 650 Bewohnern das Leben gekostet haben – höhere Zahlen sind schließlich für den schlimmsten Ausbruch im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges nachweisbar, in dessen Zuge man versuchte, die Seuche durch Gräben, Kanonenschüsse und Kirchenglocken am Betreten der Dörfer zu hindern.

War sie erst ausgebrochen, schaffte man die Toten schnellstmöglich aus der Stadt und verscharrte sie eilig in den „Pestilenzgärten“, wie sie sich auch im Fichtelgebirge belegen lassen. Als gerechte Strafe Gottes fasste man den wandernden Tod damals auf, der die Hoffart der menschlichen Schöpfung ebenso geißelte, wie die Duldung „Ungläubiger“ in den Gemeinden.

Angst ums Überleben

Im Angesicht der neuerlichen Katastrophe brachen Menschen überall zu segensspenden Wallfahrten auf oder aber zogen als Flagellanten (auch „Geißler“ genannt) sich selbst züchtigend durch die Lande. Angst regierte in den Straßen der Städte wie auch der Dörfer; bei Reichen und bei Armen. Ironischerweise war die Seuche demnach auch ein großer Gleichmacher – sie machte vor niemandem Halt, verschonte die Adligen ebenso wenig, wie die einfachen Bauern; und hinterließ einst blühende Landschaften als blanke Ödnis.

Ferner sollte ihre Rolle in der Regionalgeschichte keineswegs unterschätzt werden – immerhin zeigte sie auch hier auf, dass jedwede zivilisierte Struktur zusammenzubrechen vermag, so nur die ureigene Angst ums blanke Überleben groß genug ist. 


Text: Adrian Roßner


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Mark-Twain

Ein Festspielbesuch: Als Mark Twain in Bayreuth beinahe verhungert wäre

Was hat Mark Twain im Jahr 1891 nur nach Bayreuth getrieben? Die Musik von Richard Wagner konnte es eigentlich nicht sein, denn als er im Frühjahr 1878 im Rahmen einer Deutschland-Reise den „Lohengrin“ in Mannheim besuchte, bezeichnete er diese Kostprobe als reine Zumutung:

So etwas von Gedröhne, Gekrache und Getobe kann man sich nicht vorstellen. Die Erinnerung an diese mitleidlose Marter wird nie aus meinem Gedächtnis weichen und steht würdig neben der Erinnerung an die Stunden, in denen meine Zähne in Ordnung gebracht wurden. Besondere Umstände zwangen mich, die ganzen vier Stunden bis zum Schluss dazubleiben. Wenn das Heulen, das Wehklagen und Gekreisch der Sänger, wenn das Rasen und Toben, die Explosionen des großen Orchesters schriller und schriller, wilder und wilder, mächtiger und mächtiger sich erhoben, in diesem Augenblicken hätte ich laut geweint, wenn ich allein gewesen wäre.
(Mark Twain)

Mit dem Zug nach Bayreuth

Dennoch kam Samuel Langhorne Clemens (alias Mark Twain) 13 Jahre später nach Bayreuth und schrieb – wie es sich für einen Schriftsteller gehört – ein Essay über den Festspielbesuch: „At the Shrine of St. Wagner“ – „Am Schrein des heiligen Wagner“.

Den Titel dafür hatte er wahrscheinlich bereits seit der Zugreise von Nürnberg nach Bayreuth im Kopf. Diese Eisenbahnfahrt mit einer „Flut musikverrückter Ausländer“ löst seine Verwunderung aus: Er habe eine solche Menschenmenge schon lange nicht mehr gesehen, gesteht Mark Twain, und es sei der längste Zug gewesen, der ihm in Europa je begegnet sei.

