Bayreuths Bürgermeister: Die vier Bayreuther Rathäuser

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Im letzten Teil der Serie zu Bayreuths Bürgermeistern widmet sich bt-Historiker Stephan Müller den Rathäusern der Stadt.


Die beiden „alten“Rathäuser

„Die Stadt Bayreuth hat im Jahr 1721, weil die Stadtkammer nicht bei Kasse war, aus des Hospitals Mitteln das an der Brautgasse gelegene Haus der verwitweten Baronin von Sponheim erkauft und daraus das Rathaus gemacht“

So heißt es in dem Buch „Geschichte der Stadt Bayreuth“ von Johann Wilhelm Holle von 1833. 

Das alte Rathaus, das 1446 erbaut und mitten auf dem Marktplatz stand, wurde durch den großen Stadtbrandes von 1621 vernichtet. Noch im selben Jahr wurde in dem Nebengebäude des Hospitals ein Rathaus eingerichtet, welches die Stadt schon 1558 von dem Sattler Hans Hamann um 400 Gulden und 5 Taler erkauft hatte.

Das erste Bayreuther Rathaus stand auf dem Marktplatz. Das Gebäude ist beim großen Stadtband von 1621 abgebrannt. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung.

Mit dem Kauf des Sponheim’schen Hauses an der Brautgasse wurde dem Magistrate zugleich erlaubt, in demselben einen öffentlichen Rathskeller und eine Garküche anzurichten, um darin allerlei Weine, braunes und weisses Bier, sowie auch anderes Getränk auszuschenken, Speisen zu geben und die 1720 angerichtete weisse Bierbrauerei (mit Ausnahme der herrschaftlichen Haushaltungsämter St. Johannis, Schreez, Heinersreuth und St. Georgen am See) in dem Umkreise von einer Meile auszuüben. 

Das Sponheim’sche Haus, in dem sich heute das Kunstmuseum befindet, war von 1721 bis 1917 und von 1945 bis 1972 wegen der Zerstörung des Reitzenstein-Palais das Bayreuther Rathaus. Foto: Stephan Müller.

Das Reitzenstein-Palais

Im Jahr 1916 wurde das Reitzenstein-Palais am Bayreuther Luitpoldplatz zum neuen Rathaus umgebaut. Die Stadt Bayreuth erwarb das von Carl Gontard erbaute Gebäude (1761 bis 1768) schon am 1. Februar 1894 von Emilie von Meyernberg, der Witwe des 1881 verstorbenen Herzog Alexander von Württemberg für 100.000 Mark. Emilie von Meyernberg erhielt „für Lebzeiten das Wohnrecht“. In Zusammenhang mit unserer „Bürgermeisterserie“ ist uns Emilie von Meyernberg einige Zeilen wert. 

Die Bayreuther „Madame Belle Époque“ war jahrzehntelang der gesellschaftliche Mittelpunkt der Stadt. Geradezu märchenhaft war ihr Aufstieg von der Gänsemaid zur Gemahlin des Herzogs Alexander von Württemberg auf Schloss Fantaisie. „Ein Lächeln von ihr hat alle besiegt“, heißt es im Nachruf des Bayreuther Tagblatts. 

Als Waisenkind hütete Amalie Katharina Pfennigkäufer auf einem Bauernhof die Gänse. Der reiche Frankfurter Bäcker Kirsch lernte das hübsche 17-jährige Mädchen 1847 kennen und heiratete sie vom Fleck weg. Noch am gleichen Tag erschoss sich der Sohn des Bräutigams aus Liebeskummer. 

Aber auch der Bäcker Kirsch wurde nicht lange mit ihr glücklich. Eines Tages kam der damalige Stadt-Gouvaneur Herzog Alexander von Württemberg vorbei und spannte sie ihrem Ehemann für 25.000 Gulden aus. Aus Amalia wurde Emilie von Meyernberg. Sie überlebte ihren zweiten Ehemann um 34 Jahre. Sie starb am 31. März 1915 und liegt neben ihrem Mann im fürstlichen Mausoleum auf dem Stadtfriedhof begraben. Der Reitzenstein-Palais wurde im zweiten Weltkrieg zerstört und in den 60er Jahren endgültig abgerissen.

Das Reiztenstein-Palais war von 1916 bis 1945 das Bayreuther Rathaus. Foto: Bernd-Mayer-Stiftung.

Das Neue Rathaus

Das Neue Rathaus wurde im Jahr 1972 fertig gestellt und der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt. Während es heute nicht mehr den Geschmack vieler Bayreuther findet, war die Bevölkerung Anfang der 70er Jahre über den Neubau mehr als angetan.

Ein Beispiel für diese Begeisterung war das Programmheft für die Internationale Runde der TV-Serie „Spiel ohne Grenzen“ am 4. Juli 1974, das das Neue Rathaus auf der Titelseite und das ebenfalls gerade neu errichtete Städtische Stadion mit seiner Tribüne auf der Rückseite zeigt.

Die Eurovision-Sendung vom Bayreuther Luitpoldplatz sahen bei europaweiten Einschaltquoten von bis zu 80 Prozent 100 Millionen Zuschauer. Umso ärgerlicher fand es so mancher Bayreuther, dass in dem Vorspann, in dem Bayreuth etwa eine Minute vorgestellt wurde, zwar das Festspielhaus, die Villa Wahnfried mit Wagner-Grab und die Eremitage gezeigt wurden, aber nicht die „modernen“ Bayreuther Errungenschaften wie das Neue Rathaus und das Städtische Stadion. Na dann …

Rathausvorplatz

Rathausvorplatz, Foto: Carolin Richter


Text: Stephan Müller


Die bisherigen Teile der Serie