Bayreuth: Auf Streife mit der Sicherheitswacht

Die Polizei Bayreuth sucht aktuell nach neuen Bürgern für die Sicherheitswacht. Welche Aufgaben die Sicherheitswacht genau hat, welche Hotspots es in Bayreuth gibt und welche Rechte die Mitarbeiter haben, erfährt bt-Redakteurin Susanne Monz in einem Gespräch mit der Bayreuther Sicherheitswacht auf einem Streifengang.

Bindeglied zwischen Bevölkerung und Polizei

Klaus Müller, Stefan Schilling und Matthias Nastvogel laufen seit einigen Jahren Streife für die Sicherheitswacht. Da ihnen das Wohl der Stadt am Herzen liege und es ein guter Ausgleich zur Arbeit sei, haben sie sich bei der Polizei als ehrenamtliche Helfer gemeldet.

Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen der Bevölkerung und der Polizei. Mit unserer Arbeit können wir der Stadt aber auch der Gesellschaft etwas gutes tun. Zivilcourage ist das A und O.

(Stefan Schilling)

Im Herbst und Winter beginnen die drei ihre Schicht mit Anbruch der Dämmerung. Rund 25 Streifengebiete gebe es in der Stadt, welche Route sich die Ehrenamtlichen aussuchen, ist ihnen dabei selbst überlassen.

Matthias Nastvogel und seine Kollegen kennen die Brennpunkte von Bayreuth genau. Foto: Susanne Monz

Unsere Schwerpunkte liegen aktuell im Hofgarten, am Marktplatz, auf den Holzbrücken in der Austraße und Hindenburgstraße, auf den Schlossterrassen und am La-Spezia-Platz.

(Stefan Schilling)

Seit 2007 läuft Stefan Schilling Streife für die Sicherheitswacht. Im Laufe der Zeit wisse man auch, wo sich die „Brennpunkte“ Bayreuths befinden. Neben den Hotspots in der Innenstadt laufen die Mitarbeiter der Sicherheitswacht auch andere Stadtgebiete ab.

„Vor allem jetzt im Winter steigt die Gefahr für Wohnungseinbrüche in der Dämmerung. Dann laufen wir auch öfters durch die Wohngebiete“, so Klaus Müller. Auch Tiefgaragen seien zur Zeit ein beliebter Treffpunkt für Alkoholgelage.

20 Kilometer pro Schicht

Vier Stunden sind die Ehrenamtlichen um Stefan Schilling meistens unterwegs. Dabei spule man auch einige Kilometer ab. „Im Normalfall laufen wir so zwischen 15 und 20 Kilometern pro Schicht“, verrät Stefan Schilling. „Wer also bei der Sicherheitswacht mitmache möchte, muss gerne laufen und an der frischen Luft sein.“

Hauptaufgabe der Sicherheitswacht sei es, Präsenz zu zeigen. Oft helfe man auch Passanten, in dem man Auskünfte über den Weg gebe. Doch meistens gehe es darum, Situationen zu entschärfen. Egal ob Alkohol-, Drogenkonsum oder Vandalismus – die Sicherheitswacht versucht immer, solche Vorkommnisse aufzulösen.

Klaus Müller und Stefan Schilling laufen seit 2007 gemeinsam Streife für die Sicherheitswacht. Foto: Susanne Monz

Jedermann-Rechte

Grundsätzlich habe man die gleichen Rechte wie jeder andere auch. Darüber hinaus dürfen die Ehrenamtlichen die Personalien aufnehmen und Platzverweise verteilen. Ausgestattet sind die Angehörigen der Sicherheitswacht mit einer Kamera, zur Beweissicherung, einem Pfefferspray, einer Lampe und einem Funkgerät.

Mit dem Funkgerät haben wir einen direkten Draht zur Dienststelle der Polizei. Wie das funken funktioniert, lernt man in der Ausbildung.

(Matthias Nastvogel)

Tiefgaragen sind im Winter besonders beliebt als Umschlagsplätze für Alkohol- und Drogenkonsum. Foto: Susanne Monz

Mehr Infos zu den Rechten und der Ausbildung der Mitarbeiter bei der Sicherheitswacht gibt es hier.

Positives Feedback aus der Bevölkerung

Während dem Streifengang werden die Sicherheitswachtmitarbeiter immer wieder neugierig von Passanten begutachtet. „Jeder, der eine Uniform trägt, fällt erstmal auf. Das ist klar“, so Matthias Nastvogel. Doch bisher sei das Feedback aus der Bevölkerung immer positiv gewesen. Man schätze die Arbeit der Ehrenamtlichen, so Klaus Müller.

Natürlich komme es aber auch einmal zu Situationen, in denen Personen aggressiv werden. Dann versuche man die Gesprächspartner zu beruhigen und das Gespräch zu entschärfen.

Zu unserem eigenen Schutz tragen wir auch ein Pfefferspray bei uns. Bevor eine Situation eskalieren kann, verständigen wir aber die Dienststelle und fordern Verstärkung an. Doch das kommt selten vor.

(Klaus Müller)

Ina Richter: Das steckt hinter der Unternehmerin des Jahres

Ina Richter ist die Unternehmerin des Jahres. Vor vier Wochen wurde dieser Titel der Geschäftsführerin der suprima GmbH aus Bad Berneck von einer Jury aus Wirtschaft und Politik verliehen. Im bt-Interview verrät die 54-Jährige, wie ihr der Aufstieg zur Unternehmerin gelang und warum Frauen manchmal ein besseres Gespür beweisen als Männer.