„Ja, es ist eine Pilgerfahrt“, ruft er aus. „Die Gläubigen kommen aus allen Ecken und Enden der Welt herbei, um ihrem Propheten in seiner eigenen Kaaba, in seinem eigenen Mekka, zu huldigen.“

Dom-von-Siena-Gralstempel

Die Uraufführung des „Parsifal“ fand zu den 2. Bayreuther Festspielen am 26. Juli 1882 unter der Regie von Richard Wagner statt. Diese Inszenierung war bis zum Jahr 1933 genau 205 mal im Festspielhaus zu sehen. Mark Twain sah also 1891 noch die Original-Bühnenbilder von Paul Joukowsky, der für den dritten Akt den Dom von Siena als Vorlage für den Gralstempel (unser Foto) nahm. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung.

Tausende blieben hungrig

Nach der Ankunft stellt Twain fest, dass es gleich mehrere Klippen zu überwinden gibt. So bleiben bei jeder Aufführung in den Pausen „tausend hungrig“, weil das einzige Restaurant die Gäste nicht fassen kann. Aber auch im Städtchen ist ein harter Kampf um Ess- und Trinkbares entbrannt. „Wenn nicht, wird man schwer zu kämpfen haben, um sich in Bayreuth vor dem Verhungern zu retten. Bayreuth ist nicht mehr als ein großes Dorf und hat keine sehr großen Hotels oder Gaststätten.“

Als die wichtigsten Gasthöfe nennt Mark Twain den „Goldenen Anker“ und die „Sonne“. An beiden Orten könne man hervorragend speisen, beziehungsweise „kann man dort zusehen, wie andere hervorragend speisen“.

Der Kampf ums Überleben

Die übrigen zahlreichen Gaststätten in der Stadt seien klein, schlecht und heillos überfüllt. Und so kommt der Satiriker zu dem dramatischen Resümee:

Wir mussten täglich ums Überleben kämpfen.

Vom Überlebenskampf verschont bleiben nach seinen Worten nur die „Veteranen“, die von früheren Aufenthalten über die Verhältnisse in Bayreuth genau Bescheid wissen und vorsorglich alle Tische reservieren. In den Wirtschaften außerhalb der Stadt bekommt Mark Twain zu seinem Leidwesen nur unverdauliche „Kleinigkeiten und Reste“ zwischen die Zähne, „in keinem Fall eine ordentliche, zufrieden stellende Mahlzeit“.

1891-Parsifal-Carl Grengg

Carl Grengg sang in den Jahren 1891 bis 1897 in vier Festspielzeiten den Gurnemanz im Parsifal (unser Foto), den König Heinrich im Lohengrin (1894) und den Hagen in der „Götterdämmerung“ (1896) . Als Gurnemanz alternierte er mit Ernest Van Dyck. Ob Mark Twain Carl Grengg oder Ernest Van Dyck als Gurnemanz erlebt hat, werden wir nicht mehr feststellen können. Foto: Bernd Mayer-Stiftung.

Eine solide Masse von 1.500 Köpfen

Twain selbst hat damals eine Karte für den „Parsifal“: „Falls sich Ihr Sitz im Festspielhaus in der Mitte einer Reihe befindet, und falls Sie spät eintreffen, müssen Sie sich an etwa 25 Damen und Herren vorbeischlängeln, um ihn zu erreichen. Dies ist jedoch kein Problem, da jedermann aufsteht, bis alle Sitze voll sind, und dies dauert nur wenige Minuten. Dann setzen sich alle, und das Ergebnis ist eine solide Masse von 1.500 Köpfen, in steiler Neigung vom Ende des Hauses bis zur Bühne.“

Er genießt die „Parsifal“-Ouvertüre in ihrer ganzen Länge als „herrlich und einzigartig“, aber dann nervt ihn freilich sofort wieder der Gesang. Für Laien, so Mark Twain, könnte nichts vollkommender und befriedigender sein als eine Wagner-Oper ohne Gesang, vielleicht in Pantomime: „Dann könnte man der wunderbaren Orchestrierung lauschen, im Geist in sie eintauchen und sich an dem betörend schönen Bühnenbild berauschen, ohne dass der Genuss durch die Schauspielerei geschmälert würde.“

An derlei Sätzen lässt sich unschwer erkennen: Der alte Spötter hat Feuer gefangen. Wagners Musik scheint ihm unter die Haut zu gehen, die starre Personenregie indes auf den Geist:

In der Regel sieht man zwei schweigende Leute, von denen einer still steht und der andere Fliegen fängt.


