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Hausmeister in Meyernberg: Vom Buhmann zum Helden

Du erledigst all die Aufgaben, die auch in einem Privathaus anfallen.

So beschreibt Jürgen Meyer kurz und knapp seine Tätigkeit als Hausmeister in der Grundschule Bayreuth-Meyernberg. Botengänge, Reparaturarbeiten oder Winterdienst – sein Aufgabenfeld ist breit gefächert.

Rund um die Uhr im Einsatz

Meyers Tag beginnt offiziell um 7:15 Uhr und endet um 17 Uhr. Doch eigentlich ist der Hausmeister rund um die Uhr im Einsatz. Gerade im Winter gebe es viel zu tun. Fällt der erste Schnee, so startet Meyers Tag bereits um 4:30 Uhr morgens. Dank eines kleinen Traktors brauche der 47-Jährige dafür inzwischen „nur“ zwei Stunden. Das war früher noch anders.

Seit zehn Jahren haben wir einen kleinen Traktor. Das erleichtert die Arbeit ungemein. Früher habe ich mit der Hand geschort und war mindestens vier Stunden beschäftigt.

(Jürgen Meyer, Hausmeister an der Grundschule Bayreuth-Meyernberg)

Einsatzort von Hausmeister Jürgen Meyer: Die Grundschule Bayreuth-Meyernberg. Foto: Susanne Monz

Nach 17 Uhr ist der Tag noch lange nicht zu Ende. Die Turnhalle wird abends von verschiedenen Sportmannschaften, wie dem Basketball-Nachwuchs des BBC, genutzt. Auch in dieser Zeit muss Meyer anwesend sein. Trotz der langen Arbeitszeiten liebt der Hausmeister seinen Job.

Ich kann mir meine Arbeit selbst einteilen und mich selbst organisieren. Außerdem ist kein Tag gleich. Nur im Büro sitzen wäre nichts für mich.

(Jürgen Meyer)

Held der Kinder

Ist eine Lampe kaputt oder eine Toilette verstopft, ist Jürgen Meyer sofort zur Stelle und kümmert sich um die anfallenden Arbeiten. Zusätzlich erledigt der Bayreuther auch dreimal in der Woche Botengänge der Schule und bringt die Post in die Stadt. Auf die Frage wer ihn häufiger ruft, Lehrer oder Kinder kommt die Antwort prompt: „Die Lehrer“. Doch auch die Kinder selbst klopfen oft an seine Werkstatt-Tür.

Oft kommen die Kinder vorbei, bringen ihren kaputten Regenschirm oder andere Sachen mit und fragen ob ich es reparieren kann. Da wird man schnell zum Helden.

(Jürgen Meyer, Hausmeister an der Grundschule Bayreuth-Meyernberg)

Oft klopfen auch die Grundschüler an seine Tür und fragen, ob er persönliche Gegenstände der Kinder reparieren könne. Foto: Susanne Monz

Immer da, immer nah

Seit 2001 ist der gelernte Installateur an der Meyernberger Grundschule als Hausmeister tätig. Direkt auf dem Gelände befindet sich auch seine Hausmeisterwohnung – Segen und Fluch zugleich. Da es in der Vergangenheit vermehrt zu Einbrüchen kam, kontrolliert Jürgen Meyer auch abends das Gelände. „Das geht natürlich einfacher, wenn man direkt vor Ort ist“, so der 47-Jährige. Doch die Nähe zum Arbeitsplatz ist nicht immer von Vorteil. Privatsphäre und Feierabend hat der Bayreuther kaum.

Es kommt immer wieder vor, dass Eltern an einem Sonntagabend bei mir klingeln, weil ihr Kind etwas vergessen hat. Dass ich auch einmal Feierabend habe, wird oft vergessen.

(Jürgen Meyer)

Ruhe und Entspannung findet Jürgen Meyer erst, wenn er raus kommt. Dann schaut er sich Eishockeyspiele an oder unternimmt Ausflüge mit seiner Familie.

Es ist schwierig abzuschalten, wenn man jeden Tag direkt auf die Arbeit schaut.

(Jürgen Meyer)

Die bt-Leser haben abgestimmt: Hier gibt’s die besten Burger der Stadt

Das Ergebnis war eindeutig! Bei einer Facebook-Umfrage des Bayreuther Tagblatts, bei der nach den besten Burgern der Stadt gefragt wurde, waren sich die bt-Leser einig: Wer die besten Burger Bayreuths probieren möchte, der muss bei Jörger Burger vorbeischauen. Das Bayreuther Tagblatt war bei einer Veranstaltung von Jörger Burger dabei und hat mit dem Mann, der hinter den besten Burgern Bayreuths steckt, gesprochen.

„Wollte schon als Kind immer Koch werden“

Für Jörg Queissner war schon seit seiner Kindheit klar, welchen Beruf er später einmal ausüben möchte. Bereits in den 90ern absolvierte er bei dem Starkoch Alexander Herrmann ein Praktikum und sammelte so erste Kocherfahrungen. Danach folgte die Ausbildung zum Koch in einem Bayreuther Traditionsrestaurant. Queissner, der viele Jahre als Küchenchef bei der US-Armee in Grafenwöhr stationiert war, hatte schon immer ein Faible für Burger.