Bettina Angerer, Verbandsbeauftragte des BVMW Bayreuth (links) mit Ina Richter, Geschäftsführerin von suprima GmbH (rechts) beim Unternehmerinnen-Award. Foto: Susanne Monz

Spielen, wo andere arbeiten

Schon als Kind konnte die heutige Geschäftsführerin Ina Richter in den Alltag des Familienbetriebs suprima GmbH hinein schnuppern. Das Unternehmen besteht nun schon seit drei Generationen. Zusammen mit ihren Eltern und Großeltern lebte die heutige Geschäftsführerin früher sogar in dem Gebäude, in dem auch jetzt noch produziert wird.

Die ganze Firma war wie ein Spielplatz für mich.

(Ina Richter, Unternehmerin des Jahres)

Später wurde Richter bewusst, dass sie beruflich in die Fußstapfen ihrer Mutter und Großmutter schlüpfen wolle. Die Ausbildung zum technischen Textil-Fachwirt war dabei der erste Schritt.

„Ich musste mal raus“

Für einige Jahre arbeitete Richter dann auch im familieneigenen Unternehmen, das neben textilen Produkten für die Pflege eine Zeit lang auch Kinderbekleidung herstellte. Doch die Unternehmerin, die sich selbst als freiheitsliebend beschreibt, wollte mehr sehen. „Mir war klar, dass ich raus musste.“

Also zog Richter an den Bodensee, machte eine Ausbildung zum Heilpraktiker und arbeitete als Trainerin im Bereich Persönlichkeitsentwicklung. Nach zehn Jahren endete der berufliche Ausflug dann wieder und die gebürtige Oberfränkin zog zurück in die Heimat.

Ich habe gemerkt wo meine Kompetenzen liegen und wollte zurück nach Oberfranken.

(Ina Richter, Unternehmerin des Jahres)

„Fühle mich für das Unternehmen verantwortlich“

Zum Umbruch kam es dann 2012 als Ina Richter die Hälfte der Anteile des Familienbetriebs zurückkaufte. Ab diesem Zeitpunkt übernahm die Mutter von zwei Kindern von ihren Eltern auch die Geschäftsleitung.

Der Übergang zur Geschäftsführerin fiel mir sehr leicht. Ich konnte Stück für Stück ins Unternehmen hineinwachsen. Das hat mir viel geholfen.

(Ina Richter, Unternehmerin des Jahres)

Ina Richter, Geschäftsführerin von suprima GmbH und Unternehmerin des Jahres. Foto: Susanne Monz

„Eine Frau in der Führungsposition ist heute ganz normal“

Als Frau an der Spitze eines Unternehmens zu stehen, sei für Ina Richter ganz natürlich. Bereits ihre Großmutter und Mutter hatten den Familienbetrieb geführt und sich in einer Position, die als „Männerdomäne“ bekannt ist, durchgesetzt.

Doch von einem Geschlechterkampf bekommt Ina Richter auch heute wenig zu spüren. Die suprima GmbH sei ein Familienbetrieb, in dem niemand ihre Kompetenzen anzweifeln würde. Nur bei Verhandlungen mit externen Partner könne sie spüren, welche Unterschiede es zwischen Männern und Frauen in Führungspositionen gebe.

Ich glaube, dass wir Frauen gefühlsbetonter in Verhandlungen gehen und hinter den ganzen Zahlen auch Schicksale und Menschen sehen. Da habe ich durch meine Art bei manchem Treffen schon einen neuen Aspekt hineingebracht.

(Ina Richter, Unternehmerin des Jahres)

Hausmeister in Meyernberg: Vom Buhmann zum Helden

Du erledigst all die Aufgaben, die auch in einem Privathaus anfallen.

So beschreibt Jürgen Meyer kurz und knapp seine Tätigkeit als Hausmeister in der Grundschule Bayreuth-Meyernberg. Botengänge, Reparaturarbeiten oder Winterdienst – sein Aufgabenfeld ist breit gefächert.

Rund um die Uhr im Einsatz

Meyers Tag beginnt offiziell um 7:15 Uhr und endet um 17 Uhr. Doch eigentlich ist der Hausmeister rund um die Uhr im Einsatz. Gerade im Winter gebe es viel zu tun. Fällt der erste Schnee, so startet Meyers Tag bereits um 4:30 Uhr morgens. Dank eines kleinen Traktors brauche der 47-Jährige dafür inzwischen „nur“ zwei Stunden. Das war früher noch anders.

Seit zehn Jahren haben wir einen kleinen Traktor. Das erleichtert die Arbeit ungemein. Früher habe ich mit der Hand geschort und war mindestens vier Stunden beschäftigt.

(Jürgen Meyer, Hausmeister an der Grundschule Bayreuth-Meyernberg)

Einsatzort von Hausmeister Jürgen Meyer: Die Grundschule Bayreuth-Meyernberg. Foto: Susanne Monz

Nach 17 Uhr ist der Tag noch lange nicht zu Ende. Die Turnhalle wird abends von verschiedenen Sportmannschaften, wie dem Basketball-Nachwuchs des BBC, genutzt. Auch in dieser Zeit muss Meyer anwesend sein. Trotz der langen Arbeitszeiten liebt der Hausmeister seinen Job.

Ich kann mir meine Arbeit selbst einteilen und mich selbst organisieren. Außerdem ist kein Tag gleich. Nur im Büro sitzen wäre nichts für mich.

(Jürgen Meyer)

Held der Kinder

Ist eine Lampe kaputt oder eine Toilette verstopft, ist Jürgen Meyer sofort zur Stelle und kümmert sich um die anfallenden Arbeiten. Zusätzlich erledigt der Bayreuther auch dreimal in der Woche Botengänge der Schule und bringt die Post in die Stadt. Auf die Frage wer ihn häufiger ruft, Lehrer oder Kinder kommt die Antwort prompt: „Die Lehrer“. Doch auch die Kinder selbst klopfen oft an seine Werkstatt-Tür.

Oft kommen die Kinder vorbei, bringen ihren kaputten Regenschirm oder andere Sachen mit und fragen ob ich es reparieren kann. Da wird man schnell zum Helden.

