Schlagwortarchiv für: Freizeit

Kindheitstraum Tätowierer: „Geld ist mir nicht so wichtig, wie mein Gewissen“

Michael Müller aus Himmelkron hat ein Studio für Piercings und Tattoos und sich damit seinen Kindheitstraum erfüllt. Er ist gnadenlos ehrlich und sticht nur die Motive, die seiner Meinung nach zu den Personen passen und, die er technisch verwirklichen kann. An diesem Wochenende ist er Teil der International Tattoo Convention in Bindlach.

Mit Mutti-Zettel: Piercing ja, Tattoo nein

„Ich habe schon als Kind Menschen mit Tattoos bewundert“, sagt Michael Müller. Mit 15 Jahren hat er begonnen erste eigene Skizzen für Tattoos zu zeichnen. „Seitdem habe ich auch mein erstes Piercing. Damals habe ich sogar noch die Einverständnis meiner Eltern gebraucht“, erklärt er und lacht. Das Piercing an der Brustwarze sei kein Problem gewesen. Denn man hätte es ja leicht wieder herausnehmen können. Beim Thema Tattoo ist Michael allerdings erst einmal gegen eine Wand gelaufen: „Ein Tattoo bleibt eben für immer. Deswegen konnte ich meinen Wunsch erst mit 18 Jahren umsetzen“, so der heute 32-Jährige.

Wissen aus der Sanitäterausbildung

Um Piercings oder Tattoos zu stechen, gebe es keine offizielle Ausbildung. Er empfehle immer sich Feedback von Bekannten zu holen oder online nachzufragen, um herauszufinden, ob ein Studio taugt oder nicht. „Ich habe viel in anderen Studios  zugesehen und gelesen. Auch meine Sanitäter-Ausbildung hat mir da ein Stück weit geholfen, dass ich mich gut mit dem Körperaufbau und der Wundheilung auskenne.“

2007 hat sich Michael Müller seinen Traum erfüllt und sein Piercingstudio im Elternhaus eröffnet. In der Szene ist Müller als „Muli“ bekannt. So heißt auch sein Studio: „crazy-muli-piercing“. Inzwischen hat er den Laden jetzt im eigenen Haus in Himmelkron.

Tattoos sind eine Vertrauenssache. Die Menschen legen dir ihre Haut in die Hände.

(Michael Müller)

Schriften und Geometrisches

„Ich habe so lange gezeichnet, bis die Qualität gut war und mich beim Tattoo Stechen erst einmal an Freunden ausprobiert“, sagt er. Seit 2009 tätowiert er selbst. Muli hat viele Anfragen: „Heute mache vor allem die Anfragen, die mir Spaß machen.“ Er arbeitet mit einer Rotationsmaschine. Am liebsten sticht er Linien, Schriften oder Geometrisches in schwarz-grau. „Den Weg möchte ich beibehalten“, so Muli. Aber auch Oldschool und Newschool Motive, bei denen einzelne Flächen eingefärbt sind, gehören zu seinen Repertoire.

Foto: crazy muli piercing

Gewissen vor Cash

„Ich mache keine bunten Tattoos oder Realistik-Arbeiten“, gibt er zu. „Wenn jemand das möchte, verweise ich gerne auf einen meiner Tattoo-Kollegen“, erklärt er. Es bringe nichts das Geld einzusacken. So hätten seine Kollegen und die Kunden gleichermaßen etwas davon. Das Prinzip beruhe auf Gegenseitigkeit.

Geld ist mir nicht so wichtig wie mein Gewissen.

(Michael Müller)

Muli sticht außerdem nur die Piercings und Tattoos, die auch zu den Menschen passen. „Wenn ein Kunde einen Wunsch hat und ihm das rein gar nicht steht, sage ich das ehrlich“, fügt er hinzu. Wenn er im Gespräch merke, dass der Kunde noch unsicher sei, vereinbare er erst mal keinen Termin, ehe sich der Kunde wirklich sicher ist.

 

Foto: crazy muli piercing

Was mich befriedigt ist es, den Leuten eine Freude zu machen.

(Michael Müller)

Freunde weltweit: Auf Messen zuhause

Muli geht schon seit 20 Jahren auf Tattoo-Messen. „Es ist inzwischen wie ein Zuhause“, sagt er. Er treffe dort viele bekannte Tätowierer, die inzwischen zu Freunden geworden sind. Manche kommen aus Neuseeland, Australien, Amerika, der Türkei oder aus Japan. Am Samstag ist Michael Müller ab den Morgenstunden auf der International Tattoo Convention in der Bindlacher Bärenhalle. „Man kann sich dort spontan etwas stechen lassen oder einen Termin für die kommenden Wochen ausmachen“, erklärt er.