Vom „Drumherum“ reichlich desillusioniert

Während Wagner und seine Musik erstaunlich gut wegkommen, wird der berühmte Festspielgast vom „Drumherum“ reichlich desillusioniert.

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Bayreuth ist damals durch den Ansturm der Gäste organisatorisch überfordert. Wehe dem, der an Festspieltagen ohne Karten und Quartier auf gut Glück ankommt. In den Augen Mark Twains sind solche „Kartenhabenichtse“, die sich obendrein erst in Bayreuth auf Quartiersuche machen, ein jämmerlicher Anblick. Mark Twain gehört zu den Weitsichtigen, die sich schon Monate zuvor Opernkarten und Unterkünfte sichern:

Wenn man dann Glück hat, bekommt man zwei Karten für Plätze in der letzten Reihe und Unterkunft am Stadtrand. Wenn man aufhört zu schreiben, bekommt man nichts.

Oper nebensächlich

So tritt bei Mark Twain schließlich das Kunsterlebnis völlig in den Hintergrund, und das Essen wird zur Erinnerung, die alles überdeckt. „Unter Wissenschaftlern“, so der Kauz mit dem ätzenden Spott, „gibt es gemeinhin die Annahme, dass man einen Bayreuth-Pilger – wo immer er auf der Welt begraben liegt – anhand seines Mageninhalts erkennen könne…“



Text: Stephan Müller

Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.

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Wagner für Dummies: Lohengrin in fünf Punkten

Seit einer Woche blickt die Welt wieder auf Bayreuth – Festspielzeit! Doch um was geht es eigentlich in Richard Wagners Opern? Viele verstehen da erst einmal nur Bahnhof. Das Bayreuther Tagblatt hat den Inhalt der Werke kurz und knapp in fünf Punkten zusammengefasst. Teil 4 befasst sich mit „Lohengrin“.

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Lohengrin

  1. Elsa wird von Telramund beschuldigt ihren Bruder umgebracht zu haben.
  2. Als keiner mehr zu ihr steht und ihrer Unschuld glaubt, taucht Lohengrin mit einem von einem Schwan gezogenen Boot auf, besiegt Telramund und erklärt Elsa für unschuldig.
  3. Telramund und seine Frau Ortrud wollen sich an Lohengrin rächen und planen ihn als bösen Zauberer darzustellen. So zweifelt auch Elsa langsam aber sicher an Lohengrin.
  4. Zwar gestehen sich dann beide ihre Liebe, allerdings ist Elsa immer noch misstrauisch und stellt Lohengrin drei verbotene Fragen.
  5. Voller Wut und Enttäuschung tötet Lohengrin Telramund und tritt mit dem Schwan den Rückweg an. Der Schwan verwandelt sich dann allerdings in Elsas Bruder. Für Elsa sind diese Geschehnisse zu viel. Sie sinkt am Ende tot zu Boden.

Festival junger Künstler: Von Tradition und zeitgenössischer Musik

Heimat. Liebe. Fremde. Diese drei Wörter laden internationale, junge Musiker und ihr Publikum im August zum 69. Festival junger Künstler nach Bayreuth ein. Im Programm sind Seminare, künstlerische Workshops und Konzerte vor großem Publikum. Alle Veranstaltungen finden Sie auf der Homepage des Festivals junger Künstler.

Die ersten Händel-Festspiele fanden 1922 statt und wurden bis 1952 nur etwa alle zehn Jahre durchgeführt.
Mehrfach drohte das Aus für die Festspiele aufgrund finanzieller Engpässe – zuletzt im Jahr 2013, als sie aufgrund eines Hochwassers in Mitteleuropa abgesagt werden mussten. Die Erstattung von Sponsorengeldern, Ticketpreisen und Künstlergagen stellte eine großes Problem dar. Inzwischen zählt das Festival zu den beliebtesten Deutschlands und konnte 2018 mit 58.000 Besuchern einen neuen Besucherrekord aufstellen.

