Festival junger Künstler: Von Tradition und zeitgenössischer Musik

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Heimat. Liebe. Fremde. Diese drei Wörter laden internationale, junge Musiker und ihr Publikum im August zum 69. Festival junger Künstler nach Bayreuth ein. Im Programm sind Seminare, künstlerische Workshops und Konzerte vor großem Publikum. Alle Veranstaltungen finden Sie auf der Homepage des Festivals junger Künstler.

Die ersten Händel-Festspiele fanden 1922 statt und wurden bis 1952 nur etwa alle zehn Jahre durchgeführt.
Mehrfach drohte das Aus für die Festspiele aufgrund finanzieller Engpässe – zuletzt im Jahr 2013, als sie aufgrund eines Hochwassers in Mitteleuropa abgesagt werden mussten. Die Erstattung von Sponsorengeldern, Ticketpreisen und Künstlergagen stellte eine großes Problem dar. Inzwischen zählt das Festival zu den beliebtesten Deutschlands und konnte 2018 mit 58.000 Besuchern einen neuen Besucherrekord aufstellen.

Auf dem Festival werden nicht ausschließlich Stücke Händels gespielt, auch die Werke ihm nahestehender Künstler haben ihren Platz bei den Festspielen in Halle.
Halle (Saale) ist die Geburtsstadt von Georg Friedrich Händel.
Händel gilt als einer der bedeutendsten Musiker der Geschichte und komponierte neben 42 Opern und 25 Oratorien unzählige Werke für Orchester, Kirche und Kammermusik.
Händel starb 1759 in London, also 63 Jahre vor den ersten Händel-Festspielen.
Händel Festspiele Halle

Erste Durchführung: 1922
Durchgeführte Festspiele: 70
Dauer der Festspiele: ca. 14 Tage
Anzahl der Besucher: 58.000
Einwohner des Aufführungsortes: 232.470

Das erste Beethovenfest fand 1845 statt, Beethovens 75. Geburtstag zu Ehren.
Zwei der, zur damaligen Zeit, bekanntesten Dirigenten konnten dafür verpflichtet werden: Franz Liszt und Louis Spohr. Der preußische König, die Queen und Alexander von Humboldt waren Gäste, kurz: es war DAS Gesellschaftliche Highlight. Extra für diese Veranstaltung wurde ein großes Festspielhaus aus Holz errichten – und danach direkt wieder abgerissen. Nach unregelmäßigen Festspielen, fanden sie ab 1931, bis in die Kriegsjahre hinein jährlich statt. Und so ist es auch heute wieder. 

Spannend: Nachdem die staatliche Finanzierung gestrichen wurde, organisierte die Bürgerinitiative Bürger für Beethoven von 1996–1998 den Beethoven-Marathon. Diese sicherten die Fortsetzung der Beethovenfests.

Ludwig van Beethoven selbst erlebte das erste Beethovenfest nicht mehr. Der aufgrund einer Krankheit taube Komponist starb bereits 1827, also 18 Jahre vor den ersten Festivitäten in Bonn.
Beethovenfest Bonn

Erste Durchführung: 1845
Durchgeführte Festspiele: ca. 50
Dauer der Festspiele: ca. 4 Wochen
Anzahl der Besucher: ca. 38.000 
Einwohner des Aufführungsortes: 314.000

Bachfest Leipzig

Das erste mal unter diesem Namen fand das "Bachfest Leipzig" 1908 statt.
Bereits zuvor fand es unregelmäßig unter den Namen "Bachwochen" oder "Bachtage" statt.

Erst seit 1999 wird dieses Klassikfestival jährlich unter einem neuen Motto durchgeführt, organisiert vom Leipziger Bach-Archiv.

Seit 2011 gibt es im Rahmen des Bachfests auch die BachSpiele Leipzig.
Ein Nachwuchswettbewerb der Jugendliche dazu aufruft möglichst kreative Bühnenstücke zum Leben Bachs zu schreiben und etwickeln.

2018 erreichte das Bachfest mit 161 Veranstaltungen und über 79.000 Besuchern zwei neue Rekorde.
Bach lebte von 1723 bis zu seinem Tod im Jahr 1750 in Leipzig.
Dort hatte er großen Einfluss auf die kulturelle Entwicklung der Stadt:
Unter anderem wirkte er als Thomaskantor an der berühmten Thomaskirche.