Mein Onkel lebt in Amerika. Wenn wir zu Besuch waren, wollte ich immer Burger essen. Daher nannte er mich „Jörgerburger“. So entstand der Name für mein Unternehmen.

(Jörg Queissner)

Jörger Burger wurde von den bt-Lesern als bester Burger ausgewählt. Foto: Jörg Queissner

Nach über zehn Jahren bei der US-Armee arbeitet der 34-Jährige inzwischen im öffentlichen Dienst als Koch. Doch seine Leidenschaft für Burger wollte der Bayreuther trotzdem nicht aufgeben. Deshalb gründete Jörg Queissner sein Kleinunternehmen „Jörger Burger“. Anfangs noch mit Pavillon und Gasgrill unterwegs, tourt Queissner inzwischen mit einem Foodtruck von Veranstaltung zu Veranstaltung.

Unseren Trailer haben wir selbst gebaut. Egal ob große Events oder kleine Partys – ich bin immer gerne unterwegs und kann nicht ohne.

(Jörg Queissner)

„Alle hier sind voll dabei“

Im Team von Jörger Burger stehen alle voll hinter dem Konzept. Foto: Susanne Jagodzik

Zu Queissners Team gehören vor allem Freunde und Familie. Dem 34-Jährigen ist es wichtig, dass jeder mit Herzblut hinter der Sache steht und gerne Teil des Teams ist. Das sei auch eines der Geheimnisse hinter den „besten Burgern Bayreuths“.

Wir machen jeden Burgern so, als würden wir ihn selber essen wollen. Nur dann stimmt die Qualität.

(Jörg Queissner)

„Regional und qualitativ hochwertig“

Der wichtigste Punkt für den gelernten Koch ist allerdings die Qualität der Speisen. Jörg Queissner setzt auf regionales Fleisch. Ein Metzger aus Bindlach, mit dem Queissner schon lange zusammenarbeitet, liefert ihm das Fleisch für die echten amerikanischen Burger. Schwieriger war da schon die Suche nach dem perfekten Burger Brötchen.

Ich habe bestimmt 150 verschiedene Hefeteige ausprobiert bis ich den perfekten Teig gefunden habe. Es handelt sich um einen flüssigen Hefeteig. Der wird zwar nicht vom regionalen Bäcker hergestellt, stammt aber immerhin aus Deutschland.

(Jörg Queissner)

Jörg Queissner setzt sowohl auf regionale als auch internationale Produkte. Foto: Susanne Jagodzik

Highlight für viele von Queissners Kunden ist allerdings die Burger-Sauce. Darauf ist auch der Unternehmer sehr stolz. Im Herbst soll die „Jörger Burger Sauce“ dann sogar im Einzelhandel erhältlich sein.

Durch meinen früheren Job bin ich viel in der Welt herumgekommen. Unter anderem auch nach Trinidad und Tobago. Von dort stammen die geräucherten und gegrillten Gewürze, die meine Sauce so besonders machen.

(Jörg Queissner)

Das erste Burger-Wettessen

Um das Kleinunternehmen weiter zu etablieren, lässt sich Jörg Queissner auch immer wieder etwas Neues einfallen. Neben den festen Veranstaltungen in der „Lohmühle“ und der Gaststätte „Zum Steig“, wo es ab Herbst wieder feste Burger-Tage gibt, veranstaltet Jörg Queissner auch immer wieder Sonder-Events wie das erste Burger-Wettessen Bayreuths.

Innerhalb von fünfzehn Minuten mussten zehn Burger vertilgt werden. Wer am schnellsten alle Burger verschlungen hatte und den Inhalt in seinem Magen behalten hatte, durfte sich über tolle Gewinne freuen. Einen Einblick vom ersten Burger-Wettessen gibt es im Video:

Die größte Motivation immer weiter zu machen, ist das positive Feedback der Leute. Deshalb versuche ich auch immer wieder Extras in meine Events oder Speisekarten einzubauen.

(Jörg Queissner)

Als sich ein Bayreuther Redakteur bis auf die Knochen blamierte

Gleich doppelt Grund zum Feiern hatte in diesem Jahr das evangelische Gemeindehaus in der Richard-Wagner-Straße. 1929 und damit vor 90 Jahren wurde es eröffnet, 1989 und damit vor 30 Jahren ist es renoviert worden. Hobbyhistoriker Stephan Müller hat passend dazu eine der vergnüglichsten Zeitungsenten der Bayreuther Pressegeschichte ausgegraben. Hier ist sie:

„Am liebsten wäre er im Boden versunken“

Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern, doch der alte Journalistenspruch war mit Sicherheit nur ein schwacher Trost für den Alptraum, in dem sich ein Lokalredakteur der „Oberfränkischen Zeitung“, einer Zeitung, die später mit dem Bayreuther Tagblatt verschmolz, im September 1929 befand. „Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen“ wird er sich in der wohl dunkelsten Stunde seines Berufslebens gedacht haben, als er bei der Verlagsleitung, die ihren Sitz im Haus Ellwanger in der Maxstraße hatte, antanzen musste. Am liebsten wäre der unglückliche Journalist in den Boden versunken. Heute, viele Jahrzehnte später, schmunzeln wir bei allem Mitgefühl über eine der vergnüglichsten Zeitungsenten in der Bayreuther Pressegeschichte, eine Falschmeldung die damals für das Stadtgespräch und viel Schadenfreude sorgte.