Vom Gymnasium geflogen: Graf Gravina, Lausbub und Bayreuther Original

„Grüß Gott, Herr Scholti.“ Wie von der Tarantel gestochen bleibt Festspielleiter Wolfgang Wagner auf der Bühne des Festspielhauses stehen, als sein Mitarbeiter einen Statisten mit diesem berühmten Dirigenten-Namen begrüßt. „Scholti? Sind Sie etwa mit dem Georg Solti verwandt?“, fragt Wagner. „Ja, mein Großvater kommt aus Ungarn. Es ist sein Cousin“. Wolfgang Wagner sieht Martin Scholti lange an: „Na ja, für seine Verwandtschaft kann man ja nichts“, und fügte nach einer kleinen – wohl gesetzten – Pause schmunzelnd hinzu: „Das weiß ich am besten.“

Wen mochte Wagner wohl gemeint haben? In Frage kommen zweifellos mehrere Familienmitglieder. Vielleicht sein Cousin, Gilbert Graf Gravina? Er war eine schillernde Persönlichkeit, stadtbekannt und hatte es als Kind faustdick hinter den Ohren. Hobby-Historiker Stephan Müller erzählt warum.


Gilbert Graf Gravina. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung.

Wolfgang Wagners Tante Blandine, eine Tochter aus Cosima Wagners erster Ehe mit Hans von Bülow, hatte am 25. August 1882 den sizilianischen Conte Biagio Gravina geheiratet. Blandine und ihr ältester Sohn Manfredi, der als italienischer Marineoffizier, Diplomat und Hoher Kommissar des Völkerbundes Karriere machte, waren später Wolfgang Wagners Taufpaten. Während er seine Tante Blandine verehrte, würdigte Wolfgang Wagner Manfredis jüngeren Bruder Gilbert (1890 – 1972) in seiner Biografie „Lebensakte“ mit keiner einzigen Zeile.

Wer war Graf Gravina?

Gilbert Graf Gravina, geboren 1980 in Palermo, war also der Enkel von Cosima Wagner und damit auch Urenkel von Cosimas Vater Franz Liszt. Richard Wagner war als zweiter Ehemann von Cosima quasi sein „Stiefgroßvater“, Wolfgang und Wieland Wagner seine Cousins. Nach dem Selbstmord seines Vaters im Jahr 1897 wurde der siebenjährige Gilbert der Ziehsohn von Wolfgang Wagners Vater Siegfried und wuchs in Bayreuth auf. Siegfried Wagner komponierte für den begabten Flötenspieler sogar ein eigenes Konzert porträtierte ihn in einer seiner Opern als Lebemann, der er auch zweifellos war. Er starb im Jahr 1972 in Bayreuth und ist im Grab seiner Tante Daniela Thode am Bayreuther Stadtfriedhof beigesetzt.

Cosima Wagner mit ihren Kindern und Enkeln (von links nach rechts): Enkel Gilbert Graf Gravina, Isolde Wagner, Daniela Thode, Cosima Wagner, Siegfried Wagner, Eva Wagner und die Gräfin Blandine Gravina. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung.

Der junge Graf flog von der Schule

Schon als Junge hatte es der Graf faustdick hinter den Ohren. Das zeigt eine Begebenheit aus dem Gymnasium Christian Ernestinum in der Friedrichstraße, die der Spinnerei-Besitzer Dr. Fritz Bayerlein immer wieder gern zum Besten gab: Etwa um die Jahrhundertwende, als Gilbert die siebte Klasse besuchte, kam täglich um Punkt 7.45 Uhr ein Fiaker vorgefahren. Dem türlosen Zweisitzer entstieg, seiner Würde bewusst, einer der Herren Professoren. Die Mappe an die Brust gedrückt, erklomm er die Stufen des Schulgebäudes und verschwand durch die Eingangstür.

Die Postkarte aus dem Jahr 1900 zeigt den Jean-Paul-Platz mit dem Bayreuther Gymnasium. Foto: Archiv Dr. Syliva Habermann.

Eines Tages wurden die vor der Tür noch harrenden Schüler durch Flüsterpropaganda aufgefordert, sich am nächsten Tag schon vor 7.45 Uhr vor dem Penal einzufinden. Es würde etwas Besonderes geboten, das auch Jean Paul, der auf seinem Sockel dem Schulgebäude gegenüberstand sicher Spaß gemacht hätte. Keine Frage, dass sich am nächsten Tag eine große Schülerzahl einfand. Da trabte, pünktlich auf die Minute, auch schon der Einspänner an. Doch die Aufmerksamkeit richtete sich auf die andere Straßenseite. Denn von dort ertönten ebenfalls Pferdehufe.