(Jürgen Meyer, Hausmeister an der Grundschule Bayreuth-Meyernberg)

Oft klopfen auch die Grundschüler an seine Tür und fragen, ob er persönliche Gegenstände der Kinder reparieren könne. Foto: Susanne Monz

Immer da, immer nah

Seit 2001 ist der gelernte Installateur an der Meyernberger Grundschule als Hausmeister tätig. Direkt auf dem Gelände befindet sich auch seine Hausmeisterwohnung – Segen und Fluch zugleich. Da es in der Vergangenheit vermehrt zu Einbrüchen kam, kontrolliert Jürgen Meyer auch abends das Gelände. „Das geht natürlich einfacher, wenn man direkt vor Ort ist“, so der 47-Jährige. Doch die Nähe zum Arbeitsplatz ist nicht immer von Vorteil. Privatsphäre und Feierabend hat der Bayreuther kaum.

Es kommt immer wieder vor, dass Eltern an einem Sonntagabend bei mir klingeln, weil ihr Kind etwas vergessen hat. Dass ich auch einmal Feierabend habe, wird oft vergessen.

(Jürgen Meyer)

Ruhe und Entspannung findet Jürgen Meyer erst, wenn er raus kommt. Dann schaut er sich Eishockeyspiele an oder unternimmt Ausflüge mit seiner Familie.

Es ist schwierig abzuschalten, wenn man jeden Tag direkt auf die Arbeit schaut.

(Jürgen Meyer)

So werden die weihnachtlichen Lichterketten in Bayreuth aufgefangen.

Weihnachtsdeko in Bayreuth: Mehr als nur aufhängen

Lichterkette in Bayreuth: In acht Metern Höhe arbeitet Martin Müller in der Bayreuther Innenstadt. Er ist einer der vielen Arbeiter, die die Weihnachtsdekoration in der Bayreuther Innenstadt aufhängen. Er ist für die Lichterketten zwischen den Häusern zuständig.

Lichterkette Bayreuth: Bei jedem Wetter

„Ich mache das schon seit 30 Jahren“, sagt Müller. Das wichtigste bei diesem Job: „Man darf nicht wetterempfindlich sein, denn es geht bei jeder Witterung raus.“ Schnee, Matsch, Regen, Sturm – alles hat es schon gegeben. Einen Tag aussetzen gab es bisher nicht, erinnert sich Müller. „Aber wir mussten es mal unterbrechen, als das Wetter zu wild wurde“, sagt er.

Die „Schutzgemeinschaft Lichterkette“ ist verantwortlich für diesen weihnachtlichen Schmuck in der Innenstadt. Dabei werden viele Firmen beauftragt, die Dekoration in der Bayreuther Innenstadt aufzuhängen. Mehrere Teams sind mit jeweils drei Mann unterwegs. Einer sichert den Verkehr, ein anderer hält die Leiter und der Dritte hängt auf, beschreibt Müller die Arbeit.

Lichterkette Bayreuth: An manchen Stellen bleibt es dunkel

Doch an einigen Punkten in der Innenstadt wird es dunkel bleiben. Der Grund: Die Geschäftsinhaber müssen für diese Lichterkette zahlen. Wer nicht zahlt, bekommt auch keine. So werden entweder Birnen herausgedreht oder ganze Ketten fallen weg.

Die Haken sind an den jeweiligen Häusern vorgegeben. Ab und zu müssten einige erneuert werden, aber das werde gleich mit erledigt. Bis zu acht Meter muss Martin Müller in die Lüfte. „Ja, man sollte schwindelfrei sein.“ Die Lichterketten hängen mindestens auf fünf Meter, „nur in den alten Straßen hängen sie teilweise auf 4,50 Meter.

Innenstadt Bayreuth: Ortskunde war gefragt

Früher war das aufhängen kniffliger als heute, erinnert sich Müller. „Die Geschäftsnamen standen auf den Ketten.“ Aber immer Laufe der Zeit war das Geschäft nicht mehr an dem Ort oder ist komplett verschwunden. „Mann musste schon Ahnung von Bayreuth haben. Wer sich da nicht ausgekannt hat, hatte keine Chance“, weiß Müller.

Bis zum 22. November müssen alle Lichterketten hängen. Dafür müssen die Mitarbeiter täglich acht Stunden arbeiten.

Die Simpsons: Dieser Bayreuther übersetzt die Kult-Serie ins Deutsche

Seit 2006 übersetzt der Wahl-Bayreuther Matthias von Stegmann die Simpsons ins Deutsche. Jede Aussage, jeder Witz und jede Pointe entstammt seiner Feder. Das Bayreuther Tagblatt hat mit dem Autor und Synchronregisseur über seinen Job bei den Simpsons gesprochen.

Die Qualität der Simpsons ist es – nach wie vor – viele Leute zu erreichen. Von jung bis alt.

(Matthias von Stegmann)

Matthias von Stegmann bei der Arbeit. Foto: Privat.

Ein Fan geworden

Inzwischen beschäftigt sich Matthias von Stegmann seit über 13 Jahren mit Homer, Marge, Maggie und Co. Sein Job ist es dabei, die Dialog- und Drehbücher vom Englischen ins Deutsche zu übertragen. Die Arbeit mache dem Wahl-Bayreuther Spaß. Er habe Freude am Humor von Homer, am nuancierten Charakter von Lisa und dem Charme der Serie.

Das war nicht immer so. Vor seinem Engagement bei der Serie habe von Stegmann die Simpsons natürlich schon gekannt. Ein Fan sei er damals allerdings nicht gewesen. Das habe sich geändert. 

Nicht ohne Grund hält sich die Sendung seit 30 Jahren. Bei manchen Witzen muss ich auch heute noch schallend lachen!