Die Gastwirtschaft „Zum weißen Roß“ stand einst dort, wo heute das Evangelische Gemeindehaus steht. Das Anwesen war 1927 von der Gemeinde gekauft und abgerissen worden.

„So schwierig wird das wohl nicht sein“

„Um Gottes Willen“, rief unser Redakteur am Sonntagnachmittag des 1. September 1929. Er sprang von der Kaffeetafel auf, als es ihm siedend-heiß in den Kopf schoss: „Ich habe die Einweihung des Evangelischen Gemeindehauses verschwitzt!“ Er malte sich immer wieder das „gefundene Fressen“ für die Konkurrenz des „Bayreuther Tagblatts“ aus und eilte zu seinem Schreibtisch, um sich den Artikel über das hochrangige Stadtereignis aus den Fingern zu saugen. So schwierig wird das wohl nicht sein, hatte ihm der Redaktionsleiter schließlich in der letzten Woche den Programmzettel mit dem genauen Ablauf der Veranstaltung in die Hand gedrückt. Er begann zu schreiben:

„Gestern Nachmittag um 3:30 Uhr fand die feierliche Einweihung des Saalbaus in der Richard-Wagner-Straße statt. Die Schlüsselübergabe und Eröffnung wurde mit Gesang und Posaunenchören eingeleitet.“ Mit verhaltender Freude, dass der Anfang gemacht war, improvisierte er voller Tatendrang weiter: „Daran schloss sich die inhaltsreiche und tiefschürfende Weiherede von Dekan Dr. Karl Wolfrat an…“

Damit konnte er keinesfalls falsch liegen. „Inhaltsreich und tiefschürfend“ wird auf jeden Fall auch beim Dekan gut ankommen.

Der Bericht kommt gar nicht gut an

Damit lag er allerdings grundlegend falsch. Der Bericht, der am 2. September veröffentlicht wurde, kam bei Dekan Dr. Karl Wolfrat überhaupt nicht gut an. Er hatte seine Einweihungsrede nämlich noch gar nicht gehalten. Unser geplagter Redakteur hatte sich nämlich beim fraglichen Termin schlicht um eine Woche geirrt. Die Einweihung war erst am 8. September geplant. Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile und das Gelächter war groß.

Vom bekannten Bayreuther Architekten Hans Reissinger stammt diese Zeichnung, die 1928 als Ansichtskarte erschien. Sie zeigt Abweichungen vom verwirklichten Entwurf.

Kleinlaut entschuldigte sich die „Oberfränkischen Zeitung“ in der Ausgabe am 3. September, dass der Irrtum „durch Datumsverwechslung“ passiert sei. Auch wurde darauf hingewiesen, dass die Einweihungsfeier „voraussichtlich“ am nächsten Sonntag stattfindet und der ausführliche Bericht dann dieses Mal „durch persönliche Vertretung“ erfolgt.

Das Tagblatt legt den Finger in die Wunde

So kam es dann auch: Eine Woche später berichteten diesmal beide Lokalblätter über die tatsächliche Einweihung, wobei es sich das „Bayreuther Tagblatt“ aber nicht nehmen ließ, den Finger „zartfühlend“ in die Wunde zu legen. Vielleicht wollte man auf der anderen Seite der Maxstraße aber auch nur die Prophezeiung des unglücklichen Kollegen der „Oberfränkischen Zeitung“ wahr werden lassen: Jedenfalls betonte das „Tagblatt“ den „inhaltsreichen Vortrag“ des Dekans und lobte  ausdrücklich seine „tiefschürfende“ Rede.


Mit Fotos und Material der Evangelisch-Lutherischen Gesamtkirchengemeide Bayreuth.


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Text: Stephan Müller


Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es hier beim bt.

bt-Filmkritik: „Das perfekte Geheimnis“

Es sollte ein netter Abend mit Freunden werden. Doch ein Spiel verändert alles. Was passiert, wenn die Freunde jede private Nachricht mitlesen und jedes Telefonat via Lautsprecher mithören? Welche Geheimnisse kommen zu Tage? bt-Filmkritiker Alex Bauer hat es herausgefunden. Er hat sich mit einer Leserin „Das perfekte Geheimnis“ im Cineplex angesehen.

Der Trailer zum Film

Ulla Preiss aus Bayreuth vergibt 4,5 Sterne:

bt-Filmkritiker Alex Bauer findet:

bt-Kinokritiker Alex Bauer. Foto: Thorsten Gütling

Karolin Herfurth, Elyas M’Barek, Jessica Schwarz, Wotan Wilke, Jella Haase, Frederick Lau und Florian David Fitz – was „Das perfekte Geheimnis“ an Schauspielern aufwartet, kann sich sehen lassen, keine Frage. Doch können die und ihre Rollen einen zweistündigen Film tragen, der eigentlich nur im Wohnzimmer einer Münchner Dachgeschosswohnung spielt oder wird es auf Dauer langweilig, den drei Pärchen und dem Single-Kumpel dabei zuzusehen, wie sie nach und nach seelisch blank ziehen?