Eine elegante Chaise, von zwei Pferden gezogen, fuhr direkt auf das Gymnasium zu. Auf dem Bock saß ein Kutscher mit Zylinder und langer Peitsche, neben ihm ein livrierter Diener.

Fast im gleichen Augenblick hielten nun beide Kutschen einander gegenüber vor dem Schuleingang. Dem Fiaker entstieg, wie immer wortlos, der Herr Professor, der diesmal aber verdutzt stehen blieb. Er musste mit ansehen, wie der Lakai vom Bock sprang und seinem Fahrgast die Türe aufriss. Der Kutsche entstieg der Schüler Gilbert Graf Gravina, der dem Professor gemächlichen Schrittes ins Schulgebäude folgte.

Dr. Fritz Bayerlein erzählt: „An diesem Tag verzögerte sich Unterrichtsbeginn erheblich, weil sofort eine Lehrerkonferenz einberufen worden war.“ In den Klassenzimmern herrschte ein reges Treiben, bis gegen 10.30 Uhr der Schüler Gravina vom Pedell ins Lehrerzimmer gerufen wurde. Er sollte nicht mehr in sein Klassenzimmer zurückkehren, denn Gilbert Graf Gravina war mit sofortiger Wirkung der Schule verwiesen worden!

Ein Bayreuther Original

Gilbert Graf Gravina war bei den Einheimischen ein beliebtes Original. Als Dirigent leitete er 1965 die musikalische Untermalung bei der Eröffnung der Stadthalle. Sie steht an der Stelle, an der sich einst besagtes Gymnasium befunden hatte. Ob er beim Betreten des neuen Konzerthauses wohl an sein Bubenstück gedacht hat?

Noch im hohen Alter oblag dem Grafen eine wichtige Aufgabe im Festspielhaus. Der Urenkel von Franz Liszt und Enkel von Cosima Wagner sorgte viele Jahre lang für das exakte Öffnen und Schließen des Hauptvorhangs.

Im Sommer 1965: Graf Gravina mit Festspielleiter Wieland Wagner, der Begum Aga Khan, dem Sänger Theo Adam und Dirigent Otmar Suitner bei einem Empfang im Festspielhaus. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung.

Der Graf und sein Humor

Der „Gil“, wie er von den Bayreuthern genannt wurde, beteiligte sich rege am Leben im Städtchen. Gern erinnern sich die Bayreuther an die „sportlichen Leistungen“ des Grafen.

So war er in seiner Altersklasse mehrfacher Stadtmeister im Skilanglauf. Allerdings hatte er in der Kategorie der „über Siebzigjährigen“ als einziger Starter keine allzu große Konkurrenz. Bei einem kurzen Plausch während eines Rennes bekam er auf die Frage, ob er „nicht weiter“ müsse die Antwort, dass er keine Eile hätte: „In meiner Altersklasse gewinne ich ja sowieso!“

Für Aufsehen sorgte er auch, als man den Grafen während einer Stadtmeisterschaft auf dem Buchstein suchen musste. Er hatte sich verlaufen.


Text: Stephan Müller

Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.

Multitalent Hausmeister: Es gibt immer was zu tun

Langeweile im Job kennt Lothar Höreth nicht. Im Gegenteil: Es gibt immer etwas zu tun. Lothar Höreth ist Hausmeister an der Alexander-von-Humboldt-Realschule – und das schon seit 25 Jahren. Der 52-Jährige war früher selbst Schüler an der Realschule. Seine Ausbildung zum Betriebsschlosser ist in seinem Job Gold wert. Höreth ist ein wahres Allround-Talent.

In seinem Dienstzimmer erledigt Lothar Höreth Verwaltungsaufgaben und Organisatorisches. Foto: Magdalena Dziajlo

Rund um die Uhr da

Tropfende Wasserhähne, verstopfte Toiletten, Schmierereien, Stromausfall: Höreth weiß sich immer zu helfen und ist immer an Ort und Stelle, wenn etwas repariert werden muss. Und: „Es macht mir einfach Spaß“, sagt der Hausmeister. Praktisch, wenn man da in der Hausmeisterdienstwohnung direkt auf dem Schulgelände wohnt. Ein kurzer Mittagsschlaf in der Pause, kein Problem. Doch das hat natürlich auch seine Schattenseite:

Der Nachteil ist, dass man auch mal am Abend, am Wochenende oder sogar im wohlverdienten Urlaub belästigt wird – von Fremden, Eltern oder Lehrern.