(Matthias von Stegmann)

Bei den Simpsons im Studio. Foto: Privat.

Man muss den Charakter der Figur treffen

Die Arbeit läuft dabei immer gleich ab. Zuerst bekommt Stegmann die aktuellste Folge digital zugeschickt. Beim Ansehen schreibt er dann den Dialog Satz für Satz mit. Wichtig dabei ist, dass der Sinn wiedergegeben werde. 

Am Wortlaut müsse man sich da nicht zu sehr orientieren, wichtiger sei da die Lippensynchronität, und dass der Charakter der sprechenden Person getroffen werde. Alles was man nicht sinnvoll ins Deutsche übertragen könne, müsse man neu erfinden. Dies gelte zum Beispiel für Sprichwörter, Redensarten oder kulturelle Besonderheiten. 

Mehr dazu

Ein bis zwei Tage pro Folge

Für das Übersetzen einer Simpsons-Folge benötige von Stegmann ein bis zwei Tage. Das liege auch immer daran, wer die Folge im Original geschrieben hat.

Bei Folgen mit vielen Wortspielen und um die Ecke gedachten Insidern dauert das Übersetzen einfach länger.

(Matthias von Stegmann)

Nicht nur in Springfield unterwegs

Auch wenn der Simpsons-Übersetzer nie eine Ausbildung zum Übersetzer oder Dolmetscher gemacht hat, ist er in seinem Job sehr gefragt. Schon vor den Simpsons hat er Sendungen wie Clueless oder Becker für das Fernsehen übersetzt. Neben seinem Job bei den Simpsons übersetzt der Wahl-Bayreuther seit Jahren auch Family Guy und, so lange es lief, Futurama.

In die Arbeit vertieft: Matthias von Stegmann. Foto: Privat.

Undercover im Simpsons-Forum

Von den Witzen verstehe er etwa 80 bis 90 Prozent auf Anhieb. Wenn nicht, müsse er recherchieren. Ein Anruf bei Freunden aus Amerika helfe dabei häufig weiter. Hilft selbst das nicht, dann könne es schon auch mal sein, dass er inkognito in einem amerikanischen Simpsons-Forum nachfrage. 

Irgendwie kriegt man es immer heraus, besonders bei den Simpsons. Bei Futurama war das teilweise schwieriger, weil manche Witze wirklich nur für Wissenschaftler verständlich waren. 

(Matthias von Stegmann)

Aber von Stegmann kämpfe sich auch da durch. Am Ende lese auch nochmal der zuständige Redakteur von Pro7, Tom Schneider, über den Text und gebe seine Gedanken wieder. Für von Stegmann, eine gute Sache.

Ich habe sehr gerne einen guten Redakteur an meiner Seite, denn vier Augen sehen mehr als zwei!

(Matthias von Stegmann)

Vom Eishockeyspieler zum Saunameister der Lohengrin Therme

Schon seit fast 20 Jahren ist Anton Doll Saunameister in der Lohengrin Therme. Davor stand er für den SV Bayreuth auf dem Eis. Regelmäßig in die Sauna zu gehen, gehört für den gebürtigen Rosenheimer schon immer dazu. Hier erzählt er, worauf er in der Sauna achtet und wie sich die Szene in den vergangenen Jahren verändert hat. Im Video über dem Text zeigt Anton Doll drei verschiedene Aufguss-Arten.

Anton Doll ist Teamleiter in der Lohengrin Therme. In der Sauna arbeiten etwa 20 Mitarbeiter. „Auch Studenten unterstützen uns“, sagt der 56-Jährige. Am Morgen werden die Saunen erst einmal gereinigt, auch die Sitzbänke. „Ab 9:30 Uhr heizen wir sie dann auf, weil ab 11 Uhr die ersten Besucher kommen.“ Gegen 21:45 Uhr werden die Saunen der Lohengrintherme über Nacht ausgeschaltet.

Neues Kapitel nach Eishockey-Karriere

Sauna in der Lohengrintherme. Foto: Carolin Richter

Anton Doll ist 1984 der Familie und des Sports wegen von Rosenheim nach Bayreuth gekommen. Auch während der Zeit als Eishockey-Spieler beim SV Bayreuth, ist er jeden Montag in die Sauna gegangen, nach dem Sport im Fitnessstudio. „Ich habe die Wärme gesucht, um Erkältungen vorzubeugen und den Herz-Kreislauf in Schwung zu halten. Auch für die Hautpflege ist die Sauna gut“, sagt Doll.

Nachdem er seine Karriere im Eishockey beendete, hat Doll im April 2000 in der Lohengrin-Therme angefangen. „Man braucht das Schwimmabzeichen in Silber“, erklärt er. Außerdem bekomme man Schulungen und Forbildungen zur Saunatechnik und zu gesundheitlichen Aspekten. „Ich bin froh, dass ich diesen Weg gehen konnte“, sagt er.

Anton Doll

Manchmal erlebt man auch Kurioses: Am Frauen-Sauna-Tag hat eine Gruppe schon einmal einen Kuchen unter einem Handtuch versteckt und in der Sauna auftauen lassen.

(Anton Doll, Teamleitung in der Lohengrintherme)

Belastbarkeit: Wie viele Aufgüsse man als Saunameister macht

Täglich gibt es im  30-Minuten-Takt einen Aufguss, abwechselnd in sieben verschiedenen Saunen. Insgesamt gibt es über 60 Aromen „Wichtig ist, dass jeder Mitarbeiter nicht öfter als einmal pro Stunde einen Aufguss macht. Am Tag sind es insgesamt drei bis vier.“, so Doll. Regelmäßig zu trinken, sei enorm wichtig. Nach jedem Aufguss kontrolliert das Saunapersonal die Anlagen. „Die regelmäßige Rundgang ob alles in Ordnung ist, ist Pflicht“, sagt er.