Faktencheck Bachspiele Leipzig

Erste Durchführung: 1908
Durchgeführte Festspiele: ca. 40 (teilweise unter anderem Namen
Dauer der Festspiele: ca. 10 Tage
Anzahl der Besucher: 79.000
Einwohner des Aufführungsortes: 545.000

Platz 2: Richard Wagner Festspiele Bayreuth

Die Bayreuther Festspiele sind weltweit bekannt und finden traditionell vom 25. Juli bis zum 28. August statt.
Jährlich wird dort ausschließlich eine Auswahl aus den letzten zehn Opern Richard Wagners aufgeführt.
Über einen langen Zeitraum hinweg waren die Tickets so begehrt, dass sie bereits 10 Jahre und länger im Voraus ausverkauft waren. 

Spannend: Das ursprüngliche Projekt wurde durch den Verkauf von Anteilsscheinen teilfinanziert. Jeder Käufer eines solchen Anteilsscheins erhielt einen garantierten Sitzplatz in drei Aufführungen. Dies gilt als die Geburtsstunde des heute so beliebten "Fundraising"

Richard Wagner persönlich rief die Festspiele in Bayreuth ins Leben.
Er wollte einen Rahmen schaffen, um selbst als Komponist, Dramaturg, Textdichter und Intendant seine Vorstellungen vom Gesamtkunstwerk zu verwirklichen. Eigens dafür wurde das Festspielhaus in Bayreuth errichtet. Wegen finanzieller Engpässe (streckenweise kam die Familie Wagner mit privaten Mitteln für die Durchführung auf) und aufgrund der beiden Weltkriege, konnten die Festspiele in insgesamt 33 Jahren nicht stattfinden. Seit 1951 gab es keine Unterbrechungen mehr und die Festspiele konnten jedes Jahr aufgeführt werden.
Faktencheck Richard Wagner Festspiele Bayreuth

Erste Durchführung: 1876
Durchgeführte Festspiele: 107
Dauer der Festspiele: ca. ein Monat
Anzahl der Besucher: 58.000
Einwohner des Aufführungsortes: 72.295
Promidichte: 
Stars als Besetzung:
Platz 1: Salzburger Festspiele

Die Salzburger Festspiele gelten (knapp) vor Bayreuth als die bedeutendsten weltweit.
Während die Richard Wagner Festspiele bewusst exklusiv gehalten werden: Nur relativ wenige Tickets, nur die Werke eines Komponisten (und von dem auch nur zehn ausgewählte), halten sich die Salzburger ihre Festspielinhalte offener.
Auch Neues ist erwünscht, solange es den hohen Qualitätsansprüchen genügt. Die Darbietungen finden in Salzburg nicht nur im Festspielhaus, sondern auch in Kirchen und auf öffentlichen Plätzen statt.
Max Reinhardt gilt als einer der Gründer der Salzburger Festspiele. Eines seiner Ziele war es Bayreuth zu übertreffen. „...das, was in Bayreuth, gruppiert um ein norddeutsches Individuum, Wagner, geübt wird, hier um ein ungleich komplexeres und höheres Zentrum, die Kunst Österreichs, herumzubauen…“ stand in seiner Konzeption.
Faktencheck Salzburger Festspiele

Erste Durchführung: 1920
Durchgeführte Festspiele: 98
Dauer der Festspiele: 6 Wochen
Anzahl der Besucher: 250.000
Einwohner des Aufführungsortes: 146.631

In Crossover-Projekten, Workshops und Konzerten erfahren die zahlreichen jungen Künstler ihr Verhältnis zur Liebe, zur Fremde, zur Heimat.

(Sissy Thammer, Intendantin)

Chöre und Musiker aus der ganzen Welt kommen nach Bayreuth, um sich miteinander zu vernetzen. Auf der Bühne stehen unter anderem das Youth symphony Orchestra of Ukraine, The Kibbutz String Ensemble – The Kibbutz Movement aus Israel, das Turkmenische Orchester und der Dominante Chor Finnland. Die vielfach ausgezeichneten Künstler stellen mit 450 Teilnehmenden aus 30 Nationen im August mehr als 80 Konzerte und andere Veranstaltungen auf die Beine. Ein neues Projekt in diesem Jahr wird „Klassik am Fichtelsee“ sein.

Den Auftakt zu einem Monat voller zeitgenössischer und traditioneller Musik machte am Freitagabend die feierliche Eröffnung des Festivals junger Künstler im Zentrum in Bayreuth.