Auf dem Festival werden nicht ausschließlich Stücke Händels gespielt, auch die Werke ihm nahestehender Künstler haben ihren Platz bei den Festspielen in Halle.
Halle (Saale) ist die Geburtsstadt von Georg Friedrich Händel.
Händel gilt als einer der bedeutendsten Musiker der Geschichte und komponierte neben 42 Opern und 25 Oratorien unzählige Werke für Orchester, Kirche und Kammermusik.
Händel starb 1759 in London, also 63 Jahre vor den ersten Händel-Festspielen.
Händel Festspiele Halle

Erste Durchführung: 1922
Durchgeführte Festspiele: 70
Dauer der Festspiele: ca. 14 Tage
Anzahl der Besucher: 58.000
Einwohner des Aufführungsortes: 232.470

Das erste Beethovenfest fand 1845 statt, Beethovens 75. Geburtstag zu Ehren.
Zwei der, zur damaligen Zeit, bekanntesten Dirigenten konnten dafür verpflichtet werden: Franz Liszt und Louis Spohr. Der preußische König, die Queen und Alexander von Humboldt waren Gäste, kurz: es war DAS Gesellschaftliche Highlight. Extra für diese Veranstaltung wurde ein großes Festspielhaus aus Holz errichten – und danach direkt wieder abgerissen. Nach unregelmäßigen Festspielen, fanden sie ab 1931, bis in die Kriegsjahre hinein jährlich statt. Und so ist es auch heute wieder. 

Spannend: Nachdem die staatliche Finanzierung gestrichen wurde, organisierte die Bürgerinitiative Bürger für Beethoven von 1996–1998 den Beethoven-Marathon. Diese sicherten die Fortsetzung der Beethovenfests.

Ludwig van Beethoven selbst erlebte das erste Beethovenfest nicht mehr. Der aufgrund einer Krankheit taube Komponist starb bereits 1827, also 18 Jahre vor den ersten Festivitäten in Bonn.
Beethovenfest Bonn

Erste Durchführung: 1845
Durchgeführte Festspiele: ca. 50
Dauer der Festspiele: ca. 4 Wochen
Anzahl der Besucher: ca. 38.000 
Einwohner des Aufführungsortes: 314.000

Bachfest Leipzig

Das erste mal unter diesem Namen fand das "Bachfest Leipzig" 1908 statt.
Bereits zuvor fand es unregelmäßig unter den Namen "Bachwochen" oder "Bachtage" statt.

Erst seit 1999 wird dieses Klassikfestival jährlich unter einem neuen Motto durchgeführt, organisiert vom Leipziger Bach-Archiv.

Seit 2011 gibt es im Rahmen des Bachfests auch die BachSpiele Leipzig.
Ein Nachwuchswettbewerb der Jugendliche dazu aufruft möglichst kreative Bühnenstücke zum Leben Bachs zu schreiben und etwickeln.

2018 erreichte das Bachfest mit 161 Veranstaltungen und über 79.000 Besuchern zwei neue Rekorde.
Bach lebte von 1723 bis zu seinem Tod im Jahr 1750 in Leipzig.
Dort hatte er großen Einfluss auf die kulturelle Entwicklung der Stadt:
Unter anderem wirkte er als Thomaskantor an der berühmten Thomaskirche.

Faktencheck Bachspiele Leipzig

Erste Durchführung: 1908
Durchgeführte Festspiele: ca. 40 (teilweise unter anderem Namen
Dauer der Festspiele: ca. 10 Tage
Anzahl der Besucher: 79.000
Einwohner des Aufführungsortes: 545.000

Platz 2: Richard Wagner Festspiele Bayreuth

Die Bayreuther Festspiele sind weltweit bekannt und finden traditionell vom 25. Juli bis zum 28. August statt.
Jährlich wird dort ausschließlich eine Auswahl aus den letzten zehn Opern Richard Wagners aufgeführt.
Über einen langen Zeitraum hinweg waren die Tickets so begehrt, dass sie bereits 10 Jahre und länger im Voraus ausverkauft waren. 

