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Coronavirus

Drosten warnt vor Lockdown im Herbst: Düstere Prognose für den Herbst und Horrorszenarien in Kliniken

Virologe Christian Drosten gibt erneut eine düstere Prognose für Deutschland ab. Ohne Lockdown werde es nach seiner Meinung nicht funktionieren. Das ist der Grund.

Der Berliner Charité-Virologe Christian Drosten bezweifelt, dass Deutschland allein durch Impfangebote eine akzeptable Impfquote in der Corona-Pandemie erreichen kann. Das sagte er im Podcast „Das Coronavirus-Update“ von NDR Info am 3. September 2021.

Eine Gleichgültigkeit in der Bevölkerung sei ein Grund dafür. „Mit Sicherheit“ braucht Deutschland im Herbst wieder Kontaktbegrenzungen. „Gelassen in den Herbst zu gehen, ist eine gewagte Vorstellung“, sagte der Wissenschaftler in der aktuellen Podcast-Folge.

Risiko für Ungeimpfte im Herbst

Auch die Situation in den Krankenhäusern werde sich zuspitzen. Drosten erklärte, dass es ein „riesiges Risiko“ für Ungeimpfte über 60 Jahre sei, ungeimpft in diesen Herbst zu gehen.

Mit einer Ansprache an die Bevölkerung werde die benötigte Impfquote nicht erreicht: „Und darum glaube ich, dass die Politik eine schwere Aufgabe vor sich hat und konsequent auch Entscheidungen treffen muss bald“, sagt Drosten im Podcast.

Bislang sind 61 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. Diese Quote sei nach aktuellen Zahlen im August um 10 Prozentunkte angestiegen. Nach RKI-Berechnungen müssen mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der Senioren ab 60 Jahren vollständig geimpft sein, damit eine ausgeprägte neue Welle mit vollen Intensivstationen im Herbst und Winter unwahrscheinlich wird.

Gleichgültigkeit beim Impfen in Deutschland

„Es ist leider nicht gelungen, diese Impfquote zu erzielen“, resümierte Drosten. Er selbst hatte auf 80 Prozent gehofft und ergänzt: Man könne sich theoretisch aus einer Pandemie herausimpfen. Dafür brauche man allerdings eine Quote von 90 Prozent.

„Es gibt eine grundsätzliche Offenheit. Ich würde nur ganz wenigen nicht geimpften Personen im Moment unterstellen, dass die jetzt vollkommen verrückte Geschichten glauben.“ In Deutschland gebe es eine Gleichgültigkeit.

Drosten erklärt den Unterschied zu Ländern mit einer höheren Impfquote wie Spanien oder Portugal: „Die haben eine schreckliche gesamtgesellschaftliche Erfahrung hinter sich. Viele Tote und einen richtigen Lockdown, wo man nur zum Einkaufen mit Begründung nach draußen darf, und auf der Straße patrouilliert das Militär.“

Druck auf Kliniken wird steigen

Für Kliniken malt Drosten erneut ein Schreckensszenario. Covid-19-Patienten müssten nach seinen Angaben um Behandlungskapazitäten mit anderen Kranken konkurrieren. Bei steigenden Inzidenzen werde es unter jüngeren Menschen Intensiv-Fälle geben, ergänzte Drosten.

Drosten geben die Erfahrungen aus England zu denken. Es habe dort mehr Klinikeinweisungen und auch Todesfälle gegeben als er vermutet hätte, sagte der Virologe. „Da bleibt noch mehr übrig an Gefahr zu sterben.“