(Lothar Höreth, Hausmeister an der Alexander-von-Humboldt-Realschule)

Es sei schon vorgekommen, dass Eltern am Wochenende bei ihm geklingelt haben, weil die Tochter das Federmäppchen in der Schule vergessen habe. Ein weiterer Unterschied: „Während andere froh sind nach der Arbeit nach Hause zu kommen, bin ich oft froh, mit meiner Frau raus zu kommen.“

Kein Tag wie der andere

Nach Dienstende um 16 Uhr ist für den Hausmeister meist noch lange nicht Schluss. Von Montag bis Freitag nutzen Bayreuther Vereine ab 16.30 Uhr die Schulturnhalle. Die muss Höreth natürlich auf- und wieder zuschließen sowie die Halle nach dem Training kontrollieren. Hinzu kommen Schulfeste, Elternabende, Infoabende und andere Veranstaltungen zu denen der 52-Jährige da sein muss. Höreth kümmert sich auch um die Post, die er täglich ins Rathaus bringt und dort auch abholt. Mit der Zeit hat er seine Arbeitsabläufe optimiert, er weiß genau, wo er hin greifen muss und was zu tun ist, und setzt seine Prioritäten. Überall könne er ohnehin nicht sein.

Bei all den wiederkehrenden Aufgaben und Kleinigkeiten sei es sowieso schwierig, den Tag zu planen. Denn Unverhofft komme bekanntlich oft.

Ich habe es aufgegeben, zu planen. Wenn es nicht klappt, muss ich mich so wenigstens nicht ärgern.

(Lothar Höreth)

Oberste Priorität: Winterdienst

Im Winter hat das Räumen und Streuen für Höreth oberste Priorität. Statt um 6:30 Uhr beginnt sein Tag dann bereits gegen 4 Uhr. Bis die Schüler eintrudeln, müssen das Außengelände und vor allem die Hauptwege und die Treppe geräumt und gestreut sein. Besonders stolz ist der Hauseister auf seine Räummaschine, die ihm die Arbeit enorm erleichtert. Bei der Treppe muss er aber noch selbst die Schippe in die Hand nehmen.

Ebenso häufig im Einsatz sind gerade im Herbst der Laubbläser und der Besen. Den müssen übrigens auch die Schüler ab und an schwingen, wenn sie etwas angestellt und dafür bestraft werden. Dann heißt es: Hausmeisterdienst. Höreth findet das gut. „Das tut mehr weh. Ich sehe das als erzieherische Maßnahme.“ Ein Zettel an die Eltern sei gleich wieder vergessen. Wenn aber alle Freunde Schulschluss haben und ins Freibad gehen und nur der Schüler, der etwas angestellt hat, bleiben und arbeiten muss, rege das eher zum Nachdenken an, findet der 52-Jährige.

Ausgleich Sport

Obwohl sein Job als Hausmeister körperlich viel abverlangt und enorm viel Zeit in Anspruch nimmt, geht Höreth dreimal die Woche ins Fitnessstudio. Und das seit 18 Jahren.

Das ist ein guter Ausgleich und die Zeit nehme ich mir einfach.

(Lothar Höreth)

Entscheidung gefällt: Kein Feuerwerk in der Bayreuther Innenstadt

Jetzt ist es beschlossene Sache: In der Bayreuther Innenstadt werden zu Silvester Feuerwerke verboten.

Schon 2018 entbrannten mehrere Diskussionen über die Silvesterfeuerwerke in Bayreuth. Jetzt war die Silvesterknallerei Thema im Haupt- und Finanzausschuss. Alle Infos zu den Verboten gibt’s hier.

Es ist ein brisantes Thema, dass für viele Emotionen sorgt. Wir hoffen aber mit unserem Vorschlag jedem ein Stück weit gerecht zu werden.

(Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe)

Lesen Sie auch:

Verbot in der kompletten Innenstadt

Laut Gesetz ist es verboten, Feuerwerke in der Silvesternacht in der unmittelbaren Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kindern- und Altenheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden abzubrennen. Da in der Bayreuther Innenstadt eben solche Kirchen und Häuser unter Denkmalschutz zu finden sind, haben sich Rechtsamt und Ordnungsamt intensiv zu der Thematik beraten.

In der heutigen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses wurde nun beschlossen, dass die Bayreuther Innenstadt an Silvester zur Sperrzone erklärt wird. Darüber waren sich die anwesenden Stadträte größtenteils einig. Einzig die FDP glaubt nicht an das Verbot.

Raketen haben eine gewisse Flugweite. Ich bezweifle, dass wir mit der Regelung den Menschen und der Feinstaub-Belastung gerecht werden. Es wird sich nur auf andere Plätze verschieben. 