Kurz: Ja, das geht. Sogar überraschend gut. Okay, das Ganze erinnert entfernt an Doris Dörries „Nackt“ von 2002, diesmal geht es aber nicht darum, ob sich die Paare nackt und mit verbundenen Augen wiedererkennen, nein, wir leben ja in der Generation Smartphone und so dreht sich alles darum, welche kleinen und großen Geheimnisse man so tagtäglich mit seinem Handy rumträgt.

Dabei sollte es ein netter Abend mit Freunden werden. Die Dialoge sind witzig, die Darsteller wirken vertraut miteinander und man kauft ihnen das „Beste Freunde“-Ding echt ab. Man hat das Gefühl, dass da wirklich gute Freunde am Tisch sitzen und sieht selbst Parallelen zu seinem eigenen Leben.

Da sitzt der Taxifahrer mit seiner Ökofreundin glücklich am Tisch, die Psychologin und ihr Schönheitschirurg führen augenscheinlich eine perfekte Ehe, der Hausmann und seine Karrierefrau ergänzen sich perfekt und der melancholische Singlelehrer glaubt an die wahre Liebe. Könnte alles so auch im echten Leben stattfinden.

Allgegenwärtig ist das Smartphone, dass alle sieben Personen während des Essens auf den Tisch legen – alle eingehenden Nachrichten werden laut vorgelesen, alle Anrufer auf Lautsprecher gestellt. Das wäre als Geschichte eines Films leider ziemlich langweilig, wenn keiner etwas zu verbergen hätte. Wäre. Denn jeder am Tisch hat ein Geheimnis. Und diese werden nach und nach aufgedeckt. Brutal ehrlich aufgedeckt. Und natürlich überzieht der Film immer ein kleines Stück, wird aber nie lächerlich dabei. Gut so. Der Film lebt vom mit- und gegeneinander der Rollen, von den fiesen Bemerkungen, den Ausrastern, den witzigen Dialogen und den ewigen Neckereien, die diese Runde so realitätsnah machen.

Da ist es auch egal, dass man wenig aus dem Film mitnimmt – das „Wir sollten wieder mehr miteinander reden und weniger zum Sklaven des Handys werden“ kommt da irgendwie zu kurz weg. Aber gut, „Das perfekte Geheimnis“ ist trotzdem ein guter Film, den man sich anschauen kann. Und liebe Pärchen, nach dem Film nicht denken, dass alle Menschen Geheimnisse auf ihrem Smartphone haben.

3,5 von 5 Sterne

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Die Simpsons: Dieser Bayreuther übersetzt die Kult-Serie ins Deutsche

Seit 2006 übersetzt der Wahl-Bayreuther Matthias von Stegmann die Simpsons ins Deutsche. Jede Aussage, jeder Witz und jede Pointe entstammt seiner Feder. Das Bayreuther Tagblatt hat mit dem Autor und Synchronregisseur über seinen Job bei den Simpsons gesprochen.

Die Qualität der Simpsons ist es – nach wie vor – viele Leute zu erreichen. Von jung bis alt.

(Matthias von Stegmann)

Matthias von Stegmann bei der Arbeit. Foto: Privat.

Ein Fan geworden

Inzwischen beschäftigt sich Matthias von Stegmann seit über 13 Jahren mit Homer, Marge, Maggie und Co. Sein Job ist es dabei, die Dialog- und Drehbücher vom Englischen ins Deutsche zu übertragen. Die Arbeit mache dem Wahl-Bayreuther Spaß. Er habe Freude am Humor von Homer, am nuancierten Charakter von Lisa und dem Charme der Serie.

Das war nicht immer so. Vor seinem Engagement bei der Serie habe von Stegmann die Simpsons natürlich schon gekannt. Ein Fan sei er damals allerdings nicht gewesen. Das habe sich geändert. 

Nicht ohne Grund hält sich die Sendung seit 30 Jahren. Bei manchen Witzen muss ich auch heute noch schallend lachen!

(Matthias von Stegmann)

Bei den Simpsons im Studio. Foto: Privat.

Man muss den Charakter der Figur treffen

Die Arbeit läuft dabei immer gleich ab. Zuerst bekommt Stegmann die aktuellste Folge digital zugeschickt. Beim Ansehen schreibt er dann den Dialog Satz für Satz mit. Wichtig dabei ist, dass der Sinn wiedergegeben werde. 

Am Wortlaut müsse man sich da nicht zu sehr orientieren, wichtiger sei da die Lippensynchronität, und dass der Charakter der sprechenden Person getroffen werde. Alles was man nicht sinnvoll ins Deutsche übertragen könne, müsse man neu erfinden. Dies gelte zum Beispiel für Sprichwörter, Redensarten oder kulturelle Besonderheiten. 