Entspannen bei Duftreise und Aroma-Pendel

Während man früher hauptsächlich aus gesundheitlichen Aspekten in die Sauna gegangen ist, bewegt sich der Trend immer mehr hin zu Entspannung, Verbundenheit mit der Natur und Geselligkeit in der Sauna.

(Anton Doll, Teamleitung in der Lohengrintherme)

Deswegen werden immer mehr ruhigere Klänge, natürliche Cremes und Peelings oder Gedankenreisen in die Saunagänge integriert. „Ich arbeite mit einem Aroma-Pendel, in dem das Eis langsam über dem Ofen schmilzt. Neu ist auch die Duftreise, bei der die Gäste eine Geschichte hören und ihnen im Verlauf verschiedene Düfte zugefechert werden.

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Monatlich wird jeweils um 17 Uhr ein Spezialaufguss angeboten: Im Oktober ist es zum Beispiel die „Weinlese“, ein belebendes Traubenaroma. Anton Doll plant alle Aufgüsse im Voraus an einem Board und notiert genau, wie sie durchgeführt werden sollen. „Alle Aufgüsse folgen einem konkreten Ablauf. Wieviel Flüssigkeit aufgegossen wird, ist für jede Raumgröße vorgegeben“, erklärt er.

Auch Menschen mit Handicap sind in der Lohengrin-Therme Willkommen. Foto: Carolin Richter

Was man als Saunameister mitbringen sollte

Wer in der Sauna arbeiten möchte, müsse verantwortungsvoll und vor allem pünktlich sein, so Anton Doll. Die Gesundheit und Sicherheit der Gäste stehe in der Lohengrintherme im Fokus. Menschen mit Handicap genauso Willkommen. „Vor jedem Aufguss stelle ich einen Eimer auf den leicht zugänglichen Platz“, sagt er. Damit er freigehalten bleibe.

Er rät: „Auf jeden Fall sollte man den Job gerne machen“. Das habe sich bei ihm auch in den vergangenen Jahren nicht geändert.

Ich gehe heute noch genauso gerne in der Sauna arbeiten, wie vor etwa 20 Jahren. Vor allem, wenn internationale Besucher während der Bayreuther Festspiele hier sind, mag ich das Flair. Das ist schon etwas Besonderes.

(Anton Doll, Teamleitung in der Lohengrintherme)

Home Office: zwischen Ruhe und Stress

medi ist einer der großen Arbeitgeber in Bayreuth. Von den ingesamt 1.700 Mitarbeitern am Standort, nutzen 190 aus dem kaufmännischen Bereich regelmäßig die Option, von zuhause aus zu arbeiten. Die Ergebnisse einer AOK-Studie zeigen auch Schwächen dieses Arbeitsmodells auf. Das Bayreuther Tagblatt hat mit medi darüber gesprochen, warum das Unternehmen Home Office anbietet und wie die Mitarbeiter langfristig ohne gesundheitliche Einschränkungen davon profitieren können.

Home Office als freiwillige Option

Foto: Pexels

medi bietet seit 2006 die Möglichkeit Home Office zu nutzen. „Die Nachfrage seitens der Mitarbeiter und Bewerber war da. Viele erwarten das inzwischen von der modernen Arbeitswelt“, erklärt HR-Manager Sascha Bohne. „Home Office zu nutzen ist hier individuell und freiwillig“, fügt er hinzu. Machbar sei es im kaufmännischen Bereich. Vor allem Mitarbeiter mit einem langen Arbeitsweg oder Mitarbeiter mit Kindern würden das Modell nutzen – jedoch immer in Absprache mit der jeweiligen Führungskraft.

Flexibel und eigenverantwortlich arbeiten

Laut Sascha Bohne, arbeiten 190 Mitarbeiter regelmäßig, an etwa ein bis  zwei Tage pro Woche, von zuhause aus. Dazu kommen weitere, die das Angebot nur vereinzelt in Anspruch nehmen. „Für das Unternehmen hat es den Vorteil, dass man so von Fachkräften profitieren kann, deren Wohnort weiter entfernt ist“, sagt er.

Mit Home Office möchten wir den Mitarbeitern ermöglichen, flexibel arbeiten zu können. Damit pflegt medi eine Vertrauenskultur und setzt außerdem auf eine gewisse Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter: das sorgt für Motivation.

(Sascha Bohne, HR-Manager bei medi)


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Risiko: Wenn die Grenzen verschwimmen

Wie eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK belegt, habe mehr als ein Drittel derer, die regelmäßig im Home Office arbeiten Probleme nach der Arbeit richtig abzuschalten. Dazu komme, dass ein Viertel sogar im Urlaub über Probleme am Arbeitstag nachdenkt. Die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem verschwimmen zunehmend: Die Befragten gaben zum Beispiel an, auch in ihrer Freizeit oder während des Urlaubs geschäftliche Anrufe oder Mails zu bekommen. Das spiegelte sich im gesundheitlichen Zustand der Betroffenen wieder: Mehr als die Hälfte klagte über Erschöpfung, Gereiztheit, Nervosität oder Schlafstörungen.

Sport und Ruhezeiten: Wie medi vorbeugt

Doch so weit muss es nicht kommen – dem stimmt auch HR-Manager Sascha Bohne zu. „Eine ständige Erreichbarkeit wird bei medi nicht erwartet und ist auch nicht gewünscht“, erklärt er. Natürlich greife bei den Mitarbeitern im Home Office ebenfalls das Arbeitszeitgesetz. „Sie haben die Möglichkeit die Zeiten mobil zu erfassen“, fügt Bohne hinzu.

Wichtig ist es, dass die Mitarbeiter und Führungskräfte immer im Gespräch bleiben, wie hoch die Belastung gerade ist und welches Arbeitsmodell ihnen guttut.