(Thomas Hacker, FDP)

Ein Antrag von Klaus Wührl-Struller und der Grünen-Fraktion, die Sperrzone noch auf das gesamte Areal des Innenstadt-Rings zu erweitern, lehnten die anderen Anwesenden ab.

Personenschutz im Fokus

Zu Silvester tummeln sich hier mehrere hundert Menschen. Foto: Susanne Jagodzik

Im Zentrum der Überlegungen standen neben dem Schutz der alten Gebäude auch die Menschen. Gerade am La-Spezia-Platz oder beim Winterdorf komme es an Silvester zu extrem dicht gedrängten Menschenmassen. Dass immer wieder auch Feuerwerk in der Nähe von Personen gezündet werde, sei ein erhebliches Risiko. Dieses möchten die Stadträte so minimieren. 

Dafür soll an Silvester auch ein privater Sicherheitsdienst eingesetzt werden, um die Polizei zu unterstützen.

Das Feuerwerk-Verbot soll die Bayreuther Innenstadt schützen. Foto: Susanne Jagodzik

Weitere Sperrzonen zum Schutz der Tiere nicht zulässig

Der Ausschuss prüfte außerdemeine sogenannte „Bannmeile“, im Bereich Lindenhof, Röhrensee und Tierheim. Einen Antrag dazu stellte die Tierrettung Bayreuth e.V.. 

Warum darf Jedermann der in der Regel keine Ahnung von Pyrotechnik hat unbeaufsichtigt ein Feuerwerk zünden? Die Silvesterknallerei versetzt Tiere und auch ältere Menschen unnötig in Panik und ist nicht zumutbar.

(Gerhard Schobert, Präsident der Tierrettung Bayreuth e.V.)

Lesen Sie auch

Die „Bannmeilen“ seien allerdings laut Rechtsreferent Ulrich Pfeifer, rechtlich nicht zulässig. Trotzdem würde die Stadt versuchen die Menschen zu sensibilisieren.

Es ist schade, dass es für die Tiere zu Silvester keine Rechtsgrundlage gibt. Daher appelliere ich an die Menschen Rücksicht zu nehmen.

Klaus Klötzer (CSU)

Am Bayreuther Bahnhof: Wenn ein Roboter Kaffee serviert

Kaffeeautomaten kennt jeder. Doch wie ist es, wenn man plötzlich von einem Roboter eine Tasse des Heißgetränks serviert bekommt? Das konnten Besucher heute in der neueröffneten Filiale Yorma’s am Bahnhof testen. Im Video über dem Text gibt’s den Roboter in Aktion. 

Kaffee 4.0 – die Zukunft?

Coffee 4.0 – in Japan und den USA ist das schon Gang und Gäbe. Man stellt sich über das Smartphone nach seinen persönlichen Vorlieben seinen Kaffee zusammen und bekommt diesen kurz darauf von einem Roboter serviert. Einen kleinen Vorgeschmack wie ein Roboter-Barista funktioniert, bekamen alle Interessierten am Dienstag im Bayreuther Bahnhof. Zur Zeit sind die Roboter nur zu Werbezwecken in Bayreuth, in Zukunft sollen die Roboterarme jedoch dauerhaft in den Filialen zu finden sein.

Die Roboterarme sollen in Zukunft die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit unterstützen. Foto: Susanne Jagodzik

Aktuell befinden wir uns in der Testphase. Langfristig sollen die Roboter aber unsere Mitarbeiter unterstützen und entlasten. Denn gerade an Bahnhöfen geht es immer sehr hektisch zu.

(Andrea Knopf, Kreativabteilung Yorma’s)

Bisher nur PR – zukünftig echte Hilfe

Vor allem die Kinder des Kindergartens Hammerstätter Strolche hatten Spaß an den Robotern. „Pepper“ unterhielt sich mit den Kindern, tanzte, ahmte Tiere nach und umarmte die Kinder zum Schluss. „Klar, Pepper wird bei uns zu Werbezwecken genutzt. Er kommt immer wieder gut an. Egal ob bei Groß oder Klein. Die Roboterarme Karl-Heinz und Karl-Gustav sollen aber in Zukunft tatsächlich unseren Mitarbeiter helfen“, so Andrea Knopf.

Begeisterung pur bei den Kinder des Kindergarten „Hammerstätter Strolche“. Foto: Susanne Jagodzik

Kritische Stimmen bei den Gästen

Doch kommen die Roboter bei allen so gut an? Zwar zeigten sich die Kinder mehr als begeistert, bei den Erwachsenen kamen jedoch auch Zweifel auf.