Mehr dazu

Ein bis zwei Tage pro Folge

Für das Übersetzen einer Simpsons-Folge benötige von Stegmann ein bis zwei Tage. Das liege auch immer daran, wer die Folge im Original geschrieben hat.

Bei Folgen mit vielen Wortspielen und um die Ecke gedachten Insidern dauert das Übersetzen einfach länger.

(Matthias von Stegmann)

Nicht nur in Springfield unterwegs

Auch wenn der Simpsons-Übersetzer nie eine Ausbildung zum Übersetzer oder Dolmetscher gemacht hat, ist er in seinem Job sehr gefragt. Schon vor den Simpsons hat er Sendungen wie Clueless oder Becker für das Fernsehen übersetzt. Neben seinem Job bei den Simpsons übersetzt der Wahl-Bayreuther seit Jahren auch Family Guy und, so lange es lief, Futurama.

In die Arbeit vertieft: Matthias von Stegmann. Foto: Privat.

Undercover im Simpsons-Forum

Von den Witzen verstehe er etwa 80 bis 90 Prozent auf Anhieb. Wenn nicht, müsse er recherchieren. Ein Anruf bei Freunden aus Amerika helfe dabei häufig weiter. Hilft selbst das nicht, dann könne es schon auch mal sein, dass er inkognito in einem amerikanischen Simpsons-Forum nachfrage. 

Irgendwie kriegt man es immer heraus, besonders bei den Simpsons. Bei Futurama war das teilweise schwieriger, weil manche Witze wirklich nur für Wissenschaftler verständlich waren. 

(Matthias von Stegmann)

Aber von Stegmann kämpfe sich auch da durch. Am Ende lese auch nochmal der zuständige Redakteur von Pro7, Tom Schneider, über den Text und gebe seine Gedanken wieder. Für von Stegmann, eine gute Sache.

Ich habe sehr gerne einen guten Redakteur an meiner Seite, denn vier Augen sehen mehr als zwei!

(Matthias von Stegmann)

Frisch vom Bayreuther Markt: Das Superfood im Oktober

Tagsüber sommerlich warm, nachts eisig – im Oktober braucht der Körper unsere Unterstützung, damit er auch bei fiesen Grippeviren resistent bleibt. Neben täglicher Bewegung an der frischen Luft, helfen diese drei fränkischen Superfoods. Denn sie enthalten wichtige Vitamine und Nährstoffe. Mehr zu Butternut Kürbis, Lauch und Knollensellerie, erklären die beiden Experten Stephan Krauß aus Hausen und Martin Gräbner aus Harsdorf.

Butternut Kürbis: Stärkt die Sehkraft

Obst und Gemüse aus der Region zu essen, ist durch die kurzen Transportwege nicht nur umweltfreundlicher, sondern es bleiben außerdem mehr Vitamine erhalten, da die Produkte erst geerntet werden, wenn sie komplett reif sind. Inzwischen wird der birnenförmige Butternut Kürbis auch hier in der Region angebaut. Ursprünglich stammt er aus Südamerika. Seinen Namen verdankt er seinem zarten Fruchtfleisch mit buttrigem Aroma. Auch die Kerne kann man roh snacken oder in der Pfanne anrösten.

Butternut Kürbis. Foto: Redaktion

Der Butternut-Kürbis enthält reichlich Vitamin A und Beta-Carotin: Das verbessert die Sehkraft, insbesondere bei Nacht. Auch das Zellwachstum wird dadurch angeregt und lässt die Haut strahlen. Seinen Namen verdankt der Butternut-Kürbis zwar dem buttrig-zartem Fruchtfleisch, allerdings hat er mit seinem geringen Fettgehalt von nur 0,1 Prozent rein gar nichts mit Butter gemeinsam. Durch sättigende Ballaststoffe wirkt er Heißhunger entgegen – optimal für alle, die schlank bleiben möchten. Das gegarte Fruchtfleisch ist leicht verdaulich und bekommt auch Babys oder Menschen mit empfindlichen Mägen super.

Stephan Krauß mit einem Butternut-Kürbis.Foto: Redaktion

Der Butternut-Kürbis ist im Nürnberger Land gewachsen. Im Frühjahr haben wir ihn gepflanzt. Meist wird er bis zu zwei Kilo schwer.

(Stephan Krauß aus Hausen)

Lauch pusht das Immunsystem

Erntefrischer Lauch. Foto: Redaktion

Seinen typischen Geschmack bekommt Lauch durch die enthaltenen ätherischen Öle, wie Matthias Gräbner erklärt. Sie stärken die Darmflora, die eine entscheidende Rolle für ein gutes Immunsystem spielt. Diese Öle wirken außerdem wie ein sanftes Antibiotikum und können gegen Bakterien im Mund- und Verdauungstrakt ankommen. Außerdem wirkt Lauch harntreibend, unterstützt die Nieren bei der Entsorgung von Giftstoffen und beugt so Nierensteinen vor. Mit etwa 26 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm Lauch, deckt er bereits ein Viertel der empfohlenen Tagesdosis.

Matthias Gräbner. Foto: Redaktion

Frischen Lauch gibt es am Markt-Stand der Gärtnerei Gräbner den ganzen Winter über.