Spannend: Das ursprüngliche Projekt wurde durch den Verkauf von Anteilsscheinen teilfinanziert. Jeder Käufer eines solchen Anteilsscheins erhielt einen garantierten Sitzplatz in drei Aufführungen. Dies gilt als die Geburtsstunde des heute so beliebten "Fundraising"

Richard Wagner persönlich rief die Festspiele in Bayreuth ins Leben.
Er wollte einen Rahmen schaffen, um selbst als Komponist, Dramaturg, Textdichter und Intendant seine Vorstellungen vom Gesamtkunstwerk zu verwirklichen. Eigens dafür wurde das Festspielhaus in Bayreuth errichtet. Wegen finanzieller Engpässe (streckenweise kam die Familie Wagner mit privaten Mitteln für die Durchführung auf) und aufgrund der beiden Weltkriege, konnten die Festspiele in insgesamt 33 Jahren nicht stattfinden. Seit 1951 gab es keine Unterbrechungen mehr und die Festspiele konnten jedes Jahr aufgeführt werden.
Faktencheck Richard Wagner Festspiele Bayreuth

Erste Durchführung: 1876
Durchgeführte Festspiele: 107
Dauer der Festspiele: ca. ein Monat
Anzahl der Besucher: 58.000
Einwohner des Aufführungsortes: 72.295
Promidichte: 
Stars als Besetzung:
Platz 1: Salzburger Festspiele

Die Salzburger Festspiele gelten (knapp) vor Bayreuth als die bedeutendsten weltweit.
Während die Richard Wagner Festspiele bewusst exklusiv gehalten werden: Nur relativ wenige Tickets, nur die Werke eines Komponisten (und von dem auch nur zehn ausgewählte), halten sich die Salzburger ihre Festspielinhalte offener.
Auch Neues ist erwünscht, solange es den hohen Qualitätsansprüchen genügt. Die Darbietungen finden in Salzburg nicht nur im Festspielhaus, sondern auch in Kirchen und auf öffentlichen Plätzen statt.
Max Reinhardt gilt als einer der Gründer der Salzburger Festspiele. Eines seiner Ziele war es Bayreuth zu übertreffen. „...das, was in Bayreuth, gruppiert um ein norddeutsches Individuum, Wagner, geübt wird, hier um ein ungleich komplexeres und höheres Zentrum, die Kunst Österreichs, herumzubauen…“ stand in seiner Konzeption.
Faktencheck Salzburger Festspiele

Erste Durchführung: 1920
Durchgeführte Festspiele: 98
Dauer der Festspiele: 6 Wochen
Anzahl der Besucher: 250.000
Einwohner des Aufführungsortes: 146.631

In Crossover-Projekten, Workshops und Konzerten erfahren die zahlreichen jungen Künstler ihr Verhältnis zur Liebe, zur Fremde, zur Heimat.

(Sissy Thammer, Intendantin)

Chöre und Musiker aus der ganzen Welt kommen nach Bayreuth, um sich miteinander zu vernetzen. Auf der Bühne stehen unter anderem das Youth symphony Orchestra of Ukraine, The Kibbutz String Ensemble – The Kibbutz Movement aus Israel, das Turkmenische Orchester und der Dominante Chor Finnland. Die vielfach ausgezeichneten Künstler stellen mit 450 Teilnehmenden aus 30 Nationen im August mehr als 80 Konzerte und andere Veranstaltungen auf die Beine. Ein neues Projekt in diesem Jahr wird „Klassik am Fichtelsee“ sein.

Den Auftakt zu einem Monat voller zeitgenössischer und traditioneller Musik machte am Freitagabend die feierliche Eröffnung des Festivals junger Künstler im Zentrum in Bayreuth.