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Politik

Bekommt Bayreuth ein neues Hochhaus? Politiker spricht von „Manipulation“

Das Postareal am Bahnhof soll umgestaltet werden. Ein „Urbanes Quartier“ ist geplant. Im Stadtrat wurde über die Gestaltung kontrovers diskutiert.

Wie wird das neue Postareal am Bahnhof in Bayreuth aussehen? Darüber diskutierte der Stadtrat in seiner Sitzung am Mittwoch (24. April 2021) – und das teils kontrovers. Es ging dabei häufig um ein geplantes Hochhaus. Auf der größten Baustelle Bayreuths wackelt aktuell der Termin der Fertigstellung.

Postareal in Bayreuth: ergebnisoffener Wettbewerb gefordert

Die deutsche Post plant eine teilweise Verlagerung ihrer Aufgaben an andere Standorte. Auf dem Areal selbst werde sie auch neue Flächen nutzen, wie die Leitende Baudirektorin der Stadt, Urte Kelm, berichtete.

CSU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stefen Specht eröffnete die Diskussion: ein ergebnisoffener städtebaulicher Wettbewerb sei für ihn absolut notwendig. Kelm attestierte er eine „seltsame Gleichgültigkeit“, weil sie das Postareal ohne einen solchen Wettbewerb durchdrücke.

Hochhaus in Bayreuth weiterverfolgen

Als Verfechter des Postareals mit dem vorgelegten Entwurf samt Hochhaus zeigte sich Thomas Hacker von der FDP. „Die Entscheidung beeinflusst die Stadtentwicklung und auch das Stadtbild maßgeblich“, so Hacker. „Und zwar positiv.“ Die ablehnende Haltung der Evangelischen Landeskirche gegenüber dem geplanten Hochhaus konnte er nicht nachverfolgen. Die Kirche solle sich vielmehr auf ihre Kernaufgabe und weniger auf Sichtachsen zur benachbarten Christuskirche konzentrieren, so Hacker.

Christopher Süss (JB) unterstützte ebenfalls den vorliegenden Entwurf. „Gerne auch mit Solitär“, sagte er mit Bezug auf das kontrovers diskutierte Hochhaus. Bei dem Postareal handelt es sich um eine „prominente Fläche, die so nicht alle ein bis zwei Jahre vorkommt“, sagte Süss.

„Manipulation“: Vorwürfe von Bayreuther SPD-Stadtrat

Für die Bebauung an sich sei wohl jeder Stadtrat, wie SPD-Stadtrat Dr. Christoph Rabenstein feststellte. Nur an der Art der Bebauung störte er sich massiv. Damit bestätigte er seinen Fraktionskollegen Thomas Bauske. Vielmehr fuhr er sogar schweres Geschütz gegen Baudirektorin Urte Kelm auf.

Zwei Varianten zum Areal seien 2019 vorgestellt worden. Nun gäbe es nur eine mit Hochhaus zur Entscheidung. Neue Dokumente zum Vorgang seien für Stadträte nicht zugänglich, dafür würden alte beigefügt. Rabenstein nahm an Kelm gerichtet sogar das Wort „Manipulation des Stadtrats“ in den Mund. Ihm zufolge hätte die Baudirektorin weder neutral noch objektiv berichtet. „Was soll das?“, fragte er mehrmals eindringlich.

Postareal mit Hochhaus: Bayreuth als „kleiner Mann auf Stelzen“

Mit dem Hochhaus auf dem Postareal sei Bayreuth ein bisschen Kleinstadt mit Charme, ein bisschen Mainhattan; ein bisschen von allem eben. Nur nichts konsequent. Er resümierte: „Kommt das Hochhaus, ist Bayreuth ein kleiner Mann auf Stelzen.“

Diesem Vorwurf trat Oberbürgermeister Thomas Ebersberger entgegen. „Es ist nicht so, dass niemand informiert worden wäre“, sagte er in Richtung Rabenstein. Ebersberger selbst befürwortete das Projekt. Ihm zufolge verschandle der 43 Meter hohe Turm das Stadtbild nicht.

Planungen in Bayreuth wie vor 20 Jahren

Andreas Zippel, Zweiter Bürgermeister der Stadt Bayreuth, nannte das Postareal „alles in allem ein gutes Projekt“. Für ihn hat der Entwurf jedoch einen großen Makel. „Den sozialen Wohnungsbau in lediglich einem Block unterzubringen, ist Wohnungsbau von vor 20 Jahren“, so Zippel in Richtung des anwesenden Investors. Das Projekt sei zwar gut, aber nur ohne solch eine Segregation. Er wünschte sich mehr Durchmischung bei der Sozialstruktur der zukünftigen Bewohner.

Lebhafte Diskussion ums Postareal sei „eigentlich klasse“

BG-Fraktionsvorsitzender Stephan Müller fand großen Gefallen an der lebhaften Diskussion. „Wir haben keinen Fraktionszwang ohne Taktieren. Trotz gleichen Parteibuches seien beispielsweise Oberbürgermeister Ebersberger und der CSU-Fraktionsvorsitzender Specht unterschiedlicher Meinung. Das ist eigentlich klasse.“ Seinen Stadtratskollegen Rabenstein rügte Müller jedoch für dessen Vorwurf der Manipulation gegenüber Kelm. Müller jedenfalls freute sich auf den städtebaulichen Wettbewerb.

So hat der Stadtrat in Bayreuth entschieden

Dem Antrag auf namentliche Abstimmung aus dem Plenum wurde stattgegeben. Bei 43 anwesenden Räten sprachen sich letztlich 15 Räte gegen die Fortführung des Bauleitverfahrens aus. Der Stadtrat stimmte dem vorliegenden städtebaulichen Entwurf des Architekten Greis vom 12. Januar 2021 zu.

Jürgen Lenkeit

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Jürgen Lenkeit