Der Lauch ist ein typisches Wintergemüse: Dass er eine gute Qualität hat, sieht man an seinem besonders dicken Strang und frischen Wurzeln. Gepflanzt wird er Ende Mai, Anfang Juni.

(Matthias Gräbner aus Harsdorf)

Knollensellerie stärkt die Nerven

Vor allem die Blätter des Selleries enthalten auch pflanzliche Hormone, die sich positiv auf das Nervensystem auswirken. Gießt man ihn als Tee auf, kann das Trinken lästige Blähungen stoppen. Der Sellerie enthält ebenso ätherische Öle und Bitterstoffe, die zum einen überschüssige Magensäure neutralisieren und zudem antibakteriell gegenüber Viren, Bakterien und Pilzen wirken. Die Bitterstoffe kurbeln die Verdauung an, indem sie die Enzyme in Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse aktivieren.

Sellerie aus der Region. Foto: Redaktion

Wickelt man die Knolle in ein feuchtes Tuch, ist sie darin ein bis zwei Wochen haltbar. Besonders lecker ist Sellerie-Schnitzel: Man schneidet die Knolle dabei in Scheiben, paniert und brät sie anschließend an.

Was viele nicht wissen: Auch das Grün des Selleries kann essen und zum Beispiel getrocknet in eine Suppe geben.

(Matthias Gräbner aus Harsdorf)

Rotmainhalle in Bayreuth. Foto: Redaktion

Vom Eishockeyspieler zum Saunameister der Lohengrin Therme

Schon seit fast 20 Jahren ist Anton Doll Saunameister in der Lohengrin Therme. Davor stand er für den SV Bayreuth auf dem Eis. Regelmäßig in die Sauna zu gehen, gehört für den gebürtigen Rosenheimer schon immer dazu. Hier erzählt er, worauf er in der Sauna achtet und wie sich die Szene in den vergangenen Jahren verändert hat. Im Video über dem Text zeigt Anton Doll drei verschiedene Aufguss-Arten.

Anton Doll ist Teamleiter in der Lohengrin Therme. In der Sauna arbeiten etwa 20 Mitarbeiter. „Auch Studenten unterstützen uns“, sagt der 56-Jährige. Am Morgen werden die Saunen erst einmal gereinigt, auch die Sitzbänke. „Ab 9:30 Uhr heizen wir sie dann auf, weil ab 11 Uhr die ersten Besucher kommen.“ Gegen 21:45 Uhr werden die Saunen der Lohengrintherme über Nacht ausgeschaltet.

Neues Kapitel nach Eishockey-Karriere

Sauna in der Lohengrintherme. Foto: Carolin Richter

Anton Doll ist 1984 der Familie und des Sports wegen von Rosenheim nach Bayreuth gekommen. Auch während der Zeit als Eishockey-Spieler beim SV Bayreuth, ist er jeden Montag in die Sauna gegangen, nach dem Sport im Fitnessstudio. „Ich habe die Wärme gesucht, um Erkältungen vorzubeugen und den Herz-Kreislauf in Schwung zu halten. Auch für die Hautpflege ist die Sauna gut“, sagt Doll.

Nachdem er seine Karriere im Eishockey beendete, hat Doll im April 2000 in der Lohengrin-Therme angefangen. „Man braucht das Schwimmabzeichen in Silber“, erklärt er. Außerdem bekomme man Schulungen und Forbildungen zur Saunatechnik und zu gesundheitlichen Aspekten. „Ich bin froh, dass ich diesen Weg gehen konnte“, sagt er.

Anton Doll

Manchmal erlebt man auch Kurioses: Am Frauen-Sauna-Tag hat eine Gruppe schon einmal einen Kuchen unter einem Handtuch versteckt und in der Sauna auftauen lassen.

(Anton Doll, Teamleitung in der Lohengrintherme)

Belastbarkeit: Wie viele Aufgüsse man als Saunameister macht

Täglich gibt es im  30-Minuten-Takt einen Aufguss, abwechselnd in sieben verschiedenen Saunen. Insgesamt gibt es über 60 Aromen „Wichtig ist, dass jeder Mitarbeiter nicht öfter als einmal pro Stunde einen Aufguss macht. Am Tag sind es insgesamt drei bis vier.“, so Doll. Regelmäßig zu trinken, sei enorm wichtig. Nach jedem Aufguss kontrolliert das Saunapersonal die Anlagen. „Die regelmäßige Rundgang ob alles in Ordnung ist, ist Pflicht“, sagt er.

Entspannen bei Duftreise und Aroma-Pendel

Während man früher hauptsächlich aus gesundheitlichen Aspekten in die Sauna gegangen ist, bewegt sich der Trend immer mehr hin zu Entspannung, Verbundenheit mit der Natur und Geselligkeit in der Sauna.

(Anton Doll, Teamleitung in der Lohengrintherme)

Deswegen werden immer mehr ruhigere Klänge, natürliche Cremes und Peelings oder Gedankenreisen in die Saunagänge integriert. „Ich arbeite mit einem Aroma-Pendel, in dem das Eis langsam über dem Ofen schmilzt. Neu ist auch die Duftreise, bei der die Gäste eine Geschichte hören und ihnen im Verlauf verschiedene Düfte zugefechert werden.