(Sascha Bohne, HR-Manager bei medi)

medi am Standort Bayreuth. Foto: Redaktion

medi engagiert sich für die Gesundheit der Mitarbeiter: Zum Beispiel gibt es Yoga-Kurse im Unternehmen, vor der Arbeit oder mittags. „Uns erreicht viel positives Feedback“, sagt Sascha Bohne.

Home Office ist kein Muss. Die Mitarbeiter können jederzeit wieder täglich im Unternehmen arbeiten. Manche finden zuhause keine Ruhe oder haben Schwierigkeiten eine stabile Internetverbindung herzustellen. Es ist wichtig, dass jeder für sich die optimalen Bedingungen findet.

(Sascha Bohne, HR-Manager bei medi)

Entspannt durch mobiles Arbeiten

Gerade laufe ein Pilotprojekt, bei dem digitale Arbeitsmöglichkeiten von zuhause oder unterwegs getestet werden, so Bohne. Dazu gehören zum Beispiel virtuelle Meetings über Video. „Wird ein Kind plötzlich krank, nimmt das bei vielen den Druck, wenn sie kurzfristig nach Absprache ins Home Office wechseln und so trotzdem an der Konferenz teilnehmen können“, erklärt er.

Simpsons- und Opernregisseur: Das ist Matthias von Stegmann

Der Bayreuther Matthias von Stegmann ist ein Multitalent. Ein Blick auf seine Wikipediaseite bestätigt das. Dort wird er als Schauspieler, Synchronsprecher, Dialogbuchautor, Synchronregisseur, Autor und Opernregisseur bezeichnet. In seiner Arbeit bewegt sich der Sohn einer Japanerin und eines Deutschen zwischen den Simpsons und den Bayreuther Festspielen.

Das Bayreuther Tagblatt stellt den 50-Jährigen im Porträt vor. In Teil 1 geht es um seinen Start im Mediengeschäft, seine Verbundenheit zu Bayreuth und seine bekanntesten Projekte. 

Schon als Kind im TV-Geschäft

Stegmann stammt ursprünglich aus dem Raum München. Dort begann seine Karriere in jungen Jahren. Schon als Zehnjähriger synchronisierte er Sendungen wie „Unsere kleine Farm“, „Die Bären sind los“ oder „Luzie, der Schrecken von der Straße“. Den Zugang zur Medienwelt bekam er durch seine Mutter, die selbst als Übersetzerin für das Fernsehen tätig war.

Die Zeit spielte Stegmann in die Karten. Gerade als er 18 wurde, brach in Deutschland der große Privatsenderboom aus, nachdem Mitte der 80er-Jahre der erste Privatsender der Bundesrepublik an den Start ging.

Plötzlich gab es in Deutschland so viele neue Sender und damit auch unglaublich viel Fernsehzeit zu füllen. Die Verantwortlichen haben händeringend nach Leuten gesucht.

(Matthias von Stegmann)

Matthias von Stegmann im Gespräch beim Bayreuther Tagblatt. Foto: Magdalena Dziajlo.

Quer durch die Medienlandschaft

Einer dieser neuen Medienmacher war Stegmann: Mit 19 Jahren schrieb er so sein erstes Synchrondrehbuch für das Fernsehen. Dabei geht es nicht bloß darum, den Inhalt der englischsprachigen Originale 1:1 zu übersetzen. Vielmehr müsse man dabei auch viel neu erfinden, Sprachebenen finden und Entscheidungen treffen. Ein Blick in Stegmanns Vita zeigt, dass er das zu beherrschen scheint.

Unter den von ihm betreuten Projekten finden sich der Blockbuster „The Sixth Sense“ mit Bruce Willis oder auch das Phantom der Oper von Andrew Lloyd Webber. Daneben arbeitet er seit 2006 als Dialogbuchschreiber und Synchronregisseur für die Zeichentrickserien Die Simpsons, Family Guy und Futurama.

Man kann Dinge nicht einfach aus der Fremdsprache übernehmen und stur übersetzen. Man muss die Figur der Vorlage verstehen und ihren Charakter dann möglichst genau ins Deutsche übertragen.

(Matthias von Stegmann)

Herausforderungen

So könne man die englische Redewendung „it’s raining cats and dogs“ nicht mit „es regnet Katzen und Hunde“ übersetzen. Vielmehr müsse man hier zum Beispiel ein „es regnet in Strömen“ daraus machen. Auch kulturelle Merkmale müsse man sich stets bewusst machen. Menschen in Thailand würden beispielsweise generell sehr laut sprechen. Bei der deutschen Adaption müsse man, um dieselben Aussagen zu treffen, die Lautstärke des jeweiligen Charakters herunterfahren.

Matthias von Stegmann im bt-Studio. Foto: Magdalena Dziajlo.

In Bayreuth zu Hause

Beruflich ist von Stegmann viel in der Bundesrepublik, aber auch im Ausland, unterwegs. Sein Heim hat er aber seit 15 Jahren in Bayreuth. Der Umzug in die Wagnerstadt erfolgte aus privaten Gründen, allerdings hatte er schon vorher Kontakte nach Bayreuth, weil er bei den Bayreuther Festspielen als Regieassistent und Spielleiter tätig gewesen ist. Daneben inszenierte er 2013 unter der musikalischen Leitung von Christian Thielemann Wagners Frühwerk Rienzi in der Oberfrankenhalle.

Stegmann genießt das Leben in Bayreuth. Insbesondere, weil er Oberfranken und die Menschen hier wahnsinnig gerne mag. Daneben sei die Region, bei schönem Wetter, in jedem Fall eine der schönsten Regionen Deutschlands.

Ich bin beruflich so viel in Großstädten unterwegs, dass ich es richtig genieße, wenn ich in eine schöne, übersichtliche Stadt wie Bayreuth zurückkomme.