Die Roboter haben ihre Vor- und Nachteile. Zwar heißt es, dass dadurch die Mitarbeiter entlastet werden, aber wer weiß – vielleicht werden die Mitarbeiter auch komplett durch die Roboter ersetzt.

(Samatar Hirsi, Gast im Yorma’s)

3D-Druck für Jedermann: Das FabLab zeigt sein neues Zuhause

Drucken, Cutten, Fräsen – das FabLab Bayreuth ist ein Paradies für alle Hobbyhandwerker. Am Samstag wurden die neuen Räumlichkeiten offiziell vorgestellt. Yomettin Soybaba, Vorsitzender des FabLab Bayreuth e.V., erklärt im Video über dem Text, was sich verändert hat. 

Lesen Sie auch:

Großes Interesse am Tag der offenen Tür

Monatelang war das FabLab auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Im März kam dann die Rettung. Die Firma Schlaeger bot dem Verein, nur unweit von seinem alten Sitz, auf dem Gelände der Schlaeger-Kunststofftechnik, neue Räumlichkeiten an. Jetzt, im Oktober, präsentierte das FabLab erstmals der Öffentlichkeit die neuen Räume. Bei einem Tag der offenen Tür konnten die Besucher alles rund um die 3D-Drucker und Laser erfahren. Mitglieder des Vereins erklärten die einzelnen Maschinen und zeigten Probestücke.

Großes Interesse am Tag der offenen Tür. Foto: Susanne Jagodzik

Mehr Fläche, kleinere Räume

Zwar hat das FabLab inzwischen mehr Fläche zur Verfügung, allerdings hat sich die Aufteilung geändert. Hatte man zuvor große Räume, in denen alle Maschinen untergebracht waren und alles offen gestaltet war, gibt es jetzt viele kleine Räume. So hat jede Maschinenart ihre eigene kleine Werkstatt.

Jede Maschinenart hat nun ihren eigenen Raum. Foto: Susanne Jagodzik

Neues Highlight

Stolz zeigt Yomettin Soybaba auch die neuste Maschine im Portfolio des FabLab Bayreuth. Eine CNC-Fräse. Egal ob Holz, Kunststoff oder sogar Aluminium – diese Fräse bearbeitet fast jedes Material.

Neues Highlight in der FabLab-Werkstatt: Die CNC-Fräse. Foto: Susanne Jagodzik

Kurse für Jedermann

Nachdem der Umzug nun endgültig geschafft ist, bietet das FabLab Bayreuth auch wieder Workshops an. Hat man einen solchen Workshop absolviert, bekommt man einen „Maschinenführerschein“ und kann sich jederzeit im FabLab austoben, ohne auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein.

Testdruck auf dem 3D-Drucker. Foto: Susanne Jagodzik

Jeder, der die kreative Arbeit liebt und sich am 3D-Drucker ausprobieren möchte, ist herzlich bei uns eingeladen. Wir bieten in den nächsten Wochen jede Menge Workshops an, sodass man am Ende die Maschinen eigenständig nutzen kann.

(Yomettin Soybaba, Vorsitzender des FabLab Bayreuth e.V.)


Weitere Informationen zum Kursangebot gibt es hier.

Gessn werd dahaam: Willkommen im Dorfladen Emtmannsberg

In Folge 15 ist Christoph Scholz zu Besuch im Dorfladen Emtmannsberg.

SpVgg Bayreuth: Was sich in einem Jahr Tribünenkult getan hat

Uwe Glaser kümmert sich gemeinsam mit Marcel Knötzsch um den Tribünenkult-Fan-Stand bei der SpVgg Bayreuth. Seit einem Jahr gibt es den Verkauf inzwischen. Im Gespräch mit dem Bayreuther Tagblatt, erzählt er, warum der Start damals nicht ganz so glatt lief, wie geplant.

„Angefangen hat alles mit dem Altstadt-Retro-Trikot“, sagt Glaser. Das sei der erste, aber auch der teuerste Fan-Artikel gewesen – bis heute beliebt, vor allem bei den alteingesessenen Fans. „Einige haben die große Zeit noch miterlebt. Sie verbinden deswegen viel mit diesem Trikot“, erklärt der 54-Jährige.

Voll retro – Es war das erste Trikot im Tribünenkult-Fanshop. Foto: Redaktion

Sammler aus ganz Europa

„Wir haben damals überlegt, wie wir die SpVgg unterstützen können“ sagt Glaser. So sei vor einem Jahr, im September 2018, die Tribünenkult UG entstanden – ein eigenständiger Shop mit Fanartikeln – die es einerseits bei jedem Heimspiel im Wellblech-Container am Eingang Mainseite des Hans-Walter-Wild-Stadions und auf der Tribünenkult-Website online gibt. Es bestellen auch Leute aus Polen, Holland, der Schweiz oder aus dem Kölner Raum im Tribünenkult-Online-Shop – alles überzeugte Sammler, so Glaser.