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Monatlich wird jeweils um 17 Uhr ein Spezialaufguss angeboten: Im Oktober ist es zum Beispiel die „Weinlese“, ein belebendes Traubenaroma. Anton Doll plant alle Aufgüsse im Voraus an einem Board und notiert genau, wie sie durchgeführt werden sollen. „Alle Aufgüsse folgen einem konkreten Ablauf. Wieviel Flüssigkeit aufgegossen wird, ist für jede Raumgröße vorgegeben“, erklärt er.

Auch Menschen mit Handicap sind in der Lohengrin-Therme Willkommen. Foto: Carolin Richter

Was man als Saunameister mitbringen sollte

Wer in der Sauna arbeiten möchte, müsse verantwortungsvoll und vor allem pünktlich sein, so Anton Doll. Die Gesundheit und Sicherheit der Gäste stehe in der Lohengrintherme im Fokus. Menschen mit Handicap genauso Willkommen. „Vor jedem Aufguss stelle ich einen Eimer auf den leicht zugänglichen Platz“, sagt er. Damit er freigehalten bleibe.

Er rät: „Auf jeden Fall sollte man den Job gerne machen“. Das habe sich bei ihm auch in den vergangenen Jahren nicht geändert.

Ich gehe heute noch genauso gerne in der Sauna arbeiten, wie vor etwa 20 Jahren. Vor allem, wenn internationale Besucher während der Bayreuther Festspiele hier sind, mag ich das Flair. Das ist schon etwas Besonderes.

(Anton Doll, Teamleitung in der Lohengrintherme)

Vor 50 Jahren: Warum Bayreuth Universitätsstadt wurde

Genau heute vor 50 Jahren, am 21. Oktober 1969, wird Willy Brandt zum Bundeskanzler gewählt. Sein Wahlkampf führte Brandt kurz vor dem Gang an die Wahlurnen auch nach Bayreuth. An diesem Tag forderte Oberbürgermeister Hans-Walter Wild eine eigene Universität für Bayreuth.

Und so wurde auch die Uni Bayreuth im September 50 Jahre alt. Hobbyhistoriker Stephan Müller blickt zurück auf den Tag, an dem in Bayreuth zum ersten Mal von einer eigenen Uni die Rede war.


Erst herrschte Stille. Dann ging ein leises Raunen durch die Menge. Was hat er da eben zu Willy Brandt gesagt? Jetzt übertreibt er aber! Weit über 4.000 Bayreuther waren an diesem Freitag, dem 19. September 1969, zum Luitpoldplatz gekommen um den Kanzlerkandidaten der SPD zu hören. Die Spannung war förmlich mit Händen zu greifen. Nur noch neun Tage waren es bis zum Gang an die Wahlurne. Würde Kurt Georg Kiesinger von der CDU Bundeskanzler bleiben oder wird „sein“ Außenminister, der SPD-Politiker Willy Brandt, neuer Chef der Bundesregierung? Je näher die Bundestagswahl rückte, desto mehr nahmen die Differenzen zwischen den Partnern der großen Koalition zu. Größer konnte die Polarisierung, die bundesweit zu einer Wahlbeteiligung von 86,78 Prozent führen sollte, kaum sein.

Im Cabrio fährt Willy Brandt über die Maxstraße. Archivfoto: Stiftung Bernd Mayer

Wahlkampf in Bayreuth

In seinem Wahlkampf kam Willy Brandt auch nach Bayreuth. Eine große Bühne für Hans-Walter Wild! Der Bayreuther Oberbürgermeister begrüßte „seinen Freund“ Willy Brandt, lobte dessen Arbeit in der Bundesregierung, kam aber dann sehr schnell auf die lokalen Probleme zu sprechen.

Das Gebiet Nordostbayern erlebt nach den Jahren des Wiederaufbaues und der Anpassung an die schicksalhafte Grenzziehung zur DDR und CSSR hin eine Phase wirtschaftlicher Stagnation mit starken Abwanderungstendenzen.

(Hans-Walter Wild, Oberbürgermeister)

Mit großer Besorgnis wies er auf die negativen Prognosen hin und stellte fest, dass es sofortiger, neuer Impulse zu einer wirksamen Strukturverbesserung bedürfe:

Wir fordern, dass geprüft wird, inwieweit bei der Errichtung neuer Landes-Universitäten auch die Stadt Bayreuth als Standort einer Grenzland-Universität in Frage kommt.

(Hans-Walter Wild, Oberbürgermeister)

Mit einer gezielt gesetzten Pause ließ er seinen Satz wirken. Ja, er hatte soeben für seine 64.000-Einwohner-Stadt eine Universität gefordert.