(Matthias von Stegmann über Bayreuth)

Hinter den Kameras, abseits der Bühne

Ein Vorteil seiner Arbeit: Obwohl er im Mediengeschäft tätig ist, erkenne ihn auf der Straße kaum jemand. So könne er auch jedes Jahr freudig über das Oktoberfest laufen, ohne von den Leuten in Beschlag genommen zu werden. Darüber ist der 50-Jährige sehr froh.

Auch beim Inszenieren, dem Teil seiner Arbeit, der ihm am meisten Spaß macht, steht von Stegmann nicht im direkten Rampenlicht. Als Regisseur sei es für ihn das Schönste, dass er direkt mit den Menschen zusammenarbeiten kann. Dabei habe er sich natürlich in all den Jahren auch einen eigenen Stil geschaffen. Das sei ein bisschen wie bei einem Schreiner. Auch wenn viele dieselben Grundfertigkeiten hätten, würde am Ende jeder einen anderen Tisch machen.

In Teil 2 spricht das Bayreuther Tagblatt mit Matthias von Stegmann über seine Arbeit bei den Simpsons, Shitstorms und persönliche Vorlieben in der Fernsehwelt

Das ist Matthias von Stegmann

NameSteffen Berghammer
Geburtstag24. Februar 1987
VereinSchon immer und für immer HaSpo Bayreuth!
Lieblingsort in BayreuthDer Trimm-dich-Pfad 😉
Härtester GegenspielerIch bin mein eigener Endgegner
Größte ErrungenschaftIn einem Verein wie HaSpo Bayreuth Handball spielen zu dürfen
Mit diesen Mannschaftskameraden verstehe ich mich blindMit unseren Kreisläufern
Mein Ritual vor den SpielenMeine Nachbarskatze streicheln
Dieses Spiel würde ich gerne aus meinem Gedächtnis streichenDie Niederlagen gegen Team Jung beim Aufwärmkick (kommt aber seeeeeeehr selten vor)
Dieser Trainer war der härteste HundDefinitiv Berhard Müller
Bestes Lied aller ZeitenDas geheime, selbst komponierte Mannschaftsliedgut auf der Rückfahrt von Auswärtsfahrten
Das tue ich zum EntspannenSiehe Ritual vor dem Spiel
LieblingsessenHauptsache selbst gekocht
Meine Ziele mit HaSpoSpiel für Spiel gewinnen!
Mein VorbildMein Vater
LieblingsfilmIch schaue lieber Serien. Die Beste davon ist Shameless!

Kindheitstraum Tätowierer: „Geld ist mir nicht so wichtig, wie mein Gewissen“

Michael Müller aus Himmelkron hat ein Studio für Piercings und Tattoos und sich damit seinen Kindheitstraum erfüllt. Er ist gnadenlos ehrlich und sticht nur die Motive, die seiner Meinung nach zu den Personen passen und, die er technisch verwirklichen kann. An diesem Wochenende ist er Teil der International Tattoo Convention in Bindlach.

Mit Mutti-Zettel: Piercing ja, Tattoo nein

„Ich habe schon als Kind Menschen mit Tattoos bewundert“, sagt Michael Müller. Mit 15 Jahren hat er begonnen erste eigene Skizzen für Tattoos zu zeichnen. „Seitdem habe ich auch mein erstes Piercing. Damals habe ich sogar noch die Einverständnis meiner Eltern gebraucht“, erklärt er und lacht. Das Piercing an der Brustwarze sei kein Problem gewesen. Denn man hätte es ja leicht wieder herausnehmen können. Beim Thema Tattoo ist Michael allerdings erst einmal gegen eine Wand gelaufen: „Ein Tattoo bleibt eben für immer. Deswegen konnte ich meinen Wunsch erst mit 18 Jahren umsetzen“, so der heute 32-Jährige.

Wissen aus der Sanitäterausbildung

Um Piercings oder Tattoos zu stechen, gebe es keine offizielle Ausbildung. Er empfehle immer sich Feedback von Bekannten zu holen oder online nachzufragen, um herauszufinden, ob ein Studio taugt oder nicht. „Ich habe viel in anderen Studios  zugesehen und gelesen. Auch meine Sanitäter-Ausbildung hat mir da ein Stück weit geholfen, dass ich mich gut mit dem Körperaufbau und der Wundheilung auskenne.“

2007 hat sich Michael Müller seinen Traum erfüllt und sein Piercingstudio im Elternhaus eröffnet. In der Szene ist Müller als „Muli“ bekannt. So heißt auch sein Studio: „crazy-muli-piercing“. Inzwischen hat er den Laden jetzt im eigenen Haus in Himmelkron.

Tattoos sind eine Vertrauenssache. Die Menschen legen dir ihre Haut in die Hände.

(Michael Müller)

Schriften und Geometrisches

„Ich habe so lange gezeichnet, bis die Qualität gut war und mich beim Tattoo Stechen erst einmal an Freunden ausprobiert“, sagt er. Seit 2009 tätowiert er selbst. Muli hat viele Anfragen: „Heute mache vor allem die Anfragen, die mir Spaß machen.“ Er arbeitet mit einer Rotationsmaschine. Am liebsten sticht er Linien, Schriften oder Geometrisches in schwarz-grau. „Den Weg möchte ich beibehalten“, so Muli. Aber auch Oldschool und Newschool Motive, bei denen einzelne Flächen eingefärbt sind, gehören zu seinen Repertoire.

Foto: crazy muli piercing

Gewissen vor Cash

„Ich mache keine bunten Tattoos oder Realistik-Arbeiten“, gibt er zu. „Wenn jemand das möchte, verweise ich gerne auf einen meiner Tattoo-Kollegen“, erklärt er. Es bringe nichts das Geld einzusacken. So hätten seine Kollegen und die Kunden gleichermaßen etwas davon. Das Prinzip beruhe auf Gegenseitigkeit.

Geld ist mir nicht so wichtig wie mein Gewissen.

(Michael Müller)

Muli sticht außerdem nur die Piercings und Tattoos, die auch zu den Menschen passen. „Wenn ein Kunde einen Wunsch hat und ihm das rein gar nicht steht, sage ich das ehrlich“, fügt er hinzu. Wenn er im Gespräch merke, dass der Kunde noch unsicher sei, vereinbare er erst mal keinen Termin, ehe sich der Kunde wirklich sicher ist.

 

Foto: crazy muli piercing

Was mich befriedigt ist es, den Leuten eine Freude zu machen.

(Michael Müller)

Freunde weltweit: Auf Messen zuhause

Muli geht schon seit 20 Jahren auf Tattoo-Messen. „Es ist inzwischen wie ein Zuhause“, sagt er. Er treffe dort viele bekannte Tätowierer, die inzwischen zu Freunden geworden sind. Manche kommen aus Neuseeland, Australien, Amerika, der Türkei oder aus Japan. Am Samstag ist Michael Müller ab den Morgenstunden auf der International Tattoo Convention in der Bindlacher Bärenhalle. „Man kann sich dort spontan etwas stechen lassen oder einen Termin für die kommenden Wochen ausmachen“, erklärt er.

Multitalent Hausmeister: Es gibt immer was zu tun

Langeweile im Job kennt Lothar Höreth nicht. Im Gegenteil: Es gibt immer etwas zu tun. Lothar Höreth ist Hausmeister an der Alexander-von-Humboldt-Realschule – und das schon seit 25 Jahren. Der 52-Jährige war früher selbst Schüler an der Realschule. Seine Ausbildung zum Betriebsschlosser ist in seinem Job Gold wert. Höreth ist ein wahres Allround-Talent.

In seinem Dienstzimmer erledigt Lothar Höreth Verwaltungsaufgaben und Organisatorisches. Foto: Magdalena Dziajlo

Rund um die Uhr da

Tropfende Wasserhähne, verstopfte Toiletten, Schmierereien, Stromausfall: Höreth weiß sich immer zu helfen und ist immer an Ort und Stelle, wenn etwas repariert werden muss. Und: „Es macht mir einfach Spaß“, sagt der Hausmeister. Praktisch, wenn man da in der Hausmeisterdienstwohnung direkt auf dem Schulgelände wohnt. Ein kurzer Mittagsschlaf in der Pause, kein Problem. Doch das hat natürlich auch seine Schattenseite:

Der Nachteil ist, dass man auch mal am Abend, am Wochenende oder sogar im wohlverdienten Urlaub belästigt wird – von Fremden, Eltern oder Lehrern.

(Lothar Höreth, Hausmeister an der Alexander-von-Humboldt-Realschule)

Es sei schon vorgekommen, dass Eltern am Wochenende bei ihm geklingelt haben, weil die Tochter das Federmäppchen in der Schule vergessen habe. Ein weiterer Unterschied: „Während andere froh sind nach der Arbeit nach Hause zu kommen, bin ich oft froh, mit meiner Frau raus zu kommen.“

Kein Tag wie der andere

Nach Dienstende um 16 Uhr ist für den Hausmeister meist noch lange nicht Schluss. Von Montag bis Freitag nutzen Bayreuther Vereine ab 16.30 Uhr die Schulturnhalle. Die muss Höreth natürlich auf- und wieder zuschließen sowie die Halle nach dem Training kontrollieren. Hinzu kommen Schulfeste, Elternabende, Infoabende und andere Veranstaltungen zu denen der 52-Jährige da sein muss. Höreth kümmert sich auch um die Post, die er täglich ins Rathaus bringt und dort auch abholt. Mit der Zeit hat er seine Arbeitsabläufe optimiert, er weiß genau, wo er hin greifen muss und was zu tun ist, und setzt seine Prioritäten. Überall könne er ohnehin nicht sein.

Bei all den wiederkehrenden Aufgaben und Kleinigkeiten sei es sowieso schwierig, den Tag zu planen. Denn Unverhofft komme bekanntlich oft.

Ich habe es aufgegeben, zu planen. Wenn es nicht klappt, muss ich mich so wenigstens nicht ärgern.

(Lothar Höreth)

Oberste Priorität: Winterdienst

Im Winter hat das Räumen und Streuen für Höreth oberste Priorität. Statt um 6:30 Uhr beginnt sein Tag dann bereits gegen 4 Uhr. Bis die Schüler eintrudeln, müssen das Außengelände und vor allem die Hauptwege und die Treppe geräumt und gestreut sein. Besonders stolz ist der Hauseister auf seine Räummaschine, die ihm die Arbeit enorm erleichtert. Bei der Treppe muss er aber noch selbst die Schippe in die Hand nehmen.

Ebenso häufig im Einsatz sind gerade im Herbst der Laubbläser und der Besen. Den müssen übrigens auch die Schüler ab und an schwingen, wenn sie etwas angestellt und dafür bestraft werden. Dann heißt es: Hausmeisterdienst. Höreth findet das gut. „Das tut mehr weh. Ich sehe das als erzieherische Maßnahme.“ Ein Zettel an die Eltern sei gleich wieder vergessen. Wenn aber alle Freunde Schulschluss haben und ins Freibad gehen und nur der Schüler, der etwas angestellt hat, bleiben und arbeiten muss, rege das eher zum Nachdenken an, findet der 52-Jährige.

Ausgleich Sport

Obwohl sein Job als Hausmeister körperlich viel abverlangt und enorm viel Zeit in Anspruch nimmt, geht Höreth dreimal die Woche ins Fitnessstudio. Und das seit 18 Jahren.

Das ist ein guter Ausgleich und die Zeit nehme ich mir einfach.

(Lothar Höreth)