Uwe Glaser. Foto: Redaktion

Besonders beliebt sind Schals und Trikots. Es gibt immer wieder neue Motive, wie den ‚Fliegenden Altstädter‘ oder ‚das Biest‘.

(Uwe Glaser, Hauptverantwortlicher am Fan-Stand)

Missglückter Start: Viele Fans, doch kein Container

„Als wir den Container ursprünglich das erste Mal für den Verkauf nutzen wollten, bei einem Spiel gegen Bayern München, war er leider noch nicht angeliefert worden“ sagt er und lacht.

An einem Tag mit den meisten Fans im Stadion, konnten wir somit gar nichts verkaufen. Denn es war so nasskalt, dass wir auch im Freien keinen Stand aufbauen konnten.

(Uwe Glaser, Hauptverantwortlicher am Fan-Stand)

Neben Uwe Glaser ist auch Marcel Knötzsch Hauptverantwortlicher beim Tribünenkult. „Wir haben Glück und außerdem viele Unterstützer, die gerne mit anpacken“, erklärt Glaser.

 


Fan-Kult: Von der Kaffeetasse bis zum Kennzeichen

Vom Fan-Stand aus hat Glaser einen Premium-Blick aufs Spielfeld: „Wenn gerade keine Fans davor stehen“, sagt er und nickt lachend. Insgesamt gibt es dort mehr als 50 Fan-Artikel: Schals, Mützen, Caps, Fahnen, Handschuhe – sogar eine Halterung fürs Autokennzeichen ist inzwischen im Sortiment.

Sogar eine Nummernschild-Halterung gibt’s für die Altstadt-Fans. Foto: Redaktion

„Wir bekommen oft Anfragen von den Altstadt-Fans, was sie sich wünschen würden“, erklärt er. Im Gespräch sei gerade eine Bettwäsche. Gute Nachrichten für alle, die schon beim Frühstück im Oldschdod-Fieber sind: Von neun Spielern gibt es bereits jetzt bedruckte Tassen, unter anderem von Trainer Timo Rost. „Wir ordern bei Bedarf immer neu nach“, erklärt der Bayreuther.

Aufwachen mit Trainer Timo Rost: Neun Spieler gibt’s bisher auf Kaffeetassen gedruckt. Foto: Redaktion

Vater und Sohn im Altstadt-Fieber

Uwe Glaser selbst kommt schon seit über 45 Jahren als Altstadt-Fan ins Stadion, auch wenn er im Alltag mehr mit Körben und orange-farbenen Bällen zu tun hat – denn Glaser ist Jugendtrainer beim BBC Bayreuth. Außerdem hat er sich im IT-Bereich selbstständig gemacht. Die Leidenschaft für die SpVgg Bayreuth teilt Uwe Glaser mit seinem Sohn Peter, der dort Stadionsprecher und Medienbeauftragter ist.

Es scheint, als könne Glaser nichts so schnell erschüttern. Er bleibt stets entspannt: „Eines Tages kam ich nach Hause und mein Retro-Shirt war total verfärbt vom Waschen“, erzählt er. Lange böse sein, konnte er seiner Frau allerdings nicht, denn: „Ich sitze ja an der Quelle und weiß wo ich ein neues Retro-Shirt herbekomme“, scherzt er und grinst.

Führerscheinprüfung: Keine Panik trotz neuer Fragen

Fahrschüler aufgepasst: Wer im Oktober seine Theorieprüfung macht und dachte, er sei gut vorbereitet, muss sich wohl oder übel noch einmal hinsetzen. Am 1. Oktober wird der Fragenkatalog für die Führerscheinprüfung aktualisiert. Querbeet durch alle Führerscheinklassen kommen neue Fragen hinzu und alte werden überarbeitet. Prüflinge müssen deshalb aber nicht gleich in Panik geraten, sagt Uwe Glock von der Fahrschule Riedel. So viele neue Fragen seien es nicht, die zu dem Katalog von mehr als 1000 Fragen hinzukommen. In der Prüfung müssen die Schüler 30 davon beantworten.

Hier können Sie ihr Wissen testen

[wp_quiz id=“45961″]

Alle Fragen in der App

Die Fahrschüler bekommen die neuen Fragen am 1. Oktober automatisch auf ihre Lern-Apps gespielt. Uwe Glock rechnet mit rund zehn Stück. „Viele Schüler machen sich deshalb unnötig Gedanken“, sagt der Fahrlehrer. Die Aktualisierung des Katalogs ziehen sich querbeet durch alle Kategorien – Umwelt, Technik und Vorfahrtsregeln etwa.