Bei Willy Brandts Wahlkampfveranstaltung am Bayreuther Luitpoldplatz fordert Oberbürgermeister Hans-Walter Wild am 19. September 1969 die Errichtung einer „Grenzlanduniversität“ in Bayreuth. Archivfoto: Stiftung Bernd Mayer

Ein Beamter ist gefragt

Nun begann die Arbeit von Hans Eschlwöch, der als Rechtsdirektor jahrzehntelang eine Schlüsselfigur im Bayreuther Rathaus war. Wild hatte Eschlwöch stets als seinen Lehrmeister und als Praktiker bezeichnet, der nicht ständig über bürokratische Zwirnsfäden stolpert. Nun forderte der Oberbürgermeister seinen „ersten Beamten“ auf, seine Forderung auch auf dem Verwaltungswege in die richtigen Bahnen zu lenken – frei nach dem Motto: „Jetzt hab ich es gesagt, jetzt wird es auch gemacht.“

Der Auftrag verursachte bei Hans Eschlwöch zunächst einmal Stirnrunzeln. Wie war die Sachlage? Die Entscheidung für eine neue Landes-Universität lag in München. Bei der Bundestagswahl am 28. September 1969 wurde Willy Brandt tatsächlich zum Bundeskanzler gewählt. Die Laune des jüngst abgewählten bisherigen Finanzministers Franz-Josef Strauß war ziemlich schlecht. Wie würde wohl der CSU-Vorsitzende und Chef der Bonner CSU-Landesgruppe in München auf das Vorhaben des Bayreuther SPD-Oberbürgermeisters reagieren?

Am 25. November 1969 übergibt Oberbürgermeister Hans Walter Wild dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Alfons Goppel und seinem Kultusminister Dr. Ludwig Huber die „Universitätsgedenkschrift“ des Stadtrates Bayreuth. Archivfoto: Stiftung Bernd Mayer

Bayreuther bleiben gelassen

In seiner Glosse „Lektion über die Bayreuther“ schrieb Erich Rappl, langjähriger Chefredakteur des Bayreuther Tagblatts, im Jahr 1970:

Neuerdings träumt man davon, der Wagnerstadt einen weiteren zusätzlichen Glanz zu verschaffen: Bayreuth soll Universitätsstadt werden. Dass die Initiative dazu von Neubürgern, insbesondere von dem aus Würzburg stammenden, eminent rührigen Oberbürgermeister Hans Walter Wild ausgeht, liegt auf der Hand. Die Altbürger sehen auch dieser Entwicklung mit Gelassenheit entgegen. Doch werden sie, wenn es eines Tages so weit sein sollte, der Universität ganz ohne Zweifel wohlwollend Beifall klatschen. Und sie werden die neue, zusätzliche Würde ihrem Selbstbewusstsein ebenso einverleiben, wie sie das Ehrendiplom der Festspielstadt annektierten – und wenn sie gelegentlich darüber murren, protzeln, stöhnen und meckern. Denn das Stöhnen, Meckern und Klagen ist in Bayreuth ein Ausdruck allgemeinen Wohlbehagens, des Einverständnisses mit sich selber.

(Erich Rappl, Chefredakteur des Bayreuther Tagblatts)

Archivfoto: Stiftung Bernd Mayer

Ein Fackelzug geht durch die Stadt

Die Entscheidung für die Errichtung der Universität Bayreuth fiel am 14. Dezember 1971. Der Bayerische Landtag ab grünes Licht für die Universität Bayreuth, die im Endausbau über 9.000 Studierende aufnehmen sollte. Die Nachricht verbreitet sich in Windeseile. Aus Freude darüber formierte sich ein spontaner Fackelzug durch die Innenstadt. Erich Rappl beschrieb die Szenerie wie folgt:

Der gut und gerne tausend Meter lange Lichterbandwurm legte für eine halbe Stunde den Verkehr in der Innenstadt lahm. Doch gab’s diesmal kein Protestgehupe. Die Fahrer, deren Autos vor den Ampeln Schlange standen und die vielen, die sich das wandernde Lichterfest vom Gehsteig aus ansahen, wussten, worum es ging. Und wenn sie auch nicht jubelten oder applaudierten – was nun einmal nicht Bayreuther Art ist – so bezeugte doch mancherlei Grüßen und Winken eine Mitfreude, ganz besonders mit dem rechten Flügelmann an der Spitze des Zugs, der über zwei Jahre lange mit beispielloser Zähigkeit und äußerstem persönlichem Einsatz um den Erfolg dieses Tages gekämpft hatte: Hans Walter Wild.

(Erich Rappl, Chefredakteur des Bayreuther Tagblatts)

In seiner Autobiographie „Denk ich an damals“ erinnert sich Hans Walter Wild an diese Entscheidung:

Es war die wahrscheinlich bedeutendste stadtgeschichtliche Entscheidung im 20. Jahrhundert, die nur mit der Verlegung des markgräflichen Hofes nach Bayreuth und der Gründung der Richard-Wagner-Festspiele vergleichbar ist.

(Hans Walter Wild, Oberbürgermeister)


Text: Stephan Müller



Stephan Müller (53) ist Stadtrat, Hobbyhistoriker, freiberuflicher Journalist und Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte Bayreuths. Für das Bayreuther Tagblatt hat er sein Archiv geöffnet. Die besten Anekdoten gibt es immer wieder hier beim bt.

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