Es gibt immer wieder neue Richtlinien, deshalb werden die Fragen regelmäßig aktualisiert.

(Fahrlehrer Uwe Glock)

Welche neuen Fragen hinzukommen, wissen auch die Fahrlehrer erst ab Oktober. Uwe Glock könne sich aber gut vorstellen, dass etwas zu E-Scootern oder zu den Richtlinien beim Parken für Autos mit E-Kennzeichen. Manchmal seien es aber auch nur Nuancen, die sich ändern, „wenn eine neue Gewichtsklasse hinzukommt oder sich die Anhängerlast ändert zum Beispiel“.

Ein Bayreuther als Vorreiter im Kampf gegen den Katzendreck

Der Bayreuther Stadtförster Gotthard Eitler traut seinen Augen nicht. In den 70er-Jahren besucht er seinen Freund Ludwig Hahn in seiner Heimat im Erzgebirge und kann nicht glauben, was er dort sieht. Der einstmals dichte Bilderbuch-Wald bietet ein gespenstisches Bild. Von dem vollen Nadelwald, den er aus seiner Jugend kannte, ist nur noch ein Gerippe zu sehen. Hobby-Historiker Stephan Müller erzählt seine Geschichte.

Pioniere im Kampf gegen das Waldsterben

Die beiden Männer mussten vorsichtig sein. Ihre geheime Absprache hätte für Ludwig Hahn schlimme Folgen haben können. Doch der Oberförster aus dem Erzgebirge vertraute seinem Kollegen aus dem Westen, den er noch aus seiner Kindergartenzeit kannte. Die beiden Naturschützer gingen ihr gewagtes Unternehmen an.

Schon seit dem Ende der sechziger Jahre hatte Eitler die zunehmenden Schädigungen am Baumbestand im Erzgebirge beobachtet. Den beiden Fachleuten war klar, dass das „Waldsterben“ auf die zunehmende Luftverschmutzung zurückzuführen war. Als ihm sein Freund Ludwig Hahn die schlimmsten Stellen gezeigt hatte, stand für Eitler endgültig fest, dass gehandelt werden musste.

Hahn sollte weitere Informationen beschaffen, Eitler würde im Westen an die Öffentlichkeit gehen. In der DDR waren die sterbenden Wälder ein Tabu-Thema. Welches Risiko Ludwig Hahn einging, muss also nicht betont werden.

Kampf dem Katzendreck

Im Jahr 1978 gab Eitler seine erste Dokumentation „Kampf dem Katzendreck“ heraus, in der er feststellte, dass das Waldsterben auch das Fichtelgebirge längst erreicht hätte. Verzweifelt schrieb er seinen berühmten „Försterbrief“ an Bundeskanzler Helmut Kohl und wurde dafür aus der Bayerischen Staatskanzlei als „Übertreiber“ getadelt.

Der Forstamtmann ließ sich aber nicht beirren: Im Februar 1983 brachte er Josef Ertl, den damaligen Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, zum Umdenken. Von Ertls provozierenden Fragen – Wann habt ihr das letzte Mal richtig ausgeforstet? Sind das nicht Schäden vom Schneebruch? Die Bäume stehen halt zu dicht! – ließ er sich nicht beirren, sondern öffnete dem Minister mit einem beeindruckenden Diavortrag die Augen.

Ich habe heute viel gelernt.

(Fazit von Josef Ertl)

Eitler war der Durchbruch gelungen.

Wenig später hielt Eitler seinen Vortrag im Bundeskanzleramt, ehe im April 1983 eine Forstexpertengruppe aus 17 Ländern direkt aus Genf ins Fichtelgebirge reiste.

UNO gründet eine Kommission

Nach Eitlers Ausführungen gründete die UNO die Kommission „Air Pollution“ (Luftverschmutzung). In dieser Zeit hielt Eitler seinen Vortrag über 270 Mal und klärte über die Ursachen des Waldsterbens durch Schwefeldioxid und Stickoxide auf. Seine Forderung nach Dreiwege-Katalysatoren und Tempolimit fand Gehör.

Vom damaligen Oberbürgermeister Dr. Dieter Mronz stammt das Zitat: „Vom einsamen Rufer zum geehrten Preisträger“. Bei der Verleihung des Umweltpreises der Stadt Bayreuth lobte Mronz den Stadtförster, der sich nicht hätte beirren lassen und „alle Anfeindungen mannhaft und tapfer durchgestanden“ hätte.


Text: Stephan Müller

Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.


Lesen Sie auch: